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VEGETATION

Die Vegetation der Azoren ist eine ziemlich spannende Mischung aus ursprünglicher Inselnatur, eingeführten Kulturpflanzen und teils überwältigender, aber nicht immer willkommener, Neophyten-Flora. Wenn viele der Besucher von der reinen, wunderschönen Naturlandschaft schwärmen, dann frage ich mich immer wo die waren.

Ja, es ist wirklich sehr schön hier auf den Azoren. Aber das, was man sieht, ist nur noch in sehr kleinen Resten ein Teil der einst ursprünglichen Natur. Die Azoren sind heute ein Kulturlandschafts-Archipel, in dem Natur und menschliche Nutzung eng verflochten sind. Wir haben immer unterwegs gewitzelt, weil man überall Menschen mit Maschinen wie Heckenscheren und Rasentrimmern sieht, die dem Grün überall den Garaus machen. Viel Raum nehmen heute eben Siedlungen, Gärten, Straßen, Picknickplätze und Aussichtspunkte ein und die müssen freihegalten werden von Wildwuchs. Viele Straßen sind sehr eng, das Klima ist warm und feucht, da muss das Gebüsch am Straßenrand vermutlich alle 3 Wochen nachgeschnitten werden, damit es nicht in die Fahrbahn wächst.

Seit der Besiedlung durch die Portugiesen im 15. Jahrhundert haben die Menschen auf den Azoren sehr stark in diese Natur eingegriffen und das in einer für Inselökosysteme typischen, schnellen und tiefgreifenden Weise.

Ursprünglich waren die Azoren zu großen Teilen von Laurissilva-Wald, also Lorbeerwald, bedeckt. Ähnlich sah es auf Madeira und den Kanaren aus. Typische Arten dieser atlantischen Nebelwälder sind: Azoren-Lorbeer (Laurus azorica), Azoren-Wacholder (Juniperus brevifolia), Azoren-Holly (Ilex azorica) und Azoren-Heide (Erica azorica). Die ursprünglichen Laurissilva-Wälder wurden aber seit dem 15. Jahrhundert großflächig abgeholzt, um Acker- und Weideland zu schaffen. Primärwald im eigentlichen Sinn gibt es kaum noch, der Großteil ist Sekundärvegetation oder Wiederaufforstung. Dafür sind viele Landschaften jetzt reich an Halbnatur. Gebiete, die zwar verändert sind, aber dennoch wertvolle Lebensräume bieten, oft mit endemischen Arten.

Nebelwälder findet man heute nur noch in höheren Lagen und in Schutzgebieten, wie zum Beispiel im Zentralmassiv von São Miguel, im Zentralgebirge von Pico und São Jorge oder im Hochland von Flores. Sonst, soweit das Auge reicht, große Flächen für die auf den Azoren so wichtige Milchwirtschaft und für den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten wie Mais, Weizen, Yams, Süßkartoffeln, Wein, Ananas und sogar Tee und Kaffee. Die vulkanischen Böden sind jung und sehr fruchtbar.

Dann folgte die Einführung fremder Pflanzen und Tiere: Schweine, Ziegen, Rinder, Hühner und Katzen wurden ausgesetzt mit gravierenden Folgen für Boden, Vegetation und Vogelwelt. Das milde, feuchte Klima erlaubte auch die rasche Einbürgerung und Verbreitung vieler Zierpflanzen. Hortensien in blau, rosa, weiß prägen im Sommer das Landschaftsbild. Kamelien, Ingwerlilien, Pittosporum und Akazien verdrängen teilweise endemische Pflanzen und tragen wesentlich zum neuen Landschaftsbild bei. Eine traurige Rolle bei diesem Verdrängungswettbewerb spielt vor allem die Ingwer-Lilie, auch Girlandenblume genannt (Hedychium gardneranum). Diese gedeiht so gut, daß sie in vielen Landschaftsbereichen bereits völlig dominant ist und anderen Pflanzenbewuchs unterdrückt. Schnell wachsender Bäume wie die Japanische Sicheltannen (Cryptomeria japonica) oder Eukalyptus wurden großflächig als Nutzholz angebaut.

Trotzdem und weil die Azoren so isoliert sind, gibt es immer noch viele endemische Arten, die nur hier vorkommen. Über 70 endemische Pflanzenarten sind bekannt, obwohl ein Großteil der heutigen Flora vom Menschen eingeführt wurde.

Seit dem Jahr 2003 erforscht die Azorean Biodiversity Group die Artenvielfalt der Azoren und ist seit 2008 online. Auf der Seite findet mit viele Beschreibungen, Bilder und Verbreitungskarten.










Fajãs

Es gibt einige Begriffe, die man meist nur hier hört, ein schönes Beispiel ist zum Beispiel das Wort Fajã, ein Landschaftsform meist mit besonderer Vegetation.

Es ist ein auf den Azoren und Madeira gebräuchlicher Begriff für küstennahe Felsabrüche von Lavagestein, eine ganz besondere Landschaftsform, die typisch für einige Azoreninseln ist. Vor allem auf São Jorge gibt es viele davon. Das Wort wird als solches auch in den Ortsbezeichnungen gebraucht wie die Praia da Fajã auf der Insel Faial.

Es gibt aber Unterschiede in der Entstehung dieser Landzungen: die Erdrutsch-Fajã und die Lava-Fajã. Erstere entstehen durch Hangrutschungen oder Felsstürze an den Steilküsten, manchmal auch nach Erbebeben. Dadurch wird Gestein und Erde ins Meer transportiert. Das Material lagert sich vor der Steilküste an und bildet eine flache Küstenplattform.

Nach einem Vulkanausbruch erreichen die frischen Lavaströme ebenfalls das Meer, erstarren dort und schaffen so neues, flaches Land. Ein Beispiel dafür ist die Mysterio de Prahina an der Nordküste von Pico, welche bei einem Vulkanausbruch 1563 entstand.

Der Boden hier unten ist fuchtbar durch die vulkanische Erde, viele dieser Landzungen haben sogar ein eigenes Mikroklima: Meistens ist es hier wärmer, windgeschützter und feuchter als im Hochland darüber. Hier unten wachsen dann Bananen, Wein, Kaffee, Süßkartoffeln, Yams und verschiedene Gemüse. Richtig gelesen, auf den Azoren wächst sogar Arabica-Kaffee. Allerdings in sehr kleinen Mengen und fast ausschließlich auf der Insel São Jorge, genauer gesagt im Dorf Fajã dos Vimes an der Südküste. Fischfang wird auf den Fajãs ebenfalls von kleinen Naturhäfen aus betrieben.

Der Zugang ist jedoch meist schwierig, oft sind Häuser und Felder unten an der rauhen Meeresküste nur über steile, kurvige Straßen erreichbar. Manche sind sogar nur zu Fuß oder per Boot zugänglich. Einige Fajãs sind aufgrund zu erwartender weiterer Erdrutsche oder Felsstürze mittlerweile nicht mehr bewohnt. Die Felder werden zwar noch bewirtschaftet, aber in den verlassenen Häusern will aus Sicherheitsgründen niemand mehr übernachten.










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