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In den balinesischen Dörfern ist die Gesellschaft in verschiedene Kasten eingeteilt. Balinesen untereinander fragen eher nach ihrer Kaste als nach ihrem Namen. Dann weiß man, welche Sprache man benutzen muss und ob man an einem niedrigeren Platz zu sitzen hat.
Es gibt drei Adelskasten, die triwangsa. Die höchste ist die der brahmana, darin sind Gelehrte und Priester. Dann folgen die satria, das sind heute die Nachkommen der ehemaligen Könige und Herrscherfamilien. Die nächstangesehene Kaste sind die wesia, die aus Kriegern, Angehörigen des niederen Adels und Beamten des Königs besteht. Die adeligen Mitglieder tragen verschiedene spezielle Titel wie Gusti, Abkömmling der Kriegerkaste oder Ida Ayu und Ida Bagus, Frau oder Mann aus einer Brahmanenfamilie. Zusammen stellen diese drei Kasten nur einen sehr geringen Teil der balinesischen Bevölkerung, unter 10%. Sie leben hauptsächlich in den Küstenregionen der Insel.
Am unteren Ende der gesellschaftlichen Hierarchie auf Bali gibt es keine Kaste der Unberührbaren (paria) wie zum Beispiel in Indien. Hier steht die Kaste der Bauern und Handwerker, der sudra. Der Großteil der Bevölkerung, mehr als 90%, ist Angehöriger dieser Kaste.
Auch innerhalb einer Kaste bestehen sehr ausgeprägte Statusunterschiede. Es liegt ein tief verwurzeltes Standesbewusstsein vor, das sich auch gleichzeitig deutlich in der komplexen und komplizierten dreistufigen balinesischen Sprache niederschlägt.
Es gibt die Respektsprache und die Volkssprache. Durch diese Sprachen kann der Status ausgedrückt werden, den die Gesprächspartner in der Kastenhierarchie innehaben. Je nachdem, mit wem sich jemand unterhält, wechselt er sprachlich seinen relativen Standort. Für ein und dasselbe Wort gibt es also zwei verschiedene Ausdrücke. Daneben existiert noch das Mittelbalinesisch und Altbalinesisch, das heute nur noch von Priestern, Puppenspielern und anderen klassisch geschulten Balinesen gesprochen wird.
Die indonesische Nationalsprache ist Bahasa Indonesia und muss von allen Kasten beherrscht werden. Deshalb wird sie neben der lokalen Sprache in allen Schulstufen gelehrt und auch landesweit in diesem Riesenreich verstanden. Bahasa Indonesia ist eine aus dem Malaiischen entwickelte Kunsttprache, die wie Esperanto durch einfache Regeln leicht erlernbar ist. Auf Bali können viele Leute zumindest gebrochen Englisch, da die Insel für die Australier das Mallorca des Pazifik darstellt.
Sehr stabilisiernd für die balinesischen Gemeinden wirkt sich auch heute noch das überlieferte adat im Alltag der Dorfbewohner aus. Frei übersetzt kann man adat als Tradition, Sitte oder Brauchtum verstehen. Es ist aber eher ein sehr differenziertes Gewohnheitsrecht, das viele Bereiche im alltäglichen und nicht alltäglichen Leben eines Balinesen regelt, ihn sozusagen beherrscht. Adat gilt sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich.
Die zahlreichen Vorschriften des adat sind äußerst vielfältig und werden meistens im engeren Bereich des Dorf- und Gemeindelebens ausgeübt. Sie regeln Sitte und Anstand, aber auch strafrechtliche Angelegenheiten und wirtschaftliches und religiöses Recht. Festgelegt und beratschlagt wird das adat vom banjar, also dem Rat der lokalen, sozialen Gemeinde.
Es gibt spezielle adat-Zeremonien für alle wichtigen Lebenssituationen. Durch das adat findet eine Regulierung des gesamten religiösen Lebens sowie des allgemeinen Rechtsverhaltens statt. Adat bestimmt sowohl das Zusammenleben der Lebenden als auch deren Beziehungen zu den Verstorbenen. Zum Beispiel wird dabei die korrekte Kleidung für ein Tempelfest definiert, die man oben sehen kann.
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