Archiv : Infos und Bilder aus 2000
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| Pura Taman Pule |
Odalan heißt das Fest zum Jahrestag der Tempelweihe, dann besuchen die Götter diesen Ort. Es findet entweder alle 210 oder alle 360 Tage statt. Der Tempel wird rituell gereinigt, der Eingang mit Schirmchen verziert, die steinernen Figuren werden mit Tüchern geschmückt, man vertreibt gemeinsam die bösen Geister und festigt mit diesen Aktionen gleichzeitig die Bande der Dorfgemeinschaft. Am frühen Morgen findet meist ein Hahnenkampf statt.
Manchmal fährt man über Land und entdeckt dann plötzlich am Wegesrand eine Karawane Frauen, die kunstvoll drapierte Opfergaben auf dem Kopf zum Tempel tragen. Oder man kommt durch ein Dorf und die Hauptstraße ist mit meterlangen Bambusstangen geschmückt. Kunstvolle, geflochtene und geschnitzte Gebilde baumeln herab. Diese Stangen und ihr Schmuck heißen penjor und zeigen an, dass hier ein Tempelfest stattfindet. An der Farbe der aus Blättern geflochtenen Anhänger kann man erkennen, wann das Fest stattfand. Sind die Blätter hell und vertrocknet, ist es schon einige Zeit her. Sind sie zartgrün und frisch, kann eventuell man im Tempel nachzuschauen, ob gerade Zeremonien stattfinden.
Jeder Tempel auf Bali feiert an einem anderen Tag sein Odalan, irgendwo wird also immer ein Fest stattfinden. So hat man auch während eines nur 14-tägigen Aufenthaltes eigentlich immer die Möglichkeit, an einem der zahlreichen Tempelfeste teilzunehmen. Wenn der Zufall nicht zum Ziel führt, dann wird sicherlich irgendein hilfsbereiter Balinese einen Termin oder Ort kennen, an den er den neugierigen Touristen gerne als Fahrer und Führer begleiten wird...
Unbedingt beachten sollte man allerdings die Kleidervorschriften und die Tempeletikette, die ich auf einer anderen Seite näher beschrieben habe. Wer keinen Sarong und Tempelschal dabei hat und in Achselshirt und Shorts gekleidet ist, sollte besser auf einen Besuch verzichten.
Das schönste und größte Tempelfest konnte ich im letzten Urlaub im Mai 2000 fotografieren. Die Bilder auf dieser Seite und auch auf einigen anderen entstanden im Pura Taman Pule, dem größten Tempel im Zentrum von Mas. Nur durch Zufall erfuhren wir von dem Fest und machten uns sogleich mit einem gemieteten Fahrer auf den Weg.
Der Tempel steht an der Stelle der Wohnstätte des Hindu-Weisen Danghyang Nirarta, den die meisten Brahmanen auf Bali als ihren Vorfahren ansehen. Er war ein Priester aus Java, der im 16. Jahrhundert durch Bali reiste, mit dem Ziel, den Glauben zu stärken und die Religion neu zu organisieren. Er heiratete in Mas die Tochter des Rajas und wurde später weiser Ratgeber und oberster Priester des Königs von Gelgel.
Alle sechs Monate um Kuningam herum, einem wichtigsten Datum im Balinesischen Festkalender, findet hier im Tempel Pura Taman Pule ein fünftägiges Fest statt. Es ist eines der größten Ereignisse des Jahres und von überall auf Bali strömen die Gläubigen zum Tempel. Lange Prozessionen mit Frauen in traditioneller Kleidung ziehen die Straßen entlang, auf dem Kopf turmhohe Gebilde aus Früchten und Blüten balancierend.
Den Weg zum Tempel säumen Ess- und Marktstände und es gibt eine Art Jahrmarkt. Nachts finden hier Darbietungen aller Art statt, beim Feiern werden Balinesen niemals müde. Ankündigungen konnten wir entnehmen, das während der Festtage am Abend auch traditionelle Wayang Kulit-Aufführungen stattfinden, die wir leider um einen Tag verpasst haben. Auch Theatergruppen und Tänzer sorgen für spannende Unterhaltung.
Vom Tempel selbst bekommt man bei diesem Andrang von Besuchern nicht sehr viel mit. Es sind verschiedene Bereiche locker abgesperrt, um die Wege der Gläubigen zu entwirren, den es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. An mehreren Stellen finden Zeremonien statt, und man stellt sich am besten ruhig in eine Ecke und beobachtet nur das bunte Treiben. Aus Pietät will man ja auch nicht überall herumlaufen und sich möglichst unauffälling und bescheiden benehmen.
Lautsprecher beschallen die ganze Anlage. Mehrere Priester, die mit Mikrofon in einem erhöhten, offenen Pavillon sitzen, leiten das Gebet und tragen Geschichten aus heiligen Schriften vor. Im Inneren der Zeremonienbereiche wird von weißgekleideten Priestern heiliges Wasser über die in Gruppen wechselnden Gläubigen verspritzt und geweihter Reis verteilt.
Kinder, alte Leute, Männer und Frauen in festlichen Gewändern, Opfergaben, Gamelanmusik und eine festliche Stimmung beherrschen die Szenerie. Ein riesiger Banyanbaum steht mitten im Tempel. Der heiligste Punkt ist im oberen, östlichen Winkel des Innenhofs und für Nichtgläubige tabu.
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