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| Wasserscheide und ein Titan |
Nachdem wir den Waterton Lakes National Park besucht hatten, überquerten wir die Rocky Mountains auf dem einzig möglichen Weg in Richtung British Columbia: über den Crowsnest Pass. Die ist der südlichste Gebirgspass in den kanadischen Rocky Mountains und man fährt hier bis auf 1.356 Meter Höhe. Der Pass und der gleichnamige Highway wurden nach den Crow-Indianern benannt, die einst hier in dieser Region lebten.
Im Jahr 1898 wurde eine Zweigstrecke der Canadian Pacific Railway über den Pass gebaut, um die reichen Kohlevorkommen in den Berge zu erschließen. Ausgangspunkt für den Crowsnest Highway No. 3 ist die Stadt Pincher Creek, die wir nach kurzer Fahrt aus Richtung Süden über den Highway No. 6 und den Ort Twin Butte erreichten. Im Ort warben Schilder für das Oktoberfest in wenigen Wochen und die Landschaft rundum ist von sanften Hügeln und Farmland geprägt. Viele Pappeln sorgten jetzt im herbst für goldene Farbtupfer in der Landschaft und die hier grasenden Rinder wirkten fett und zufrieden. Da unser Kühlschrank noch gut gefüllt war, haben wir uns in der Stadt nicht lange aufgehalten und nahmen den Highway in Richtung Rockies. Eine große Windfarm wandelt hier die ständig wehenden Winde in Energie um - Pincher Creek ist die windigste Stadt Kanadas.
In der anderen Richtung endet der Highway in Medicine Hat nahe der Provinzgrenze zu Saskatchewan und mündet auf den Trans-Canada Highway 1.
Ab Bellevue wird es bergiger, direkt hinter dem Ort folgt dann Frank oder Frank Slide. Hier gab es am 29. April 1903 ein Dorf mit 100 Einwohnern, als sich ein schreckliches Unglück ereignete. Ein kompakter Gesteinsblock am Gipfel des Turtle Mountain rutschte ab und begrub einen Teil des Ortes unter sich. Insgesamt 30 Millionen Kubikmeter Fels stürzten ins Tal. Das entspricht in etwa 150 m in der Dicke, 425 m in der Höhe und 1010 m in der Breite. So entstand eine Schuttfläche von rund 3 km², die man heute am besten von modernen Informationscenter aus betrachten kann.
Das ganze Ereignis war nach weniger als 90 Sekunden vorüber und rund 70 Personen verloren dabei ihr Leben. Etwa 40 Gebäude, eine Straße und die Eisenbahnlinie wurden auf gut zwei Kilometer Länge dabei zerstört. Dieses Ereignis wird heute im supermodernen Frank Slide Interpretive Centre gewürdigt, hier wurde sichtbar sehr viel Geld verbaut.
Wir bezahlten den Eintritt von 9 Dollar pro Person, dafür wurden wir dann im Inneren mit modernsten Mitteln über jeden Mann und jede Maus, die damals ums Leben kamen, unterrichtet. Es gab Originaleaufnamen als Fototapete, diverse Filme, Animationen für Kinder, multimediale Ecken und viel Pathos. Da Frank im Jahr 1903 eine Station der Canadian Pacific Railway und die Leute hauptsächlich beim Kohlebergbau beschäftigt waren, hatte die Eisenbahn und die Kohleindustrie hier wohl kräftig mitfinanziert. Das Unglück war schrecklich und die Ausmaße durchaus beeindruckend bis heute, aber das hier war uns alles einen Tick zu viel und wir verließen das Center dann nach einem kurzen, einsamen Rundgang eher fluchtartig in der ersten Etage, um den drei Damen im Erdgeschoss an Kasse und Souvenirladen nicht noch einmal über den Weg zu laufen. Eine sehr interessante Seite zum Thema bietet die Alberta Geological Survey. Der Turtle Mountain wird seit dem Unglück ständig überwacht. Die Pfade rund um das Center boten schöne Ausblicke auf die Geröllfläche und an den Picknicktischen haben wir eine kleine Rast eingelegt.
Nach Frank Slide folgt man dem Tal und passiert die Orte Blairmore, Coleman und später den Crowsnest Lake. Kurz dahinter folgt die Passhöhe auf 1.358 Metern über dem Meer, der Pass liegt auf der Kontinentalen Wasserscheide. Der Crowsnest River, dem der Highway in Alberta die ganze Zeit folgte, mündet am Fuß der Rocky Mountains in den Oldman River. Auf der anderen Seite folgt man dem Tal des Elk River.
Die Aussicht von oben ist schön, das Infocenter neben dem Highway war im September leider schon geschlossen. Trotzdem sind wir auf den Hügel hochgefahren, denn von dort oben hatte man den schönsten Rundblick über das Tal und auf den Crowsnest Mountain. Bevor die Palliser Expedition im Jahr 1860 den Pass passierte, wurde er schon von Indianern genutzt. Der erste weiße Mann, der die gesamten rauen Berge von West nach Ost überquerte war Michael Philipps im Jahr 1873. Hier überquerten wir die Grenze von Alberta nach British Columbia. Nach einer eher unattraktiven Fahrt durch bewaltete Hügel erreicht man den Ort Sparewood im Elk Valley.
Der ganze Ort lebte einst nur von der Kohle, die Elkview Coal Cooperation erschloss das größte Kohlevorkommen von British Columbia. Irgendwann kam die Förderung dann zum Erliegen und die Narben in der Landschaft wurden renaturiert. Heute sind die Orte im Elk Valley ein Zentrum von allem möglichen Outdoor Aktivitäten. Hier legten wir dann noch einen kurzen Stopp am größten Truck der Welt ein.
Man kann den Terex Titan schon von der Straße aus sehen. Das grün-gelbe Monster wurde genutzt, um die Rohkohle und den Abraum zu transportieren, immerhin 350 Tonnen. Angeblich ist es der größte LKW der Welt, jedenfalls war es in seinen Einsatzzeiten der weltgrößte Muldenkipper. Er misst satte 20 Meter Länge und zwischen den Reifen kommt man sich winzig vor. 1990 hatte der Terex Titan seine Schuldigkeit getan und wurde von der Stadt Sparwood gekauft um dort permanent als Touristenattraktion ausgestellt zu werden. Direkt gegenüber befindet sich ein recht trostloses Einkaufszentrum.
An diesem Tag ging die Fahrt noch weiter über Fernie und Elko, dann über den Highway 93 in Richtung Norden durch das Columbia River Valley. Auf der Strecke mit vielen Bauarbeiten habe ich dann nur noch ein einziges Foto gemacht, bis wir das nächste Highlight erreichten. Dem schönen Fort Steele habe ich aber eine eigene Seite gewidmet.
Google Map zum Thema
Crowsnest Pass
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