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In der östlichsten Region von British Columbia liegt das breite Tal des Columbia River, begrenzt von den Bilderbuchbergen der mächtigen Rocky Mountains und der Purcell Mountains - wenn man sie denn sieht, was bei unserer ersten Durchfahrt nicht der Fall war. Es hat in Strömen geregnet und nach über 400 Kilometern Fahrt war das Wetter immer noch schlecht. Von den Bergen sahen wir gar nichts, die dunkelgrauen Wolken hingen bis runter ins Tal.
Später kamen wir auf dem Weg vom Waterton National Park im Süden hinauf in den Kootenay National Park noch einmal durch das Tal, diesmal bei schönstem Wetter und mit einer Übernachtung auf dem Spur Grouse RV Campingplatz bei Fairmont Hot Springs.
Mit einer Abflussmenge von etwa 7.500 m³/s im Jahresdurchschnitt und 1.953 Kilometern Länge ist der Columbia River der wasserreichste Fluss Nordamerikas mit der Entwässerungsrichtung Pazifik. Seine Mündung liegt in den benachbarten USA, auch etwa 1.199 Kilometer seiner Länge liegen innerhalb der Vereinigten Staaten.
Erst ein genauer Blick auf die Karte offenbart, was uns beim zweimaligen Bereisen des Tals entgangen ist: Der Columbia River fließt nicht von Golden aus in Richtung Süden in die USA, sondern nach Norden. Und die Hälfte des Tals bis zur Grenze begleitete uns nicht der Columbia River, sondern der Kootenay River. Dieser allerdings fließt sehr wohl nach Süden in die USA, um in einer Schleife etwas weiter westlich bei Creston wieder zurück zu kommen.
Der Grund dafür ist in den vier oder fünf fast parallel laufenden Mittelgebirgen zu finden, die sich zwischen Pazifik und den Rocky Mountains von Nord-Nord-West nach Süd-Süd-Ost erheben. Quer dazu gibt es nur wenige Pässe und teilweise haben sich dort steile Gletschertäler eingegraben. So werden die Flüsse zu großen Umwegen und Schleifen gezwungen. Über weite Strecken werden die Flußläufe zudem von tiefen Seen abgelöst, die hunderte von Kilometern lang sein können.
Am Columbia Lake in 820 Metern Höhe befindet sich das Quellgebiet des Columbia River in den südlichen Purcell Mountains. Am südlichen Endes dieses Sees liegt der Ort Canal Flats auf der flachen(sic!) Wasserscheide zum Kootenay River, der selbst von Nordosten aus den Rocky Mountains kommt. Dann folgt das Wasser einem breiten und sehr langen Tal, das einst ebenfalls von Gletschern geschaffen wurde. Auf den ersten 320 km strömt der Fluss den Graben in Richtung Nordwesten und durchfließt den Windermere Lake und die Stadt Invermere. In dieser Region, die in British Columbia als Columbia Valley bekannt ist, waren wir unterwegs. Dann erreicht man Radium Hot Springs. Das Freiendorf ist benannt nach den heißen Quellen und ist nur wenige Kilometer vom Kootenay National Park entfernt. Die Route durch den Nationalpark ist die Verbindung über die Berge in Richtung Banff und Jasper und weiter nach Calgary oder Edmonton.
Folgt man dem Fluss weiter, dann erreicht man 105 Kilometern hinter Radium Hot Springs den Ort Golden. Dieser Teil der Strecke ist besonders schön, denn hier verzweigt sich der Fluss in vielen Seitenarmen und ein großes Sumpfgebiet begleitet den Highway. Jenseits von Golden durchfließt der Columbia River den Kinbasket Lake und umrundet das nördliche Ende der Selkirk Mountains. Weil der Fluss hier abrupt wieder in Richtung Süden schwenkt, nennt man diese Region auch Big Bend Country.
Dann fließt er durch den Revelstoke Lake, durch die Arrow Lakes, bis Castlegar. Dort kommt die Vereinigung mit dem Kootenay River, der nach seinem Ausflug in die USA noch Zwischenstation im über 150 km langen Kootenay Lake gemacht hat. Südlich von Trail verbindet sich der Columbia River dann noch mit dem Pend Oreille River und verlässt dann 3 Kilometer weiter südlich Kanada in Richtung der Vereinigten Staaten.
Die Feuchtgebiete des Columbia River liegen an der Kreuzung von zwei Migrationsrouten zahlreicher Zugvogelarten. Das Columbia Valley beherbergt immerhin das größte zusammenhängende Marschland im westlichen Nordamerika und ist Lebensraum für mehr als 260 Vogelarten. Daher ist das Tal ein Eldorado für Vogelliebhaber. Das Blaeberry Valley nördlich von Golden bietet mit dem mit dem Howse Pass dem niedrigsten Übergang in den Bergen in dieser Region. Die ist somit die optimale Flugroute für Zugvögel, die von Nordosten nach Südwesten über die Rocky Mountains fliegen, von und nach Zentral Kanada und Nord Alberta.
Dazu kommt, dass hier drei geoklimatische Zonen, jede mit ihrem eigenen spezifischen Vogelleben, zusammen kommen. Man findet auf engstem Raum Feuchtgebiete, den Hauptarm des Flusses, trockene Hoodoos, durch Dämme oder Biberaktivitäten entstandene Marschen, Wälder und die hübschen Vorgärten auf dem Land. Dank dieser Vielfalt an Landschaftsformen gibt es eine außergewöhnliche lokale Vielfalt an Lebensräumen für die gefiederten Bewohner.
Bei unserem Besuch im Herbst hatten viele Vögel das Gebiet schon verlassen, außerdem ist bei heftigem Regen naturgemäß nicht sehr viel zu sehen. Trotzdem konnten wir noch eine große Gruppe Gänse beobachten, unten auf dem Foto zu sehen.
Doch wo Wasser ist, da leben auch viele andere Tiere. Die Region ist allerdings sehr zersiedelt, außer ein paar Rehen sahen wir hier nicht viele Wildtiere entlang des Highway. Der einst wilde und an Lachsen reiche Fluss Columbia River wird heute von Staudämmen zur Stromerzeugung und zur Kontrolle von Überschwemmungen sehr stark eingedämmt. Im Osten wird das Wasser auch zur Bewässerung verwendet, dadurch wurde die natürliche Lachswanderung unmöglich für die Fische. Wir konnten an unserem Campingplatz aber ein paar rote Lachse in einem Nebenarm entdecken, die wir zuerst für kleine Sockeys hielten. Auf Nachfrage teilten uns die Einheimischen mit, dass es sich um die kleinere Art handelt, die nur zur Laichzeit die intensive rote Färbung annimmt. Diese Lachse wandern nicht mehr von der Quelle zum Meer und zurück, sondern sie sind "land-locked" zwischen den zwei begrenzenden Staudämmen und haben sich an das Leben im begrenzten Flussteil angepasst.
Ein Kuriosum im südlichen Ende des Tals ist der Ort Kimberley, der einen Abstecher durchaus lohnt. Auch wenn wir an einem Sonntag im Regen vor Ort waren, die kleine Stadt in den Bergen von British Columbia nennt sich stolz "The Bavarian town in the Canadian Rockies", und da war noch genug Zeit für einen kurzen Besuch.
Zu Beginn der siebziger Jahre war Kimberley ein kanadisches Bergdorf wie so viele andere auch. Dann wurden die Bleimine und die Zinkmine geschlossen und die Bewohner mussten sich überlegten, wie man Touristen anlockt um Geld zu verdienen. Berge und Schnee gab es überall anders auch, aber Kimberley wollte anders sein als die umliegende Konkurrenz. Da der Anteil an Deutschstämmigen Bewohnern groß war, baute man das Dorf um nach dem Vorbild eines Skidorfs in den Alpen. Hier stehen die Häuser auch ausserhalb des Ortskerns tatsächlich etwas enger zusammen als in anderen Orten, die Straßen sind etwas enger und kurviger, und das Zentrum mit seiner Fußgängerzone(!) wurde "Platzl" getauft. Damit hatte man schnell Erfolg, denn nicht nur den kanadischen und amerikanischen Touristen gefällt es hier, auch die Deutschen kommen offenbar gerne um mal wieder Bratwurst mit Sauerkraut zum Preis von 10,95 Dollar zu essen.
Wir besuchten das Platzl wie gesagt an einem regnerischen Sonntag im Herbst, die Geschäfte hatten geöffnet, aber es waren nur wenige Besucher unterwegs. In der Fußgängerzone wird man vor verschiedenen Läden mit alpenländischer Volksmusik beschallt, es gibt ein paar Restaurants mit dem entsprechenden Angebot und ganz besonders fiel uns der Laden eines älteren Paares in prominenter Ecklage auf. Es stand zum Verkauf und war rundum mit bunten, kanadischen Wildtieren bemalt. Im Inneren gab es ein wildes Durcheinander an Kitsch und Krempel. Hier findet man Wollsachen "Made in China" neben dem CD Regal mit den Flippers und den Kastelruther Spatzen, dazu russische Babuschka-Puppen, chinesische Kimonos mit Drachen und Kuckucksuhren. Wobei man es in Kimberley insgesamt nicht so genau nimmt in der Unterscheidung zwischen Schwarzwald, Alpenland und China.
Wir drücken beim Kitsch ein Auge zu und finden es lustig und skurril, die Kanadier kommen hauptsächlich deswegen. Hauptanziehungspunkt im Zentrum ist die angeblich größte Kuckucksuhr der Welt. Sie ist fast vier Meter hoch und wenn man ein 25-Cent-Stück einwirft, geht das große Türchen auf und "Happy Hans" erscheint. Nein, kein Kuckuck, sondern das offizielle Maskottchen von Kimberley: Eine Puppe in Lederhosen mit Schnauzer, die jodelt und einen Bierkrug in der Hand hält. Typisch Deutsch eben, oh je. Nix wie weg aus Kimberley, noch verfolgt von Jodelmusik mussten wir im Auto erst mal ein wenig Led Zeppelin hören.
Video zum Thema
Google Map zum Thema
Kimberley im Columbia River Valley
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