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Größtes Problem bei der Auswahl eines Campers sind bei uns immer die zu kurzen Betten und die in Kanada ziemlich undurchsichtigen Nebenkosten. Selbst 10 Meter Camper haben oft nur 1,80 Meter lange Betten, kein schöner Urlaub für den 1,93 Meter langen Michael. Daher hatten wir uns beim ersten Urlaub für einen C19 von Cuise Canada entschieden.
Dieses mal sollte es etwas bequemer sein und für einige der geplanten Strecken brauchten wir nach Möglichkeit ein Allradfahrzeug. Wir konnten ja nicht ahnen, wie sehr sich diese Ausgabe für den Urlaub noch rentieren sollte, auf Grund des sehr schlechten Wetters in diesem Jahr.
Nach langer Recherche stießen wir dieses mal auf den Truck-Camper mit slide-out von Fraserway. Diese kanadische Firma hat einen guten Ruf auf Grund der Ausstattung und der Fahrzeuge, die nicht älter als 2 Jahre sind. Wir wurden nicht enttäuscht, auch wenn die Anmietung hier etwas teurer ist.
Gebucht haben wir das Ganze dann ziemlich früh über Canusa zum All-inklusive Preis. Der Preis lag bei 3.300 Euro für 18 Tage und durch die Anmietung und Rückgabe in Vancouver sparten wir Einweggebühren. Außerdem waren eine Zusatzversicherung, unlimitierte Kilometer und ein Küchen-Packet mit Geschirr ebenfalls schon im Endpreis enthalten. Frühe Abholung des Campers war ebenfalls möglich, dafür muss man bei anderen Anbietern extra ein "Early Bird Package" buchen. So relativiert sich der Preis schnell, man muss alles ganz genau vergleichen.
So ein Truck Camper erscheint ganz praktisch, denn eigentlich kann man die Kabine auf dem Campground absetzen und mit dem Auto davon fahren. So weit die Theorie, in der Praxis ist das verboten, man darf als Mieter die Stützen nicht verwenden.
Die Fahrerkabine ist bei diesem Camper vom Aufsatz getrennt. Auf der einen Seite muss man immer nach hinten, wenn man kurz in Innere will. Auf der anderen Seite ist es vorne viel leiser, weil nichts im Hintergrund klappert und es wird bei Kälte auch viel schneller warm.
Die Zugaschine war hier ein Ford Truck F-350 mit V8 Diesel-Motor. Es gibt alles, was man in einem Auto erwarten kann: vielfach zu öffnendes Dachfenster, Tempomat, Automatikgetriebe, ABS, Klimaanlage, Sitzheizung, Aircondition, Sitz-Aircondition und Anzeigen für Allrad mit Steigungs- und Neigungswinkel. Es gab sogar einen eingebauten 120-Volt Wandler für unsere ganzen Ladegeräte.
Der Wagen sieht mit dem Aufbau recht klein aus, weil die Verhältnisse unseren Gewohnheiten in Europa entsprechen. Dabei ist der F-350 SuperDuty Pickup-Truck ebenso ein Koloss wie der Aufbau: insgesamt 2,51m breit und 3,98m hoch, das sind LKW-Abmessungen. Ein Gesamtgewicht von 5,3t, im Motorraum stecken 2 große Batterien und 2 Lichtmaschinen, darunter ein 6,7l Achtzylinder Turbodiesel mit 450 PS und über 1000 Nm Drehmoment, gezämht durch die 6-Gang-Automatik. Selbst bei 12% Steigung auf dem Highway wird man beim Beschleunigen den Berg hinauf noch kräftig in den Sitz gepresst, dazu muss man das Gaspedal noch nicht einmal ganz durchtreten. Der Allradantrieb kann im High- und Low-Modus elektrisch zugeschaltet werden, dazu wechselt man am besten im Stand in die Neutral-Stufe.
Der Kraftstofftank fasst geschätzte 180 Liter. Kraftstoffverbrauch war ca. 18,5 Liter/100 km, die AddBlue-Füllung reicht wohl für 8.000 km. Das ist ebenfalls wie bei einem LKW. Entsprechend ist der Wendekreis gigantisch und die Bremsen zwar wirksam, aber doch etwas weich. Bei mancher roten Ampel wurde die Haltelinie um 2 Meter verpasst.
Kritisch ist die weiche Federung der Hinterachse. Ein Schlagloch im Schrittempo bringt den hohen Aufbau stark zum Schwanken, die beliebten Doppel-Schlaglöcher an den Zufahrten zu Aussichtspunkten führen leicht zu so starkem Pendeln, das uns zweimal die Teller aus dem Küchenschrank geflogen sind.
Die Kabine betritt man hinten über eine ausklappbare breite Treppe, der Haltegriff ist meist überflüssig. Den slide-out mit der Essecke und dem Kühlschrank hat man elektrisch in 20 Sekunden ausgefahren. Unten auf meinem eigenen Video in Echtzeit zu sehen. Im Inneren ist es dann sehr geräumig, mit einer runden Sitzbank. An der Endposition kann man den slide-out durch das Herausfahren auch ein wenig nach oben drücken, so das der Tisch waagerecht ist, falls man mal etwas schief steht. Mit eingefahrenem slide-out kommen nur sehr dünne Menschen ins Innere, aber um nach dem Einkauf etwas in den Kühlschrank zu legen muss man ihn nur ein Drittel ausfahren. Uns hat die Prozedur nicht gestört.
Der Strom wird beim Fahren aufgeladen, ausserdem gibt es auch dem Dach noch ein Solar Paneel, falls man man irgendwo länger stehen bleibt. Im einem Seitenfach Außen stecken zwei große Akkus für die Stromversorgung des Aufbaus. Der Frischwassertank fasst 142 Liter, der Brauchwassertank bis zu 136 Liter und der Schmutzwassertank 106 l Liter.
Kommerzielle Campingplätze und auch viele Provincial Parks verfügen über eine Dumping Station, an der man Abwasser und Toiletteninhalt entsorgen kann und Frischwasser auffüllen. Dumpen ist bei diesem Fahrzeug sehr einfach, der Schlauch dazu befindet sich in einem Kunststoffrohr unter der Stoßstange. Die Sperrhebel für die Tanks befinden sich hinter einer Klappe unter der Eingangstür. Dort zieht man zuerst den Griff für das Toilettenwasser (Body Waste) und der Inhalt strömt durch den Schlauch heraus. Griff wieder reindrücken und dann den zweiten Griff ziehen, dann wird mit Brauchwasser (Liquid Waste) nachgespült. Fraserway liefert sogar Gummihandschuhe zum Festhalten und Befestigen des Schlauchs mit. Tipp: Den Ablass-Schlauch bei der Übernahme genau prüfen, er darf keine Risse oder Löcher haben, auch die beiden Haken zum Einrasten am Ablass-Rohr müssen vorhanden sein. Bei Beschädigungen nach einem neuen Schlauch fragen - es ist normal, das die oft kaputt gehen.
In einem Außenfach gab es an diesem Camper gleich zwei Propangasflaschen, die einfach per Hebel umzuschalten waren wenn eine leer war. Man kann man sie an vielen Tankstellen nachfüllen lassen oder tauschen. Wir mussten dieses Mal sehr viel Heizen, dazu kam das tägliche Kaffekochen am Morgen und am Abend Essen kochen sowie Warmwasser für den Spülkram und das Waschen. Eine Gasflasche haben wir nach 6 Tagen auffüllen lassen, denn sie war schnell leer. Die zweite haben wir 5 Tage danach getauscht, weil auch diese leer war. Anscheinend waren beide bei Übergabe nicht voll, denn mit der frisch gefüllten sind wir für den Rest des Urlaubs locker ausgekommen, obwohl wir mehr gekocht und auch gebacken haben. Wenigstens bleibt man durch die Möglichkeit zum Umschalten nicht irgendwo im Wald ohne Heizung stehen.
Die Kabine wirkt von aussen viel kleiner, dabei ist das Gefährt riesig. Der Aufbau hat innen eine Stehhöhe von 1,97 Metern. Die Länge beträgt 7,60 Meter, die Breite 2,50 Meter und wenn man den slide-out komplett ausgefahren hat ist es innen 3 Meter breit. Die Gesamthöhe von fast 4 Meter ergibt sich auch durch die Schutzkuppeln über den zwei mittleren Dachluken, da kann man auch bei der Fahrt lüften und es regnet nicht herein.
Auf der Seite von Fraserway gibt es ein Video und Bilder zum Fahrzeug. Auch unten auf dem Video ist die Inneneinrichtung gut zu sehen.
Wenn man den Camper betritt bietet sich mit der ausgefahrenen Sitzecke ein schönes Raumgefühl. Wir haben uns im Inneren sehr wohl gefühlt. Alles war in verschiedenen Brauntönen eingerichtet, was uns eigentlich gar nicht gefällt. Grau und etwas heller wäre noch freundlicher gewesen, aber nach ein paar Tagen hatten wir uns daran gewöhnt. Die Farbgebung war jedenfalls recht unempfindlich.
Auf der rechten Seite befindet sich die Küchenzeile, es gibt einen 3-flammigen Gasherd und einen richtigen Backofen, der auch ohne Stromanschluss mit Gas funktioniert. Sehr oft hatten wir am Campground keinen Strom und haben trotzdem alles genutzt. Die Spüle hat zwei Becken und zur Ausstattung gehören auch Spüli und diverse Lappen und Putzschwämme. Die Küchenschränke schließen gut, nur zweinmal ist durch heftiges Geschaukel an einer Zufahrt zu einem Aussichtspunkt ein Oberschrank aufgegangen und die aufeinander gestapelten Teller aus Glas-Porzellan sind durch den Camper geflogen. Beim zweiten Mal waren zwei Teller kaputt und in viele, winzige Scherben zersprungen. Danach waren wir schlauer und haben immer das Schneidebrett hochkant davor gestellt.
Der Kühlschrank neben der Sitzgruppe ist groß genug für Vorräte für einige Tage, links ist er geöffnet zu sehen - am vorletzten Tag mit wenig Inhalt fotografiert, davor war er immer ziemlich voll. In die Tür hier passen locker die dicken 2 Liter Milchpackungen. Dazu gibt es ein großes Extra-Gefrierfach, für Eis war es uns leider zu kalt. Aber Tiefkühl-Gemüse war als Beilage wesentlich günstiger und leichter zu verarbeiten. Auch dieser Kühlschrank läuft auf Gas und schaltet sich automatisch um, wenn der Camper mal an 120 Volt angeschlossen ist.
Die Heizung brauchten wir in diesem Herbst auf jeden Fall, denn Nachts wurde es empfindlich kalt und das nicht nur hoch oben in den Bergen. Minus 2°C hatten wir am Abend und waren über Nacht mehrmals eingeschneit. Hier gab es eine richtige Luft-Heizung mit mehreren Augängen: zwei in der Küche, einer im Bad und einer am Fußende des Bettes. Das Gebläse arbeitet mit Thermostat, an die Geräusche etwas alle 15 Minuten hatte man sich aber irgendwann gewöhnt und wachte davon nur selten mal auf.
Die Nasszelle ist hier ziemlich eng und gleichzeitig Dusche und Toilette. Es gibt einen Spiegelschrank, in dem man Kleinigkeiten verstauen kann und einen Duschvorhang, der die Holztüre, die Handtücher und die Klorolle beim Duschen schützt. Ein Ventilator in der Dachluke sorgt für frische Luft und ein nach oben gewölbtes Plastikdach für Stehhöhe. Bei Fraserway gab es genug Chemie für die Toilette, in dem Beutel waren 5 kleine Duft-Kissen zum Einwerfen in die Toilette, damit sind wir genau ausgekommen in 3 Wochen und mussten nichts zukaufen.
Gemütlich und schön groß mit ca. 160cm x 196cm ist hier das Bett. Hier brauchte man am Abend nichts mehr aufbauen und konnte sich gleich schlafen legen. Sogar Michael konnte sich bequem darin ausstrecken, da am Fußende noch eine Handbreit Abstand zur Badezimmerwand war. Direkt darüber eine Kuppel aus Acrylglas, die man öffnen kann und die ein schönes Raumgefühl gibt. Mit Fligengitter auf der einen und Verdunklungsrollo auf der anderen Seite, siehe Foto rechts.
Gut überlegt ist das gepolsterte Kopfende, hier wird nichts feucht von Innen. Auf einer Seite befinden sich ein Fenster und davor eine lange Klappe auf Matratzenhöhe mit viel Ablagefläche darin. Auf der anderen Seite ein richtiger Kleiderschrank mit Bügeln und Spiegeltüren, in den man bequem auch dicke Jacken hängen kann, siehe letztes Bild unten.
Die vorhandene Bettwäsche war leicht, extra lang und wunderbar warm. Zusätzlich gab es noch zwei Decken, die wir aber selbst bei Minusgraden nicht für das Bett gebraucht haben. Wir haben hier besser geschlafen als in manchem Hotelzimmer, auch die Matratze ware sehr gut. Etliche LED-Lampen unter der Decke, in der Kochecke und am Bett ließen nichts im Dunkeln.
Bei der Ausstattung ist Fraserway kaum zu überbieten, hier wurde an alles gedacht. Von der Wäscheleine mit Klammern über Gummihandschuhe zum Dumpen bis hin zu zwei Campingstühlen und einer Axt ist alles vorhanden. Es gibt Plastikschüsseln mit Deckeln, eine hochwertige beschichtete Pfanne, dicke Töpfe und gute Messer in der Küche. Schön war auch die Möglichkeit, den Kaffee am Morgen mit einem Handfilter direkt in eine Warmhaltekanne laufen zu lassen.
Wir haben uns am Abend auf Grund des schlechten Wetters viel im Inneren aufgehalten und waren mit dem Camper sehr zufrieden. Schade, dass es dieses Fahrzeug nicht in anderen Ländern zu mieten gibt.
Eigenes Video zum Thema
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