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Allgemeine Infos und die Geschichte von Barkerville findet Ihr auf der ersten Seite.
Barkerville ist mit Sicherheit eines der beeindrucktesten Freilichtmuseen die wir bisher besucht haben, am 4. Juni 1924 wurde es zur Nationalen Geschichtsstätte erklärt. In Kanada waren wir außerdem noch in Fort Steele, ebenfalls sehr zu empfehlen.
Hier in Barkerville gibt es unglaublich viel zu entdecken. 125 restaurierte und zum Teil rekonstruierte Gebäude aus der Zeit von 1862 bis ca. 1930 warten darauf besichtigt zu werden. Die alten Restaurants und Läden werden von historisch gekleideten "Schaustellern" betrieben, die auch Theater spielen und an einigen Punkten die Geschichte wieder aufleben lassen. Alles sehr informativ, lustig und anschaulich mit viel Herzblut vorgetragen. Die Besucher werden immer mit eingebunden, für interessierte Kinder ist diese lebendige Geschichtsstunde bestens geeignet.
Zudem gibt es überall Schilder mit ausführlichen Infos für alle, die lieber ohne Führung herum schlendern und sich für die Geschichte interessieren. Man kann in alle Häuser schauen, die liebevoll im Stil der damaligen Zeit ausgestattet sind. Auch die Arztpraxis, die chinesische Herberge oder der Gemischtwarenladen sind noch so eingerichtet, als würden sie auf Kunden warten.
Hier in Barkerville wird den ganzen Tag was geboten, am Morgen und am Nachmittag gibt es eine 70 minütige sehr authentische Stadtführung, die eine Dame im historischen Kostüm moderiert. Viel Andrang herrschte hier zur Nebensaison nicht. Das Wetter war immer wieder ein Wechselspiel aus Sonne und Regen. Wir sind unterwegs immer wieder dem Schmied, der Stadtführerin und Billy Barker selbst begegnet und hatten eine Menge Spaß für wenig Geld. Im Sommer sicherlich ein Highlight, wenn noch mehr Schauspieler und Kutschen unterwegs sind.
Je nach Saison gibt es neben den normalen Programmpunkten auch Sonderausstellungen oder typische Zusatzangebote für die jeweilige Jahreszeit. So gibt es im Sommer Aufführungen des Royal Theatre, im Herbst ein chinesisches Laternenfest und im Winter eine Rodelbahn und Schlittenfahrten. Mehr dazu auf der Webseite Special Events.
Für die vielen Vorträge und Darstellungen sind allerdings gute englische Sprachkenntnisse Voraussetzung. Man kann während seines Besuchs an einer Unterrichtsstunde in der Grundschule teilnehmen, dem Schmied oder dem Stellmacher bei der Arbeit zusehen, in diversen Läden einkaufen gehen oder im Hotel essen. In der alten Holzkirche am Eingang, der anglikanische Kirche St. Saviour, kann man eine Messe besuchen und sich im Fotostudio Louis Blanc in historische Gewänder hüllen und sich in alter Art fotografieren lassen.
Bei Kindern beliebt ist der Programmpunkt Gold waschen, es gibt eine Gerichtsverhandlung und Besucher können jederzeit mit einen der historisch gekleideten Stadtbürger plaudern.
Dazu gibt es ein kulinarisches Angebot, die örtliche Goldfield Bakery ist sehr empfehlenswert. Im Wake-Up Jake Restaurant kann man deftig essen, während das Lung Duck Tong Restaurant chinesische Küche anbietet.
Wer Geld loswerden möchte kann auch einkaufen gehen. Es gibt einen Chinaladen mit den üblichen Billig-Souvenirs wie Handschuhe, Fächer oder Kimonos, aber auch importierte Gewürze und Wein. Es gibt einen Juwelier, einen Laden mit Süßigkeiten, man kann Haushaltsgegenstände kaufen oder Hüte und Stiefel.
Gut gefallen hat uns auch Chinatown im hinteren Bereich des Freilichtmuseums. Die Häuser wirken mit ihren roten Deko-Elementen ziemlich exotisch und sind im Inneren ebenfalls sehr liebevoll ausgestattet. Im Geschäftsbereich wurden chinesische Unternehmen, wie die Kwong Lee Company, schnell unverzichtbar.
Die chinesische Gemeinde war äußerst sparsam und fleißig, die Männer lebten auf engstem Raum, und man half sich untereinander durch Gründung gemeinnütziger Gesellschaften. Rechtsstreitigkeiten löste die Gemeinde intern, ohne die Gerichtsbarkeit der Provinz in Anspruch zu nehmen. Viele Chinesen waren nach dem Taiping-Aufstand (1855-1864) aus China geflüchtet und schickten Geld in die Heimat, um dort den Kampf zum Sturz der korrupten und gewalttätigen Quing-Dynastie zu unterstützen, was schließlich 1912 zur Revolution und zum Erfolg führte.
Man kann in eine chinesische Herberge schauen, die Enge der Betten ist bedrückend und es gibt auch in der ersten Etage eines Hauses einen Konfuzius Tempel. Hinter vielen dieser Aktivitäten tarnten sich die erwähnten Umsturz-Finanziers.
Wir haben nur an wenigen Vorführungen teilgenommen. Am längsten standen wir am Wasserrad, hier wird bei der "Cornish Water Wheel show" ein umfassender Eindruck über Anfänge und Geschichte der Gegend sowie auch die Methoden der Goldgewinnung vermittelt. Man erfährt mehr über die geologischen Bedingungen, die Goldsucher zum Cariboo gebracht haben, sowie über die Arbeitsbedingungen eines Untertagebetriebs.
Dazu trugen maßgeblich die sehr professionellen Darsteller bei. Sie wirkten authentisch, engagiert und sehr unterhaltend und ständig wurde auch das Publikum in die Vorführung mit eingebunden. Besonders Billy Barker entzückte sein Publikum mit lustigen Slapstick-Einlagen.
Es war recht lustig und unterhaltsam und wir wollten auch einmal das Wasserrad in Aktion sehen. Unten ist ein kleines Video von der Vorführung zu sehen.
Die Erfahrung zum Bau und Betrieb des großen Wasserrades in seiner ausgefeilten Konstruktion hatten walisische Bergarbeiter mit nach Kanada gebracht. Im britischen Bergbau gab es Wasserräder mit sogar dem doppelten Durchmesser wie dieses hier in Barkerville oder noch größer, bis zu 50 Fuß. Das wirklich neue an dem Wasserrad war die Nutzung von mehreren hölzernen Klemmkupplungen auf der Welle. Damit wurde das Rad zu einer Universal-Kraftmaschine. Wahlweise konnte es über einen Exzenterhebel eine Wasserpumpe betreiben, um den Schacht trocken zu halten, oder eine Seilwinde, um Abraum und Erz aus dem Schacht zu fördern. Je nach Bedarf konnte man auch ein Hammerwerk zum Zerkleinern von Gestein damit antreiben. Wer solche Maschinen bauen, pflegen und bedienen konnte musste natürlich nicht unter Tage schuften.
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