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HECKMAN PASS

Von Anahim Lake aus fährt man noch 135 Kilometer bis nach Bella Coola, dem Endpunkt des Highway 20. Dies ist der spektakulärste Teil der gesamten, 456 Kilometer langen Strecke, denn asphaltiert ist nur bis Anahim Lake. Ab jetzt ist man auf einer geschotterten Straße unterwegs, die zumindest den Kanadiern viel Respekt einfößt. Denn viele Kurven mit heftigen Steigungen und Gefälle sind sie meistens nicht gewöhnt.

Man fährt durch den Tweedsmuir South Provinicial Park und hier überquert der Highway auch, bei einer Passhöhe von 1.524 m, den Heckman Pass. Am Ende des Parks folgt der Highway fast auf Meereshöhe dem Tal des Bella Coola River und endet westlich von Bella Coola. Dort befindet sich ein Hafen, von wo aus man mit Fähren nach Port Hardy im Süden und bis nach Prince Rupert im Norden reisen kann.

Der Heckman Pass markiert das westliche Ende des Chilcotin Plateaus, ab hier geht es nur noch steil bergab auf Meereshöhe. Oben auf dem Plateau und unten im Bella Coola Valley stehen Warnschilder: Lawinen, Steinschlag, Schlamm, Eis und heftige Wetterumschwünge sind hier normal. Bei unserer Hinfahrt war die Landschaft sanft mit etwas Schnee gepudert, bei der Rückfahrt hatten wir dann heftigen Wintereinbruch.

Die Straße ist auch etwas Besonderes, weil sie ein Paradebeispiel für eisernen Willen und gutes Miteinander einer Gemeinde ist. Ende der 1940 Jahre hatten die Menschen von Bella Coola genug von der Isolation, sie beschlossen eine Verbindung zur Aussenwelt zu schaffen. Denn hierher kamen bis dahin nur wenige Schiffe und hin und wieder ein Flugzeug. Aus dem Tal heraus führten nur Maultierpfade über die Berge.

Man bat die Provinzregierung in Victoria um Unterstützung, doch hier hatte man kein Interesse an einem teuren Projekt ohne irgendwelchen ökonomischer Nutzen. Daraufhin nahmen die Bewohner dann die Sache selbst in die Hand. Mit 250 Dollar Startkapital, einem uralten Raupenfahrzeug und einem bereits ausgemusterten Bulldozer.

Unbezahlt schufteten Arbeiter, Landvermesser und Sprengtrupps hier in ihrer Freizeit, der Besitzer des kleinen Ladens in Anahim Lake übernahm die Verpflegung der Bautrupps. Einer begann unten, ein anderer oben und am 26. September 1953 trafen dann endlich beide aufeinander. Die inzwischen als "Freedom Road" bezeichnete Strecke war fertig. Zwei Jahre später gab die Provinzregierung dann doch noch 60.000 Dollar für den Ausbau der Strecke für LKW hinzu und sie wurde vom Verkehrsminister offiziell eröffnet.

In zahlreichen Videos sieht man Begegnungen mit Grizzlys, die direkt an der Strecke über die Straße laufen, darauf hatten wir natürlich auch gehofft. Aber auch wenn es bei der Hinfahrt relativ trocken war, es war ziemlich kalt und windig und kein einziger Bär ließ sich am Straßenrand blicken.

Welche Wetterverhältnisse herrschten, als wir dann ein paar Tage wieder aus dem Tal bergauf fuhren, seht ihr unten. Hier ist ein Link zu den Webcams an der Strecke.

Kanadier nennen den Abschnitt von Bella Coola nach Anahim Lake nur "The Hill". Der unten im Tal noch asphaltierte und bequem zu fahrende Highway ist ab hier eine einspurige Schotterpiste, Ausweichstellen gibt es aber immer wieder. Oft liegen Felsbrocken auf der Straße. Man fährt vorbei an steilen Felswänden auf der einen Seite und an mehrere hundert Meter tiefen Abgründen auf der anderen Seite. Dazwischen durch dichten Wald, dann hat man in Lichtungen immer wieder spektakuläre Aussichten ins Bella Coola Valley.

Wir waren bei der Abfahrt sehr froh, dass wir mit unserem Truck Camper keinem Holztransporter begegnet sind, der bergauf ja Vohrfahrt gehabt hätte. Dafür kamen uns im letzten Abschnitt zwei Tieflader mit Baggern und Raupen entgegen. Ein vorausfahrendes Fahrzeug machte uns darauf aufmerksam, so dass wir in aller Ruhe an einer Ausweichstelle abwarten konnten.

Bis zu 17% Gefälle an zwei Stellen ließen uns in den Sitzen nach vorne rutschen und Michael musste einige Male kräftig in die Bremsen treten. Zum Glück hatte unser kleiner 5-Tonner auch eine Motorbremse. Allerdings war der Untergrund sehr gut und die Kurven ließen sich gut fahren. Unten ist ein Video von der Fahrt bergab zu sehen.

Da sind die Kurven am Elands Pass in die Gamkaskloof in Südafrika aber eine ganz andere Hausnummer.

Gut unten angekommen fanden wir dann auf dem Fisheries Pool Campground einen schönen Stellplatz.






Bergauf

War das Wetter unten im Tal am Tag unserer Rückfahrt in Richtung Williams Lake noch trocken, fing es an zu regnen als wir an der Dumping Station des Tweedsmuir South Provinicial Park ankamen. Nach dem Dumpen hatte es sich dann so richtig eingeregnet. Vom Talboden aus sind es nur 21 Kilometer bis zum Heckman Summit auf 1.524 Höhenmetern. Allein auf den ersten 6,4 Kilometern der Strecke klettert die Straße aber bereits auf 1.219 Meter. Diemal haben wir den Gradmesser unseres Ford-Trucks an der richtigen Stelle fotografiert. Über 9 Grad sind hier etwa 17% Steigung. Dazwischen gab es auch immer wieder Stellen mit 7 oder 8 Grad, also sehr lange über 12% Steigung.

Kaum erreichte die Straße die ersten paar hundert Höhenmeter, so kamen wir in die Wolken und sahen nichts mehr. Und aus diesen dichten Wolken fing es dann irgendwann auch noch an zu schneien. Was für eine Schweinerei, überall lag Matsch der Strecke. Dazu kam ein für diese abgelegene Region heftiger Gegenverkehr. Scheinbar fuhren an diesem Morgen alle vom Plateau über das Wochenende ins tiefer gelegene und somit wärmere Bella Coola Valley. Aus dem sind wir aber geflohen, weil für die nächsten Tage nur Regen angesagt war.

Die meisten Autos navigierten bei den schwierigen Straßenverhältnissen langsam und vorsichtig an uns vorbei, aber es gibt ja immer den einen Idioten der zu schnell unterwegs ist. Einer kam uns mit Anhänger entgegen und ohne Rücksicht, der Schneematsch mit Split und Dreck gemischt spritze über unseren gesamten Camper und vor allem auf die Windschutzscheibe. Aber wir waren ja eh schon dreckig wie Sau.






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Freedom Road

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