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An einem Montagmorgen haben wir im schönen Waldhotel Kreuztanne im Erzgebirge gut gefühstückt. Danach wollten wir zuerst die Burgruine Frauenstein besuchen, aber dort war Montag geschlossen. So hatten wir mehr Zeit für das nächste geplante Etappenziel, das wir mit der Schlösserlandkarte Sachsen kostenlos besuchen konnten: das beeindruckende Schloss Weesenstein im Müglitztal. Tagesziel war die Ferienwohnung Fuchsbau in Königstein, wo wir mit einem Code ausgestattet jederzeit ankommen konnten.
In Weesenstein angekommen war es noch etwas bedeckt, aber das Wetter wurde mit jeder Stunde schöner. Wir fanden sofort einen Parkplatz und bestaunten von unten den beeindruckenden Bau. Aufgrund vieler An- und Um- und Ausbauarbeiten zeigt das heutige Schloss eine bauliche Mischung aus Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus.
Das Schloss Weesenstein erhebt sich auf einem Felsvorsprung hoch über dem Tal der Müglitz und gehört zur Gemeinde Müglitztal. Der Glimmerschiefer im Tal der Müglitz besitzt Quarzeinlagerungen, die in alter Zeit als "falscher Opal" oder "Wese" bezeichnet wurden. So erklärt sich der Orts- und Schlossname Weesenstein. Nach einem kurzen Weg hoch von der Hauptstraße standen wir an der Kasse und betraten dann über die hochgelegene Brücke das Schloss.
Die erste urkundliche Erwähnung des Schlosses datiert auf den 17. Dezember 1318 im Zusammenhang mit dem Hilfe- und Dienstgelöbnis des Burggrafen Otto von Dohna gegenüber dem Meißner Markgrafen Friedrich dem Freidigen. Danach gab es viele Besitzer und im Dreißigjährigen Krieg, besonders in den Jahren 1631 bis 1643, wurde Weesenstein durch die plündernde schwedische Soldateska schwer verwüstet. Der Höhepunkt des Elends wurde 1639 erreicht, als die Schweden über mehrere Monate die Umgebung von Pirna brandschatzten. Auch zu Beginn des Siebenjährigen Krieges 1756 wurde Weesenstein durch marodierende Truppen schwer heimgesucht.
1830 kaufte schließlich König Anton der Gütige das Schloss. Nach dem Ersten Weltkrieg gelangte das Schloss in bürgerliche Hände und 1933 in den Besitz des Landesvereins "Sächsischer Heimatschutz", der im Schloss ein erstes Museum einrichtete.
Im Zweiten Weltkrieg wurden in den Räumen des Schlosses ca. 450.000 Kunstschätze aus Dresdner Museen untergebracht, es gibt dazu auch eine kleine Ausstellung in den dafür verwendeten Räumen. Durch den Einbau entsprechender Sicherungstechniken sowie die Betreuung durch Mitarbeiter der Dresdener Kunstsammlungen konnte das Schloss den Krieg gut überstehen.
Nach 1945 waren Schloss und Park in Trägerschaft der Gemeinde Weesenstein. Bis 1950 diente das Schloss als Notunterkunft für ausgebombte Dresdener und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten. Das Museum öffnete wieder 1952. Heute sind Schloss und Park Weesenstein im Besitz des Freistaates Sachsen.
Die Jahrhundertflut im August 2002 wütete in der Gemeinde Weesenstein besonders heftig und vernichtete u.a. auch den Schlossgarten vollständig. Unten ist ein Video dazu zu sehen. Der schlossnahe Teil war schon seit 2003 wieder begehbar. Der übrige Teil konnte im Frühjahr 2007 fertiggestellt werden.
Da uns der Schlossgarten im Herbst wenig reizte und dort gerade mit viel Lärm der Rasen gemäht wurde, sind wir nicht mehr dort runter gegangen. Gerne hätten wir die Schlossmühle Weesenstein besichtigt und im Mühlenladen ein Brot gekauft, aber auch hier war am Montag alles geschlossen.
So haben wir nur den kleinen Park mit Spielplatz auf der anderen Seite der Müglitz besucht, wo vor der Flut noch Häuser gestanden haben, die nicht wieder aufgebaut werden durften. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Schloss.
Die Daueraustellung führt durch die Räume von Schloss Weesenstein, die im Stil des 18. und 19. Jahrhundert eingerichtet und mit originalem Mobiliar reich ausgestattet sind. Die relativ kleinen Wohnräume des Schlosses wirken repräsentativ und gemütlich.
Jedes Zimmer hat ein anderes Thema, was besonders durch die historischen Tapeten, überwiegend Papiertapeten, bestimmt wird. Sie stammen aus berühmten Manufakturen in Frankreich, England und China. Die besonders wertvollen und seltenen Bildtapeten zeigen Märchenszenen, Naturszenen oder Panoramabilder des griechischen Befreiungskrieges. Es sind auch sehr wertvolle Ledertapeten zu bewundern.
So geht man hier nacheinander durch Räume wie das Salettchen, den Festsaal, das Eckzimmer nach dem Garten, die lange Galerie, das Österreichische Zimmer, das Vogeltapeten-Zimmer, das Wohnzimmer, das Arbeitszimmer von König Johann, das Domestiken-Zimmer, in dem der Kammerdiener lebte, den Schlafalkoven, das Teezimmer und die einfache Dienerkammer. Das Vogeltapeten-Zimmer zeigt eine besondere Rarität aus dem Jahr 1725, ein aus Bambus und Papyrus gefertigter dekorativer Wandschutz. Ein interessantes Detail: Alle herrschaftlichen Räume haben Kachelöfen, die vom Gang aus befeuert werden, ebenso gibt es kleine Toilettenräume, wo die Hinterlassenschaften ebenfalls durch eine zweite Tür vom Gang aus entsorgt wurden. Somit war diese vorindustrielle Burg um ein vielfaches luxuriöser als eine Burg des Mittelalters.
Eine der ältesten Bereiche der Burg ist die sogenannte Folterkammer im Unterschloss, aber Spuren oder Belege für eine Nutzung als solche ließen sich nie feststellen. Eine Ausstellung zeigt das Leben der Familie von Bürnau, im Knappensaal werden mit Licht Geschichten auf die Wand gezaubert und so die Wandmalereien erklärt. Das Fotografieren ist hier im Schloss überall ohne Blitz erlaubt.
Man kann auch die nach 1850 eingerichtete Katholische Kapelle Kapelle von König Johann besichtigen, sie bildet den architektonischen und künstlerischen Höhepunkt der gesamten Anlage. Hier finden noch regelmäßig Andachten und Konzerte statt. Unterm Dach befindet sich der Mönchsboden mit Wandmalereien und der ausgebauten Mechanik einer alten Turmuhr.
Eine Sonderausstellung "Der gute Ton - Amalie von Sachsen. Prinzessin, Komponistin, Dichterin" hier in Weesenstein befasste sich mit dem Leben und Schaffen der sächsischen Prinzessin und Schwester zweier Könige. Dank ihrer großartigen Kompositionen und Dichtungen verdient Amalie durchaus etwas mehr Ruhm und ihr eigenes Geld. Die Einkünfte ihrer Stücke spendete sie für wohltätige Zwecke. Für die damalige Zeit war sie eine starke und unabhängige Frau mit vielen Talenten.
Amalie hatte wegen eines Unfalls mit einer Kutsche im Kindesalter eine etwas schiefe Nase, aber auch wenn sie sonst recht hübsch war fand sie nie einen Mann ihres Standes, der sie heiraten wollte. So unternahm sie ausgedehnte Reisen nach Spanien und Italien und widmete sich statt einer eigenen Familie dem Theater und der Musik.
Als Schülerin des Komponisten Carl Maria von Weber beherrschte sie ihr Handwerk perfekt und schuf zahlreiche Opern, Kantaten und Lustspiele. Meist fanden diese als Privatvorstellungen im Kreis der königlichen Familie statt. Öffentliche Darbietungen verbot der König, da er die Leidenschaft seiner Nichte als Verstoß gegen die Hofetikette empfand. Sie selbst wählte für ihre Arbeit das Pseudonym A. Serena, wenn sie Opern komponierte und Amalie Heiter, wenn sie Theaterstücke verfasste.
Mit zwölf abendfüllenden musikalischen Dramen und Komödien war Prinzessin Amalie von Sachsen die bedeutendste Opernkomponistin des 19. Jahrhunderts und kommt heute nur noch als Randnotiz in der Musikgeschichte vor.
In Kooperation mit der Sächsischen Landesbibliothek, der Staats- und Universitätsbibliothek und der Moskauer Staatsbibliothek entstand hier eine interessante Ausstellung, die an das Wirken und Leben dieser außergewöhnlichen, mutigen Frau erinnert.
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