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ROSSTRAPPE

Wenn man sehen möchte, wie hoch das Touristenaufkommen in Thale ist, dann kann man das sehr gut am Ausmaß der zur Verfügung gestellten Parkplätze erkennen. Der riesige Parkplatz für Lifte zur Rosstrappe und zum Hexentanzplatz war bei unserer Ankunft am Morgen erst zu einem Drittel belegt und wir machten uns gleich auf den Weg zur Talstation der Seilbahnen Thale Erlebniswelt. Als wir hier am Nachmittag wieder wegfuhren, waren die Plätze für Autos und Camper fast vollständig besetzt.

An der Talstation angekommen gab es schon Warteschlangen, zu Corona Zeiten natürlich mit Abstand. Direkt gegenüber befindet sich der 2008 eröffnete Kletterwald in Thale, er war der erste Harzer Kletterwald. Eigentlich sind solche Actionparks eher Hochseilgärten oder Waldseilparks, denn tragende Elemente dieser Parcours sind Seile, die festverankert durch den erhaltenen Waldbestand gezogen sind. Mittels ausgefeilter, professioneller Sicherheitstechnik können Wagemutige so in luftiger Höhe ihren Mut unter Beweis stellen. Das wurde auch von Groß und Klein in Anspruch genommen, man kann vom Weg aus zusehen. Es gibt sieben verschiedene Parcours, unterteilt in Schwierigkeitsgrade von Leicht bis Schwer.

Wir wollten hier nur mit dem Sessellift auf die Rosstrappe, um den Ausblick ins Bodetal zu genießen. Denn für längere Wanderungen hatten wir leider zu wenig Zeit. Zum Einen fahren wir auch sehr gerne Sessellift, zum Anderen interessierten uns die Attraktionen auf dem Hexentranzplatz eher weniger, vor allem nicht zu Ferienzeiten mit Corona und Menschenmassen in Kombination. Am Sessellift ging es wesentlich schneller als an der Seilbahn und wir mussten nicht lange warten, dann ging es luftig und gemütlich für 4,50 Euro pro Person zu zweit bergauf und später wieder bergab.

Es gibt hier immer abwechselnd 2-er Sessellift mit offenen Sesseln und Sesseln mit einer beweglichen Wetterschutzhaube. An den offenen Sesseln können auch Fährräder transportiert werden, wir konnten einige Mountainbikes entdecken. Die Talstation liegt auf 177 Meter ü NN, der Lift führt auf 668 Metern Länge hinauf auf 421 Meter ü NN. Die Fahrzeit beträgt 7:15 Minuten, somit können 400 Personen pro Stunde befördert werden.

Sagenumwoben erhebt sich oberhalb des linken Bodeufers die Roßtrappe, ein 403 Meter hoher Granitfels, aus dem Bodetal. Um den Felsen, welcher als einer der großartigsten Felspartien nördlich der Alpen gilt, ranken sich aufgrund einer Vertiefung die einem Huf- oder Fußabdruck ähnelt, zahlreiche Sagen. Anschaulich erzählt wird diese Geschichte im Sagenpavillon hoch oben auf der Roßtrappe.

Es ist die Sage von der Königstochter Brunhilde, die vom wilden Böhmenkönig Bodo verfolgt wurde, der sie gegen ihren Willen heiraten wollte. Brunhilde wagte mit ihrem Pferd den mutigen Sprung vom Hexentanzplatz über die tiefe Felsenschlucht des Bodetals. Der Huf, der sich am gegenüberliegenden Felsplateau tief in den Stein einprägte, ist die heutige Rosstrappe. Bodo gelang der Sprung allerdings nicht und er stürzte in den Fluss. Dort muss er, verwandelt in einen schwarzen Hund, die bei dem Sprung verlorene Krone der Königstochter bewachen.

Auch die Sage wird natürlich kräftig vermarktet, im brandneuen 4D-Panoramakino an der Bergstation des Sesselliftes kann man sich die verfilmte Saga ansehen.







Hoch hinauf

Das Plateau oben auf der Rosstrappe kann man auch mit dem Auto erreichen, die Anzahl der Parkplätze oben ist allerdings begrenzt. Im Zuge der Erschließung und Bebauung der Roßtrappe zum Hotel- und Ausflugsstandort, wurde in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die heutige Straße gebaut.

Seit 2006 gibt es eine Downhillstrecke für Mountainbiker, direkt neben dem Sessellift zur Roßtrappe. Im einzigen offiziellen Bikepark in Sachsen-Anhalt kann eine Infrastruktur für Downhiller und Mountainbiker nicht besser sein. Mit dem Auto bis zur Abfahrt und mit dem Lift inklusive Bike wieder nach oben. Wo gibt es das sonst? Außerdem ist die zwei Kilometer lange Strecke sehr anspruchsvoll mit Doubles, Tables, Road Gaps, Jumps sowie steilen Kurven und Speedpassagen. Da kommt so mancher Biker konditionell schon an seine Grenzen, sind doch auf den 2 Kilometern über 250 Höhenmeter zu bewältigen. Ein besonderer Höhepunkt war 2019 das Rennen Rosstrappendownhill, auf dem erstmalig die Deutsche Meisterschaft im Downhill ausrichtet wurde.

Nicht weit entfernt vom Parkplatz und der Bergstation der Sesselbahn befindet sich das Berghotel Rosstrappe mit Ausflugslokal, an dem muss man zwangsläufig vorbei. Dort entdeckten wir das Nest mit Hausrotschwänzchen, rechts auf dem Foto zu sehen.

Dahinter liegt der Ferienpark Rosstrappe mit Ferienwohnungen. Nur auf diesem Weg kommt man zur namensgebenden Roßtrappe, dem Standort einer Aussichtsplattform über Bodetal und Harzvorland.

Auch am Vormittag war es hier schon recht voll, die Wege und Aussichtspunkte sind recht eng und Kontakt zu anderen Besuchern war stellenweise nicht zu vermeiden, auch wenn man Abstand halten wollte. Der Ausblick in das Bodetal ist von hier oben wirklich sehr schön, es gibt mehrere Aussichtspunkte in diesen "Grand Canyon des Harz" und den Fluss Bode erkennt man an einigen Stellen durch die Bäume hindurch.

Dabei ist die eigentliche Roßtrappe nur ein Sandstein, mit einer recht kleinen Vertiefung in Form eines überdimensionalen Hufabdrucks. Viele Theorien und noch mehr Sagen gibt es zu diesem Steinmal, aber keine wissenschaftliche Erklärung. Uns erinnerte es eher an eine Vogeltränke, in die man einige Kupfermünzen geworfen hatte.

Dieses Hochplateau wurde schon vor über 5.000 Jahren besiedelt oder aber zumindest zeitweise genutzt, das belegen archäologische Funde. So liegt es nahe, dass die Roßtrappe in heidnischer Zeit als eine Art Opferschale diente. Ob selbige natürlichen Ursprungs war oder von Menschen geschaffen wurde, ist eine von vielen ungeklärten Fragen.

Dichter wie Goethe, Heine und Fontane ließen sich in ihren Werken durch die Schönheit und Atmosphäre des Bodetals und der umgebenden Mischwälder, Bergwiesen und Seen inspirieren. Die einzigartigen Ausblicke und Impressionen wurden bereits oft auf Bildern festgehalten.

Der Weg runter ins Bodetal war seit einigen Jahren wegen eines Felsrutsches gesperrt und schon ganz zugewuchert. Relativ schnell waren wir hier wieder weg, denn es wurde immer voller. So ging es mit dem Sessellift zurück nach Thale, wo wir noch ein wenig spazieren gingen. Am Weg in die Stadt gegenüber vom Kletterpark hatte in der Zwischenzeit auch ein mobiler Eisstand aufgemacht. Man verkaufte hier ein absolut leckeres Eis, vor allem die tollen Sorbetsorten hatten es uns angetan.







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