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| Die Kaiserpfalz |
Auf unserer Reise durch die Harzregion kamen wir auch für zwei Übernachtungen nach Goslar und somit nach Niedersachsen. Zum 31. Dezember 2019 hatte die Stadt 50.554 Einwohner, die vor allem wegen ihrer schönen Altstadt mit den vielen Fachwerkhäusern und wegen ihrer Bergbaugeschichte besucht wird. Im Westen wird Goslar durch den Steinberg und im Osten durch die Grenze zu Sachsen-Anhalt begrenzt. Durch das Stadtgebiet fließt die Oker sowie deren Nebenflüsse Gose, Abzucht und die Radau.
Seit der Römerzeit war der Harz ein bedeutendes Erzabbau-Gebiet. Hier entstanden Siedlungen, in denen das Erz zu Metallen verarbeitet und veredelt wurde. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes ist erst durch Otto II. für das Jahr 979 belegt. Etwa zur selben Zeit wurde Goslar Sitz einer Kaiserpfalz und entwickelte sich kontinuierlich zu einer Stadt. Im Jahr 1290 wurde Goslar reichsfrei und behielt bis 1802 den Status einer selbständigen Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich, was sich im Stadtwappen widerspiegelt.
An den Kriegen des 18. Jahrhunderts war Goslar nur durch Steuern und Truppeneinquartierungen beteiligt. Zerstörungen durch Soldaten oder Krieg blieben aus. 1728 und 1780 kam es aber hier zu großen Stadtbränden. Der Brand 1728 zerstörte die Stephanipfarrei mitsamt der Kirche, die durch Spenden bis 1734 im Barockstil wiedererbaut werden konnte. 1780 verwüstete ein Feuer den Marktbezirk bis zum Schuhhof.
Goslar war dann lange Zeit eine verarmte Provinzstadt mit einer kleinen Jägergarnison. Nach dem Krieg von 1866 wieder preußisch wurde Goslar dann ein beliebter Alterswohnsitz für pensionierte Städter. Berliner, Hannoveraner und Braunschweiger ließen sich besonders im Boom der Gründerzeit schöne Villen am Steinberg und Georgenberg bauen. Goslar wurde Garnisonsstadt des neugegründeten Hannoverschen Jäger-Bataillons Nr.10. Dank des von den Hohenzollern geförderten Historismus wurde die Kaiserpfalz ab 1868 restauriert. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden Wirren ließen diese Entwicklung aber wieder erlahmen.
Bald nach Hitlers Machtübernahme wurde die Stadt Goslar zu einem Vorzeigeort für die nationalsozialistische Propaganda, die Region wurde zunehmend industrialisiert und der Bergbau mit neuer Technik vorangetrieben. Auch den Zweiten Weltkrieg überstand Goslar ohne größere Zerstörungen. Kurz vor der Einnahme der Stadt durch US-Einheiten im April 1945 ließ die Stadtverwaltung in den Hauptzugangsstraßen Rote-Kreuz-Fahnen und Schilder mit der Aufschrift "Lazarettstadt" anbringen. Die US-Einheiten konnten kampflos in die Innenstadt einrücken, die Vertreter der Stadt vollzogen mit US-amerikanischen Offizieren im Rathaus die Übergabe Goslars. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Goslar zur Britischen Besatzungszone.
Die Altstadt von Goslar sowie das am südlichen Stadtrand liegende ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg zählen seit 1992 unter der Bezeichnung "Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft" zu den Weltkulturerbestätten der UNESCO.
Im Süden von Goslar, nur wenige Schritte vom Zentrum entfernt und am Fuße des Rammelsbergs gelegen, befindet sich auf einem Hügel der ca. 6 Hektar große Bau der romanischen Kaiserpfalz. Als Wanderkaiser zogen die Herrscher im Mittelalter von Pfalz zu Pfalz, denn keine Stadt konnte den Hofstaat das ganze Jahr über versorgen.
In den Jahren zwischen 1005 und 1015 wurde hier unter Kaiser Heinrich II. eine erste Anlage errichtet und als Folge die Pfalz Werla nach Goslar verlegt.
Es folgte bereits zirka 1040 bis 1050 ein kompletter Neubau unter Heinrich III., dem der Bau seines ottonischen Vorgängers nicht standesgemäß genug war. Unter Heinrich III. entwickelte sich seine Lieblingspfalz zum Zentrum des Reiches: In 17 Regierungsjahren wurden in Goslar 18 oft mehrmonatige Hoftage abgehalten. Heinrich III. hatte 1042 Peter von Ungarn als Gast in Goslar, in den folgenden Jahren setzte er von hier aus viele Bischöfe und Herzöge ein.
Auch ließ der Salier Heinrich östlich des Palas ab 1047 die Stiftskirche St. Simon und Judas erbauen. Dieses Gotteshaus im Stil einer Basilika wurde dann leider im Jahr 1819 wegen Baufälligkeit fast völlig abgerissen. In dieser Stiftskirche stand der berühmte Kaiserstuhl auf dem im Jahr 1871 Kaiser Wilhelm I. im Berliner Schloss den ersten Reichstag des neuen Deutschen Reiches eröffnete. Von dieser einst beeindruckenden Kirche, die Heinrich Heine bei seiner Harzreise 1824 nur noch als Trümmerhaufen vorfand, steht heute noch eine nördliche Vorhalle.
Die südlich anschließende Pfalzkapelle St. Ulrich birgt unter einer Grabplatte mit einer figürlichen Darstellung Heinrichs III. das Herz des 1056 gestorbenen Kaisers. Beide Gebäude wurden im späten 19. Jahrhundert umfassend restauriert, der Saal des Kaiserhauses durch den Historienmaler H. Wislicenus ausgemalt.
Im Erdgeschoss der Kaiserpfalz gab es bereits seit 1131 eine Fußbodenheizung, die nach römischem Vorbild erbaut wurde.
Über 200 Jahre lang wurde hier in der Goslarer Kaiserpfalz auf Reichsversammlungen und Hoftagen deutsche Geschichte geschrieben. Am 13. Juli 1219 hielt Friedrich II. die letzte Reichsversammlung in der Kaiserpfalz Goslar ab, auf dem ein Ausgleich zwischen Staufern und Welfen gefunden wurde. Er gewährte den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zahlreiche Rechte. Mit den Besuchen von Wilhelm von Holland in den Jahren 1252 und 1253 endete Goslars Zeit als Königspfalz.
Für einen Besuch im Inneren der Kaiserpfalz war vor dem Hintergrund der Corona-Verordnung eine Registrierung der Gäste zwingend vorgeschrieben, es bildeten sich lange Schlangen vor dem Eingang. Da es schon recht spät war und hier um 17:00 Uhr geschlossen wurde, haben wir einen Besuch im Inneren leider nicht mehr geschafft. Daher nur ein paar Fotos vom Außenbereich.
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