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IM RÄHDEN

An einem sonnigen Tag fuhren wir von der schönen Ferienwohnung im Forsthaus im Ort Bauhaus in das nur 20 Fahrminuten entfernte ehemalige hessisch-thüringische Grenzland zum Naturschutzgebiet Rhäden.

Der Rhäden bei Obersuhl und Bosserode liegt in einer Senke im Tal der Werra. Die einstige Sumpflandschaft wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts trockengelegt und bis in die Nachkriegszeit landwirtschaftlich genutzt. Mit dem Ausbau der DDR-Grenzanlagen verfiel das Entwässerungssystem und die landwirtschaftliche Nutzung wurde aufgegeben. In den 1970er Jahren begannen Naturschützer mit der Rückführung des Rhädens zu einem Feuchtbiotop, um bedrohten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum zu sichern.

Nach abgeschlossener Renaturierung ist hier wieder eine Auenlandschaft entstanden, in der stark geschützte Arten wie Kammmolch, Bitterling und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ein Refugium finden.

Vor allem für Vogelarten ist der Rhäden weithin als Schutzgebiet bekannt. Er dient als Brut-, Nahrungs- und Rastgebiet von überregionaler Bedeutung.

Wir haben im Südosten der Aue auf dem Wanderparkplatz am Riethgraben geparkt. Von hier aus führt ein gut ausgeschilderter Rundweg über 6,5 Kilometer um die Teiche und Wiesen. Besonders nah kommt man an die Wasservögel zwar nicht heran, aber es gibt unterwegs mehrere große überdachte Beobachtungsposten mit Mülleimern und Sitzgelegenheiten, von denen aus man die Vögel beobachten kann. Dort stehen auch fest montierte Spektive für einen näheren Blick.

Im September und zur Mittagszeit waren wir nicht zu optimalen Bedingungen hier. Wer die Vögel des Rhädens sehen möchte, sollte früh aufstehen. Besonders schön ist es sicher im Frühsommer. Wenn es zu heiß wird fängt die Luft an zu flimmern und auf die Entfernung wird alles undeutlich.

Um das Gebiet zu erhalten und zu sichern wurde die Fläche im Jahr 1973 zum Naturschutzgebiet erklärt. Später wurde sie im Rahmen des europaweiten Netzes Natura 2000 als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet eingestuft. Schwerpunkt ist der Vogelschutz, aber auch der Schutz der hier vorkommenden Pflanzen, Amphibien und Libellen. Die Vision, im Rhäden wieder Störche anzusiedeln und durchziehenden Vögeln Rastplätze zu bieten, hat sich durch das bemerkenswerte Engagement einer Vogelschutzgruppe inzwischen erfüllt. Die Umgestaltung des Rhädens gilt heute als Beispiel dafür, wie durch den Einsatz Einzelner viel bewegt werden kann.

Nach der Grenzöffnung schloss sich die ehemalige DDR-Gemeinde Dankmarshausen dem Konzept eines einheitlichen, grenzübergreifenden Naturschutzgebietes an. So kam der Dankmarshäuser Rhäden auf thüringischer Seite hinzu. Die Gebiete gelten als bedeutender Teilbereich im Biotopverbund des Grünen Bandes. Das 2018 zum Nationalen Naturmonument erklärte Naturschutzgroßprojekt verbindet zahlreiche seltene Lebensräume entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Als Teil des Nationalen Naturerbes zählt das Grüne Band zu den wertvollsten Schutzflächen in Deutschland und trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Land und in der Region bei. Wanderwege und Fahrradstrecken führen entlang.

Neben den eher sichtbaren Vögeln leben im Rhäden auch mehrere Amphibienarten. Häufig anzutreffen sind Erdkröten, Grasfrösche und Teichmolche, die hier stabile Populationen aufbauen konnten.

Unter den Tagfaltern zählt die Population des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings zu den wertvollsten Vorkommen im Rhäden. Er gehört zu den Schmetterlingen, die so stark bedroht sind, dass sie voraussichtlich aussterben, wenn sich die Zerstörung ihrer Lebensräume fortsetzt. Auch Sumpfschrecke und Sumpfgrashüpfer kann man hier beim Rundgang entdecken.

Die vielen Fischarten sieht man von den Wegen aus kaum. Allerdings kommt man an einem Gelände eines Anglervereins mit Teichen vorbei, wo es Forellen- und Karpfenteiche gibt.

Derzeit bestehen rund 30 % der Fläche des Naturschutzgebiets aus Hochwald, 25 % sind Ackerflächen und Streuobstwiesen, und 45 % werden von Wasserflächen, Röhrichten und Seggenrieden, Gebüschen und Brachflächen eingenommen.










Vogelbeobachtung

Wir begannen den Rundgang gleich mit der Sichtung von Hunderten Graugänsen, die laut schnatternd über unsere Köpfe flogen. Ziel war der angrenzende Acker, wo sie sich versammelten. Dahinter erhebt sich ein über 500 Meter hoher, heller Hügel. Es handelt sich umgangssprachlich um den Monte Kali, auch Kaliberg oder Kalimandscharo genannt, eine Salzhalde, die hauptsächlich aus Steinsalz besteht. Solche Halden stellen ein ökologisches Problem dar, weil Salze und Schwermetalle durch Niederschläge ausgewaschen werden und Böden, Grundwasser und Oberflächengewässer in der Umgebung belasten.

Der bekannteste Kaliberg ist dieser Monte Kali an der Werra. Er überragt die Umgebung um mehr als 200 Meter und ist bis zu einer Höhe von 520 m ü. NHN genehmigt. Nach Höhenlinien auf amtlichen Karten war er 2021 zumindest über 505 m ü. NHN hoch, sein Nachbar bei Philippsthal sogar über 510 m.

Nicht weit entfernt befindet sich das Erlebnisbergwerk Merkers, das wir am Anfang der Reise besichtigt hatten.

Im Schutzgebiet Rhäden wurden weit mehr als zweihundert verschiedene Vogelarten beobachtet. Wir hatten da etwas weniger Glück, würden hier aber sehr gerne noch einmal im Frühsommer Station machen. Immerhin waren die Graugänse etwas Besonderes, und am Himmel kreisten mehr als sechs Störche.

An den Beobachtungsstationen steht jeweils auch ein Mono-Fernglas. Leider war am Ende des Sommers etwas zu wenig Wasser in den Teichen. Eine der Stationen ist sicher sehr gut geeignet, um am frühen Morgen kleinere Singvögel wie die hier lebenden Schilfrohrsänger, Braun- und Schwarzkehlchen und sogar das seltene Blaukehlchen zu beobachten.

Mit dem Fernglas konnten wir Kormorane, verschiedene Reiherarten, Singschwäne, mehrere Entenarten, Seeschwalben und Haubentaucher sehen. Sogar ein Schwarzstorch war zu erkennen. Im angrenzenden Wald kann man verschiedene Spechtarten beobachten. Am Himmel ziehen oft Fischadler, Wespenbussarde, Schwarz- und Rotmilane, Seeadler, Rohr-, Korn- und Wiesenweihen, Merline und Wanderfalken ihre Kreise.

Über dem Rhäden können regelmäßig Kraniche im Herbst auf ihrem Zug ins Winterquartier beobachtet werden, sie rasten hier. In den vergangenen Jahren verweilten zwischen zweihundert und fünfhundert von ihnen über mehrere Wochen. Dafür waren wir leider noch zu früh.

Wer sich mit den Vögeln nicht so gut auskennt, findet überall schöne Infotafeln sowie an den Beobachtungsstellen Zeichnungen und Beschreibungen der Arten, die man entdecken kann.











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