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RUINE WILDENBERG

Wir lieben Burgen und Burgruinen und jede einzelne hat ihre Besonderheiten. So besuchten wir im Odenwald die Burgruine Wildenberg bei Kirchzell im Kreis Miltenberg.

Auf dem Bergsporn des Schlossbergs, 365,2 m ü. NN über dem Tal der Mud, thront diese beeindruckende Burgruine an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Ich habe sie trotzdem unter Hessen einsortiert, da wir auf unserer Ausflugsrunde von dort kamen.

Wir sind spontan vom Wanderparklatz weit unten durch den Wald hierher gelaufen und haben die alten Mauern auf eigene Faust erkundet. Die Ruine ist jederzeit frei zugänglich. Daß es gerade mal nicht regnete war in diesen nassen Tagen im Mai ein richtiges Wetterglück.

Auf einem Bergsporn gelegen wurde sie zwischen 1190 und 1220 in zwei Bauabschnitten durch Rupert I. und seinem Enkel Konrad I. von Dürn erbaut. Gut erhalten sind der quadratische Bergfried, der Torturm mit der Burgkapelle St. Georg im Obergeschoss und der zweigeschossige Palas an der Talseite. Literaturgeschichtlich ist diese Burg ganz besonders interessant, da sich der bekannte Dichter Wolfram von Eschenbach um 1205 dort aufgehalten und hier Teile seines Versromans "Parzival" geschrieben haben soll.

Nähert man sich vom südlichen Bergplateau der Anlage, so erreicht man einen ersten tiefen, in den Stein gehauenen Halsgraben, den einst eine Holzbrücke überspannte. Man betritt dann die Burg auf der Südostseite durch den Zwinger und den quadratischen Torturm, dessen Kreuzgewölbe leider schon eingestürzt ist. Nur die verzierten unteren Abschlusssteine sind hier noch vorhanden.

Die ab etwa 1170 errichtete romantische Burg Wildenberg ist eine der bedeutendsten stauferzeitlichen Burgen des Odenwaldes, mit ungewöhnlich gut erhaltener romanischer und frühgotischer Bausubstanz. Im Wesentlichen hat sich die annähernd rechteckige ca. 80 Meter lange stauferzeitliche, später kaum mehr veränderte Kernburg erhalten.

Hinter jeder Mauer und in jedem Hof bieten sich neue und schöne Perspektiven. Dazwischen immer wieder Tisch und Stühle oder Bänke um die Ruhe und die Ausicht zu genießen. Der quadratische und 25 Meter hohe Bergfried mit Zinnenkranz wurde direkt an die Mauer angebaut und ist nicht zu besteigen.

Die Burg war noch bis 1525 Sitz eines mainzischen Amtmannes des Amtes Amorbach. Neben einem Erdbeben im Jahr 1356 kam es dann 1525 zu weiteren schweren Beschädigungen der Burg durch den Bauernkrieg. Die Bauern aus dem "Hellen Haufen" des Ritters Götz von Berlichingen wüteten auf der Wildenburg und im nahen Kloster Amorbach. Am 4. Mai 1525 brannten sie alles nieder, seitdem steht hier eine Ruine. Nicht mehr aufgebaut, verkam sie zu einem Steinbruch. Erste Erhaltungsmaßnahmen wurden erst nach 1922 eingeleitet.

1803 kam sie durch die Säkularisation kurzzeitig an das Fürstentum Leiningen. 1806 wurde das Fürstentum Leiningen vom Großherzogtum Baden übernommen. Schon 1810 wurde die Burg mit dem Gebiet um Amorbach Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und kam 1816 durch Gebietstausch an das Königreich Bayern.

Das Besondere hier ist der riesige im Jahr 1939 wiedererrichtete Küchen-Kamin auf der Nordseite des Palas. So eine große Feuerstelle hatten wir noch in keiner Burg entdeckt - eine Rostfläche von etwa 9 Quadratmetern wurde hier beheizt. Auf dieses Riesenteil im Palas spielt auch schon der Dichter Wolfram von Eschenbach an, um die gewaltige Größe der Feuerstellen in der Gralsburg anschaulich zu machen: "Weder einst noch jetzt sah man je so große Feuer hier zu Wildenberg".














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