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In der Oberlausitz und besonders zwischen Zittau, Görlitz und Bautzen gibt es mehr als 6.000 alte Umgebindehäuser. Diese Schätze der Architekturgeschichte findet man in vielen Dörfern und kleinerer Städten, wo die historischen Fachwerkhäuser das Landschaftsbild nachhaltig prägen. Wer sich für Kultur und Architektur begeistern kann, sollte sich diesen Haustyp in der Oberlausitz unbedingt ansehen.
Unter einem Umgebindehaus versteht man ein Fachwerkhaus mit aus klimatischen Gründen getrennten Bauteilen. Im Erdgeschoss besteht es aus einem gemauerten Mittelteil mit Eingang, Treppe und massiver Küche. Auf einer Seite liegt dann die Block- oder Bohlenstube ähnlich einer einfachen Blockhütte aus massiven Balken als eigenständiger Baukörper, auf der anderen Seite liegt entweder eine ähnliche Bohlenstube als Werkstatt für Weber oder andere Heimarbeiter oder meistens der gemauerte Stall. Um die Außenwände der Block- oder Bohlenstuben ist ein Stützgerüst aus Ständern, Rähm und Kopfstreben aufgestellt. Auf dieser hölzernen Stützkonstruktion ruht das Fachwerkobergeschoss mit dem Dach. Der Begriff "Umgebinde" erklärt sich durch den umlaufenden Balken, der sowohl auf den senkrechten Hölzern (Umgebindesäulen) als auch auf dem Mauerwerk des Stallbereiches aufliegt und so alle Gebäudeteile zusammenhält. Der Balken bildet gewissermaßen einen Rahmen, ein Gebinde, welches das gesamte Gebäude "umbindet".
Diese einzigartige, eher lockere Verbindung zwischen Massiv-, Fachwerk- und Blockbauweise macht diesen Haustypen zu einer sehr originellen Volksarchitektur. Die Entwicklung zum Umgebindehaus begann um 1400 und endete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in welchem die Steinhäuser diese Bauweise verdrängten.
Mehr zu erklären würde den Rahmen dieser Seite sprengen. Um zu verstehen, was es für verschiedene Umgebindehaus-Typen gibt und alles über Bauweise und Gewerke findet Ihr auf den sehr informativen Seiten: Informationaszentrum Umgebindehaus, Stiftung Umgebindehaus oder Oberlausitz und Nordböhmen. Am 13. Oktober 2015 wurde die Oberlausitzer Umgebindehausstraße eröffnet. Unter der Initiative des Vereins "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fachwerkstädte" entstand die aus sechs Routen bestehende Deutsche Fachwerkstraße, die Oberlausitzer Umgebindehausstraße wurde die 7. Route.
So haben wir im Urlaub überall in den Orten schöne Umgebindehäuser gesehen, die uns sehr gut gefallen. Zuerst wollten wir auch eine Ferienwohnung in einem solchen Gebäude mieten, doch die meist niedrige Deckenhöhe mit Balken wäre für Michaels Kopf nicht gut gewesen. Da waren wir in unserer schönen Art Deco Ferienwohnung mit hohen Decken besser aufgehoben.
Besonders viele schöne Häuser gibt es in den Orten Ebersbach-Neugersdorf, Seifhennersdorf, Großschönau, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Herrnhut und in der Gemeinde Kottmar.
Der Besuch im idyllischen Dörfchen Obercunnersdorf, gelegen im Landkreis Görlitz in der Gemeinde Kottmar, wird uns noch lange in positiver Erinnerung bleiben. Auch wenn es am Anfang etwas regnete und nur langsam die Sonne rauskam.
Denn dieser kleine Ort weist gerade einmal knapp 1.300 Einwohner auf und zählt hier zu den schönsten und traditionsreichsten Orten der Region. Bei einem Besuch hier trifft man auf die stattliche Anzahl von mehr als 250 Umgebindehäusern, die das malerische Ortsbild prägen. Obercunnersdorf erhilet von der UNESCO daher den Ehrennamen Denkmalort.
Einfach an der Hauptstrasse parken und diese dann entlang gehen und man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ein Haus schöner als das andere, mit gepflegten Gärten voller Blumen und Insekten davor. Für Fotografen ein Traum, ab und zu zweigt auch ein verwinkelt liegendes Gässchen ab. 1995 wurde der Ort zum dritt-schönsten Deutschlands gewählt und erhielt 2001 sogar den Titel des schönsten Blumendorfs Europas.
Die charmanten Häuser erfuhren teils aufwendige Sanierungen, nur ganz wenige sind hier in einem etwas schlechteren Zustand. Eins konnte man sogar für 1 Euro kaufen und selbst sanieren. Handwerker gab es einige vor Ort, die sich darauf spezialisiert haben, die liebevoll erhaltene Zeitzeugen zu erhalten und alte Bauteile zu ersetzen.
Die meisten Umgebindehäuser hier in Obercunnersdorf sind bis ins kleinste Detail geschmückt und berichten den Besuchern von der ehemals ländlichen Lebensweise. Einige haben Doppelstuben, verzierte Holzbögen rahmen die Blockstuben im Erdgeschoss ein, die Fassaden darüber sind mit weißem und blaugrauem Schiefer in immer neuen Motiven kunstvoll verkleidet. Man sieht schöne Türstöcke aus Granit und Sandstein, Sonnenuhren im Giebelbereich, kunstvolles Schnitzwerk und aufwenig geschmückte Fensterrahmen aus Holz. All das zeugt von der hohen Handwerkskunst der damaligen Zeit.
Ober- und Niedercunnersdorf sind von ihrer Anlage her typische Straßendörfer. Entlang des Dorfbaches Cunnersdorfer Wasser und der dem Bachlauf folgenden Dorfstraße ziehen sich die Häusergruppen romantisch durch das Tal. Man folgt also einfach der Straße und kommt so an den schönsten Häusern vorbei. Obercunnersdorf hat parallel dazu auch eine Umegehungsstrasse, daher hält sich der Verkehr hier in Grenzen.
Sehenswert an der Hauptstrasse ist die Hausnummer 65. Hier befindet sich die Touristinformation "Haus des Gastes" in der Blockstube. Nach aufwendigem Aufbau 1994 entstand aus einem verfallenem Gebäude ein kleines schmuckes Umgebindehaus, eingerichtet als Touristinformation. Hier erhält man Informationen über den Ort und die Umgebung. Besucher können Wanderkarten, Heimatliteratur, Ansichtskarten, Kalender oder textile Handdruckartikel erwerben. Es gibt auch Führungen durch das historische Baudenkmal und das nicht weit entfernte Heimatmuseum. Heiraten kann an hier ebenfalls, im historischen Ambiente im Prunkzimmer.
Eines der bekanntesten Umgebindehäuser in der Oberlausitz befindet sich ebenfalls hier in Obercunnersdorf. Das Schunkelhaus in Obercunnersdorf ist nicht nur das älteste Haus im Ort. Während die meisten dieser geschichtsträchtigen Häuser in Privatbesitz und nur von außen zu betrachten sind oder als Ferienhaus vermietet werden, ist das berühmte Schunkelhaus für Besucher zugänglich. Es hat heute die Funktion eines Museums, das interessante Einblicke in die Vergangenheit des Dorfes beitet. Das Wohnhaus war bis 1990 bewohnt, es wurde im Stil der Oberlausitzer Leineweber erbaut und ist noch aus dieser Zeit eingerichtet. Mit einer Wohnfläche von nur 90 Quadratmetern gilt es als das kleinste Umgebindehaus von ganz Obercunnersdorf. Seinen Namen hat das Häuschen seinen schiefen Hausseiten zu verdanken. Der Zutritt zum Museum ist nur mit einem Ortsführer möglich, dazu muss man sich mindestens 2 Stunden vor dem Besuch in der Touristinformation anmelden.
Nach so vielen Eindrücken und Fotos hatten wir uns eine Pause mehr als verdienst. Und auch da bietet Obercunnersdorf durchaus ein Hightlight: Das wunderschöne Café Brumme, natürlich in einem toll restaurierten Umgebundehaus mitten im Ort. Hier gibt es auch Ferienwohnungen, durchaus ein Ziel für uns in den nächsten Jahren. Doch zuerst genossen wir im schönen Garten bei Sonnenschein Kaffee und Kuchen. Innen sieht es aus wie in einer Puppenstube und die Kuchen in der Theke sind der Hammer. Ich hatte hier mit Sicherheit den besten Stachelbeerkuchen mit Baiserhaube meines Lebens. Geöffnet ist hier Dienstag bis Sonntag 11:00 bis 18:00 Uhr.
Die barocke Dorfkirche am Ortsende haben wir nur umrundet und waren leider nicht drin. Die Dorfkirche wurde zwischen 1640 und 1700 errichtet und zeigt mit der wieder entdeckten Emporenmalerei von 1641 Szenen aus der biblischen Geschichte. Die Bahnstrecke Zittau-Löbau durchquert das Dorf an diesem Ende auf einem 340 Meter langen Viadukt.
Besonders lohnt sich ein hier Besuch auch am Tag des offenen Umgebindes am letzten Sonntag im Mai.
Auch die Umgebung des Ortes hat einiges zu bieten. Mehrere Wanderwege führen zum nahe gelegenen 583 Meter hohen Berg Kottmar, wo eine der drei Spreequellen entspringt. Von hier hat man reizvolle Ausblicke bis hin ins Isergebirge, Zittauer Gebirge und ins Lausitzer Bergland, wir sind aber weiter gefahren zum Aussichtsturm in Löbau.
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