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Für einen Besuch im Hambacher Schloss machten wir einen kleinen Umweg auf dem Weg von Deidesheim nach Speyer. Denn diesen historischen Ort und die Aussicht vom Osthang der Haardt wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, wenn man schon mal in der Nähe ist.
Das Hambacher Schloss hieß früher Kästenburg und wurde im Volksmund auch Maxburg genannt. Es befindet sich oberhalb vom Ortsteil Hambach, der zu Neustadt an der Weinstraße gehört. Im Mittelalter wurde es als Burg erbaut und erst in der Neuzeit dann schlossartig ausgestaltet. Die ursprüngliche Anlage stammte aus dem 11. Jahrhundert und gehörte zum Eigentum der Salier. Durch die günstige Lage oberhalb von sich kreuzenden Handelswegen und an der Nordroute des vorderpfälzischen Abschnitts des Jakobswegs war es eine Schutz- wie auch eine Raubritterburg.
Der Speyerer Bischof Johannes I. war mit den Saliern verwandt. Er starb im Jahr 1104 und vermachte die Burg dem Bistum Speyer, dem sie über Jahrhunderte bis zum Ende der Feudalzeit gehörte. Viele Speyerer Bischöfe haben zeitweise hier residiert. Nikolaus von Wiesbaden empfing am 12. Juni 1388 in der Burgkapelle die Bischofsweihe. 1552 eroberten Truppen des Markgrafen und Söldnerführers Albrecht Alcibiades die Burg und brannten sie nieder. Danach wurde sie notdürftig wieder aufgebaut und diente einem bischöflichen Förster als Domizil. Im Jahr 1688 wurden die Reste dann noch mal von den Franzosen niedergebrannt und es blieb eine Ruine zurück. Die Kapelle baute man noch einmal auf und weihe sie 1723 ein, aber auch die wurde dann 1794 durch Französische Revolutionäre erneut zerstört.
m Jahre 1815 gelangte dann die gegen moderne Kanonen schon lange nicht mehr verteidigungfähige und daher strategisch bedeutungslose Ruine als eine Folge des Wiener Kongresses mit der ganzen Region an das Königreich Bayern und wurde für 625 Gulden unter dem Namen Hambacher Schloss an eine Gruppe von 16 wohlhabenden Bürgern aus Neustadt, Mußbach und Winzingen verkauft. 1842 machten die königstreuen Eigentümer die Burgruine dem bayerischen Kronprinzen und späteren König Maximilian II. zum Hochzeitsgeschenk - daher Maxburg.
1844 begann Bayern mit dem Wiederaufbau, entsprechend dem Zeitgeschmack keine Rekonstruktion der mittelalterlichen Burg, aber durchaus mit einem behutsamen Umgang der vorhandenen Bausubstanz. So gehört von den so neugotisch anmutenden Erkern der Ostfassade der linke tatsächlich noch zur mittelalterlichen Burg. Frei erfunden sind an der Fassade das Maßwerk der Fenster und der Zinnenkranz. Aber bereits zwei Jahre nach dem Baubeginn gerieten die Arbeiten ins Stocken und kamen endgültig in den Revolutionsjahren 1848/49 zum Erliegen. Über mehr als ein Jahrhundert blieb das Hambacher Schloss dann eine offene Bauruine.
Es gelangte ins Eigentum des Landkreises Bad Dürkheim als dieser 1969 Rechtsnachfolger des aufgelösten Landkreises Neustadt an der Weinstraße wurde. 2002 wurde es in die neu gegründete Stiftung Hambacher Schloss eingebracht. Träger sind das Land Rheinland-Pfalz, der Bezirksverband Pfalz, der Landkreis Bad Dürkheim und die Stadt Neustadt an der Weinstraße, auch der Bund unterstützt die Stiftung finanziell. Zum 150-jährigen Jubiläum des Hambacher Festes wurde das Schloss zwischen 1980 und 1982 für heute umgerechnet etwa 6 Mio. Euro fast vollständig restauriert.
Das "Maxburg" genannte Schloss gilt speziell bei Mitgliedern studentischer Verbindungen als nationales Denkmal und Symbol der Freiheit und Brüderlichkeit, es ist eine Station der 2007 eingerichteten Straße der Demokratie, die von Frankfurt bis nach Lörrach führt.
Wegen des im Jahr 1832 dort ausgerichteten Hambacher Festes gilt das Hambacher Schloss heute als wichtigstes Symbol der deutschen Demokratiebewegung, wobei auch eine starke europäische Orientierung mitschwingt. Denn die Schlossruine wurde während einer sechstägigen Protestveranstaltung vom 27. Mai bis 1. Juni 1832 von ca 30.000 Menschen besucht. Vom Marktplatz in Neustadt an der Weinstraße marschierte eine Mischung aus Pfälzern, Franzosen, Polen, Handwerkern, Bürgern und Studenten unter wehenden Fahnen in den Farben Schwarz-Rot-Gold hinauf zur Burgruine des Hambacher Schlosses.
Der vordergründige Anlass im ergangenen Aufruf war der für ein Volksfest zum "Deutschen Mai", da politische Versammlungen verboten waren. Es war die bis dato größte Veranstaltung, auf der liberale und demokratische Forderungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Anlass war die Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung über Repressionsmaßnahmen der bayerischen Verwaltung. Diese hatte in den Jahren nach 1816 wichtige Errungenschaften zurückgenommen, die dem Volk in der Zeit der Besatzung durch Frankreich gewährt worden waren.
Es gab gleichzeitig gestartete ähnliche Feste wie das Gaibacher Fest im Untermainkreis am 27. Mai 1832 oder das ebenfalls gleichzeitig begonnene Sandhof-Fest in Frankfurt am 27. Mai 1832. Die Menschen wurden durch die französische Julirevolution 1830, die belgische Revolution 1830/31 und das Aufbegehren der Polen im Novemberaufstand 1830/31 ermutigt und lehnten sich gegen die Machtverhältnisse im Deutschen Bund auf, welcher auf Restauration bedacht war.
Auf dem Hambacher Fest am 27. Mai 1832 vor 25.000 bis 30.000 Zuhörern forderten die Initiatoren Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth das Ende des Absolutismus. Darüber hinaus verlangten die beiden nach nationaler Einheit und Volkssouveränität und der Überwindung der Kleinstaaterei durch Brüderlichkeit. Die Organisatoren aus Neustadt vollbrachten eine enorme Leistung, an dem Fest namen über eine Woche lang 3 bis 4 mal soviele Menschen teil wie die Orte Neustadt (6000) und Hambach (2000) damals zusammen als Einwohner hatten. Verglichen damit wären bei den Demonstrationen im Bonner Hofgarten 1983 mehr als doppelt soviele Teilnehmer gekommen - also über eine Million - und das nicht nur für einen Tag, sondern für eine ganze Woche!
Die Zusammenkunft am Hambacher Schloss wird heute gemeinsam mit der 1. deutschen Nationalversammlung am 18.05.1848 in der Frankfurter Paulskirche als einer die beiden wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung Deutschlands zum demokratischen Nationalstaat gewertet. Dabei war die Veranstaltung vielmehr international ausgerichtet, man orientierte sich und unterstützte den Freiheitskampf in allen umliegeneden Europäischen Staaten. In den Folgejahren reagierte das die Pfalz regierende Bayern mit Stationierung von Militär und gewalttätiger Verfolgung der "Staatsfeinde".
Mehr dazu auf der umfangreichen Seite von Wikipedia: Hambacher Fest.
Wer mit dem Auto kommt, der kann den Großparkplatz entlang der Zufahrtsstraße direkt unterhalb vom Schloss nutzen, die eine Einbahnstraße ist. Ab der Bushaltestelle führt ein Fußweg hinauf durch den Wald, hier raschelt es überall, denn auf den Steinen und Baumstämmen sitzen überall flinke Eidechsen. Ein Museumsshop und die Kasse befinden auf dem Schloßgelände hinter dem Eingangstor, der Eintritt kostete uns 5,50 Euro pro Person. Das Restaurant 1832 haben wir nicht besucht. Auf der Treppe hoch zum Schloss und in den Mauerritzen leben ebenfalls kleine Eidechsen, Schmetterlinge torkeln durch die Wiesen und an einigen Bäumen im Garten reiften gerade die Kirschen.
Heute wird die Anlage als Veranstaltungszentrum für Tagungen und Dauerausstellungen, als Museum und als Hotel mit insgesamt rund 200.000 Besuchern pro Jahr genutzt. Das Schloss war bei unserem Besuch geöffnet, aber wegen Corona mussten Masken im Innenraum getragen werden und Veranstaltungen fanden nicht statt. Auch der Aufzug war nicht in Betrieb, darauf wurden wir aber schon beim Kauf der Eintrittskarten hingeweisen. Das Innere auf den ersten Etagen fanden wir recht uninteressant, es waren hauptsächlich Räume für Veranstaltungen mit moderner Technikausstattung zu sehen. Daneben gab es weiße Modelle der verschiedenen Baustadien der Burg.
In der 5. Etage findet seit Oktober 2008 die Dauerausstellung "Hinauf, hinauf zum Schloss!" statt, sie thematisiert die Ereignisse rund um das Jahr 1832 mit dem Hauptaugenmerk auf das Hambacher Fest.
Führer standen hier für Fragen zur Verfügung und es gab einige Mitmachstationen, an denen zum Beispiel Kokarden basteln konnte. Ein Audioguide durch die Dauerausstellung war ebenfalls erhältlich.
Die Ausstellung ist in mehrere inhaltliche Abschnitte unterteilt: Europa in Unruhe: Auf dem Weg zum Hambacher Fest - Schwarz-Rot-Gold: Symbole für Freiheit und Einheit - Meinungsfreiheit und Zensur: Der Kampf um Presse- und Redefreiheit - Parlament und Verfassung: Von Hambach nach Frankfurt - Freiheit und Völkerfrieden: Der lange Weg zur Demokratie und nach Europa.
Vorbei am Schlossberg führen die Nordroute der Pfälzer Jakobswege und der Pfälzer Keschdeweg, man kann hier mit mehr Zeit schöne Wanderungen unternehmen. Vom Berg und den Aussichtsterassen aus bietet sich ein weiter Blick etwa 200 Meter hinunter auf die Rebenhügel beiderseits der Deutschen Weinstraße und auf die sich östlich anschließende Rheinebene.
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