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| In Ruinen |
Schon bei unserem Besuch im Sommer nach der Besichtigung der Klosterruine Limburg wollten wir uns eigentlich noch ein weiteres Highlight in der Region ansehen: die nicht weit entfernte Hardenburg. Als wir durch das schmale Isenach-Tal zum Stadtteil Hardenburg kamen sahen wir schon bei der Anfahrt die beeindruckende Ruine. Über vier Terrassen erstreckt sich der gewaltige Komplex, er gilt als Zeugnis einer der größten und eindrucksvollsten Anlagen dieses Typs von Schloss in Deutschland und wird als linksrheinisches Gegenstück zum Heidelberger Schloss gehandelt.
Doch leider war es sehr voll, der Parkplatz überfüllt und wir beschlossen auf Grund von Corona die Menschenmassen zu meiden. Das war eine gute Entscheidung, denn auf der Rückreise vom Schwarzwald nach Köln kamen wir im Oktober im gleichen Jahr noch einmal hier vorbei. Dieses Mal war der Parkplatz leer und durch den Herbstwald liefen wir 10 Minuten den ansteigenden Fußweg zur Ruine und zum Eingang.
Hier wir waren wir dann zusammen mit einer Schulklasse mit Lehrer und ein paar anderen Besuchern fast alleine unterwegs. Dafür mussten wir uns im Museum anmelden und eine Weile warten, weil nur wenige Besucher zugelassen waren. Der Eintritt kostete 4,50 Euro pro Person, Hunde sind im Inneren nicht gestattet. Die freunliche Dame ließ uns rein, nachdem die Schulklasse das Muesum verlassen hatte.
Zu unserem Glück kam an diesem Herbsttag sogar noch ab und zu die Sonne heraus, nachdem der Vortag in Germersheim noch total verregnet war.
So konnten wir ganz in Ruhe die Hardenburg erkunden und alleine durch die engen Gänge und über die Treppen streifen. Die Schloss- und Festungsruine Hardenburg wurde im 16. Jahrhundert zur wehrhaften Renaissanceresidenz ausgebaut und mächtige Mauern, Geschütztürme und Katakomben zeigen noch heute die Vormacht festungsähnlicher Bauelemente. Burg, Schloss oder Festung? Diese Frage stellt sich dem Besucher der Hardenburg, im Fachjargon wird die gewaltige Anlage als "Festes Schloss" bezeichnet, also einer Mischung aus Festung und Schloss.
Das Informationszentrum am Eingang beherbergt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Hardenburg und ihrer Herrscher den Grafen von Leiningen. Herausragende archäologische Funde aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind hier zu sehen, Gegenstände aus dem Alltag der Bewohner und zur Repräsentation: Kinderspielzueg, chinesisches Porzellan und Schmuck.
Sie zeugen vom Reichtum der Leininger Grafen und dem für damalige Verhältnisse opulenten Leben auf der Hardenburg. Auch wird hier eine Tafelausstellung "Die Leininger. Vom Aufstieg eines pfälzischen Adelsgeschlechtes" gezeigt. Sie behandelt die rasante Entwicklung der Leininger Grafen zur zweitstärksten Macht nach der Kurpfalz im linksrheinischen Wormsgau und Speyergau von ihren Anfängen in der Karolingerzeit bis 1317. Damals bestanden zahlreiche enge Verbindungen zu den deutschen Königen.
Anfang des 13. Jahrhunderts als noch vergleichsweise bescheidene Höhenburg errichtet, wurde die Hardenburg im 16. Jahrhundert zur wehrhaften Renaissance-Residenz ausgebaut. Die Grafen von Leiningen eigneten sich dafür widerrechtlich Gelände an, das dem Kloster Limburg gehörte. Das liegt auf 200,4 Meter Höhe über dem gleichnamigen westlichen Ortsteil Bad Dürkheim-Hardenburg auf einer 200 m langen Bergnase rechts über dem Tal der Isenach, dessen Öffnung zur Rheinebene durch die Burg kontrolliert wurde.
Die mächtigen Mauern und Bollwerke, welche die Terrassen am Berghang bilden und stützen, bezeugen noch heute den festungsähnlichen Charakter. Es gibt hier aber auch Gärten innerhalb der Anlage, Überreste großzügiger Wohntrakte und einst wohl prächtige Saalbauten. All dies deutet auf eine bedeutsame zivile Nutzung als standesgemäßes Wohnschloss der Grafen von Leiningen hin.
Das Ende der Hardenburg kam mit der Eroberung Bad Dürkheims durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1794: Die Inneneinrichtung wurde vernichtet und Teile der Anlage gesprengt. Danach gab die Besatzungsverwaltung das Areal zur Gewinnung von Baumaterial frei und allmählich verkam die Burg zur Ruine.
Doch was blieb und seit dem späten 19. Jahrhundert gesichert oder wiederhergestellt wurde stellt noch immer ein imposantes historisches Relikt dar, auch wenn heute nur noch Reste des einst prächtigen Bauwerks zu bestaunen sind.
Die Burganlage besitzt eine Grundfläche von 180×90 m. Geschütztürme und das imposante Westbollwerk mit seinen im Erdgeschoß fast 7 Meter starken Mauern, das die Anlage in Richtung Tal und Rheinebene her schützte, verhinderten über Jahrhunderte kriegerische Eroberung und Zerstörung. Auf dem Westbollwerk befindet sich eine Aussichtsplattform, von der sich ein sehr guter Blick auf die Burganlage und das Tal der Isenach bis hin zur Klosterruine Limburg bietet. Leider war der Aufstieg wegen Corona gesperrt. Die riesigen Keller mit den weit gespannten Rippengewölben, die im Jahre 1509 errichtet wurden, haben bis heute überdauert.
Die Hardenburg bietet sowohl Winter- als auch Sommerquartiere für diverse Fledermausarten. Daher gilt die Burgruine Hardenburg als pfalzweit einzigartiges Objekt mit einer herausragenden Bedeutung für den Fledermausschutz. Zu ihrem Schutz ist der Gewölbekeller der Hardenburg nur von außen einsehbar.
Von 2008 bis 2012 wurden Sanierungsarbeiten in Höhe von 6,5 Millionen Euro durchgeführt. Finanziert wurde dies vom Land Rheinland-Pfalz und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
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