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Während der Schlossgarten tagsüber durchgängig frei besucht werden kann zahlt man für den Innenhof im Schloss Eintritt. Die Ticktes dafür kauft man im modernen Besucherzentrum gegenüber. Wenn man ein Panorama Ticket für 12,00 Euro pro Person kauft, dann sind auch die Fahrten mit der unteren Bergbahn bis hoch zur Umsteigestation Molkenkur und runter zur Altstadt inklusiv. Ausserdem kann man so nicht nur in den Schlosshof, sondern auch in den dortigen Fasskeller und in das Deutsche Apotheken-Museum.
Nach dem Kauf betritt man den Schlosshof durch das große Renaissancetor. Links befindet sich der 1601-1607 erbaute Friedrichsbau mit der Ahnengalerie der Kurfürsten, rechts davon der Gläserne Saalbau aus den Jahren 1544-1546. Ganz rechts der Ottheinrichsbau, der erste Renaissancepalast im deutschen Schlossbau. Unterhalb des Friedrichsbaus der liegt der Zugang zum Großen Fass.
Um das Jahr 1182 verlegte Konrad der Staufer, Halbbruder von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, seine Hofhaltung von der Burg Stahleck bei Bacharach am Mittelrhein auf die Burg Heidelberg. Die Reste dieser Burg findet man oberhalb am Berghang nahe der jetzigen Molkenkur. Die Stadt Heidelberg wird im Jahr 1196 zum ersten Mal in einer Urkunde genannt.
Das Heidelberger Schloss als untere Burg geht in seinen Ursprüngen auf eine Neugründung, vermutlich des Bayernherzogs und Pfalzgrafen Otto II. oder seines Sohnes Ludwig in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. In seiner Größe ist es durchaus vergleichbar mit bayerischen oder fränkischen Anlagen aus dieser Zeit.
Archäologen haben Beweise für einen zerstörerischen Brand zu Beginn des 14. Jahrhunderts gefunden, nach dem die Burg aber zügig wieder aufgebaut wurde. Die erhaltenen Gebäude im Schlosshof datieren von der ersten Hälfte des 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Kurfürst Ludwig V. verwandelt zwischen 1520 und 1544 die Burg durch umfassende Neu- und Umbaumaßnahmen in eine moderne Festung. Durch den jetzt repräsentativen Glanz vollzog sich der Wandel von der Burg zum Schloss. Es beginnt das "Goldene Zeitalter" der Heidelberger Residenz, hier betrieb der Kurfürst europäische Politik und wandelte das Schloss zu einem repräsentativen Juwel der Renaissancebaukunst um.
Kurfürst Friedrich V. verlässt dann mit seinem "Englischen Bau" den engeren Bereich des Schlosshofs und nutzt den Nordwall der Befestigungen als Standort seines neuen Palastes. Er gibt dem Schlossareal durch die Anlage eines Gartens, des "Hortus Palatinus", ein modernes höfisches Gepränge. Aber sein Versuch, für das pfälzische Haus und die protestantische Sache in Böhmen die Kaiserkrone zu erringen, löst 1619 den Dreißigjährigen Krieg aus. Es folgte der völlige Ruin der Pfalzgrafschaft, wechselnde Besitzer und erneute Zerstörungen. Ein Blitzschlag vernichtete 1764 fast alle Gebäude, das Schloss blieb Ruine.
Das frühe 19. Jahrhundert entdeckt das Schloss wieder als Ziel romantischer Fantasien. Vor allem den Bemühungen des Franzosen Charles de Graimberg ist es zu verdanken dass weitere Zerstörung durch Steinraub und Nachlässigkeit unterblieb. Man plante in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhhunderts einen großzügigen Wiederaufbau. An der Rekonstruktion des Friedrichsbaus 1890 bis 1900 entwickelte sich ein Streit, der Ursprung des Gedankes des modernen Denkmalschutzes. Im zweiten Weltkrieg gab es hier keine Zerstörungen.
Baumaßnahmen des 20. Jahrhunderts haben eher unauffällige Einbauten zum Ziel, so wurde in den 1930er Jahren der Königssaal als Festsaal ausgebaut und in den 1950er Jahren der Nordteil des Ruprechtsbaus eingewölbt. Diese Maßnahmen haben die Gewinnung von Ausstellungs- und später auch Veranstaltungsfläche zum Ziel, um Einnahmen zu generieren. Denn das Land als Eigentümerin der Ruine muss jährlich Millionen investieren, um dieses mächtige Bauwerk zu erhalten. Martin Scharff, 25 Jahre lang ununterbrochen mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, verwöhnt in Scharffs Schlossweinstube die Feinschmecker der Region.
Der mächtige Torturm ist das höchste Gebäude im Schloss, von der Sohle des Grabens aus ist er 53 Meter hoch. Er ist das Gebäude, mit dem der Fürst dem Gast gleich bei seinem Eintreten seine machtvolle Stellung demonstrieren konnte. Insofern ersetzt er den bei den meisten mittelalterlichen Burgen vorkommenden Bergfried.
Der Schlosshof war zu allen Zeiten der Raum, in dem sich das Zeremoniell des Hofes, vor allem beim Empfang von hohen Gästen, abspielte. Dass der Schlosshof von Anfang an fast so groß war wie er sich heute darstellt, ist eine Besonderheit für Heidelberg. Wir waren begeistert von der Tatsache, dass sich zu Corona Zeiten der Besucherandrang in Grenzen hielt. Nicht auszudenken was hier los ist, wenn eine Reisegruppe nach der anderen einfällt.
Der Friedrichsbau mit seiner üppigen Fassade ist sicher Geschmacksache, aber sehr faszinierend. Die Skulpturen der Hoffassade stammen von dem Bildhauer Sebastian Götz aus der Schweiz. Ab und zu kam mal die Sonne raus und ich habe begeistert die Details fotografiert. Von der Stadt aus gesehen präsentiert sich der Friedrichsbau wesentlich schlichter und bis auf die Löwenköpfe im Parterre der Schlosskapelle ganz ohne Figurenschmuck.
Im Keller des Gebäudes wurde schon 1591 ein riesiges Fass eingebaut, in dem 130.000 Liter Zehntwein aus der Pfalz gesammelt wurden. Dieses fiel den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer und 1664 wurde es durch ein noch größeres Fass mit 200.000 Litern Fassungsvermögen ersetzt. Knapp 100 Jahre später ließ Kurfürst Carl Theodor das heutige dritte Große Fass konstruieren. 220.000 Liter Wein fanden hier Platz und man kann darum herumgehen, 7 Meter im Durchmesser ist es und 8,5 Meter lang. Eine Treppe führt auf einen hoch liegenden Gang neben dem Fass und von dort hinten herum auch oben auf das Fass. Die Plattform dort ist angeblich als Tanzboden genutzt worden - dafür ist aber eigentlich zu wenig Platz. Ein Streichquartett könnte man hier versteckt positionieren, um eine Weinprobe akustisch zu untermalen. Im Raum vor dem Fasskeller finden heute jedenfalls Weinproben und Weinverkauf im historischen Ambiente in der Vinothek im Fasskeller statt.
Der trinkfreudige Zwerg Perkeo war Hofnarr und Fasswächter unter Kurfürst Karl Philipp. Er nahm, so erzählt es die Legende, jedes angebotene Glas Wein mit den Worten "Perché no?" (Italienisch für "Warum nicht?") dankend an. Da lachte der Kurfürst und sagte: "Du sollst Perkeo heißen". Als bemalte Holzfigur hat Perkeo heute noch ein Auge auf das Große Fass. Es wurde allerdings kaum als Weinspeicher genutzt, weil es nicht dicht war.
Fotografieren verboten war leider im Apotheker-Museum, daher hier keine Bilder aus den Innenräumen.
Hier noch ein Linktipp: eine tolle 3D Animation vom Schloss Heidelberg.
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