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NAUMBURGER DOM

Der Naumburger Dom ist eines der bedeutendsten Bauwerke Deutschlands und hat sowohl architektonische, künstlerische als auch historische Bedeutung. Natürlich mussten wir ihn auch besuchen, vor allem weil wir direkt nebenan in einer schönen Ferienwohnung mit Blick auf einen der Türme gewohnt haben.

Der korrekte Name lautet Dom St. Peter und St. Paul. Er war Grablege der Ludowinger, einer einflussreichen Adelsfamilie Thüringens und Sachsens. Politisch bedeutend war er durch die Verbindung von kirchlicher Macht und Adel im Hochmittelalter.

Seit 2018 ist das imposante Bauwerk gemeinsam mit dem Dom zu Meißen und der Stiftskirche Zeitz UNESCO-Weltkulturerbe – wegen seines einzigartigen Erhaltungszustandes romanisch-gotischer Architektur, der Meisterwerke mittelalterlicher Skulpturen und als Ausdruck von Macht, Religion und Kultur im mittelalterlichen Europa.

Um 1028–1200 begann mit der Grundsteinlegung des Doms die romanische Phase. Es entstanden der Westbau, das Langhaus, kleine Rundbogenfenster, massive Mauern und Tonnengewölbe. Um 1250 erfolgte der Übergang von der Romanik zur Gotik. In dieser Zeit entstanden die berühmten zwölf Stifterfiguren mit lebensechten Gesichtern und naturalistischer Kleidung der Naumburger Meister. Mit ihrer Lebendigkeit und Ausdrucksstärke ziehen sie jeden Besucher in ihren Bann. Besonders Markgräfin Uta von Ballenstedt gilt als Sinnbild der "schönsten Frau des Mittelalters" und soll das Vorbild für Walt Disneys böse Königin in der Verfilmung des Märchens Schneewittchen gewesen sein und so machte sie den Dom weltbekannt. Ekkehard und Regelinda sind historische Figuren aus dem Adelsgeschlecht der Ludowinger.

Bei der gotischen Erweiterung kamen Spitzbögen, Glasmalereien im Chor, Rippengewölbe, Maßwerkfenster und der Ostchor hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde ein zweigeschossiger romanischer Bau mit Türmen errichtet: das Westwerk. In den folgenden Jahrhunderten kamen weitere Glasmalereien sowie Innenausstattungen mit Bibelszenen und Heiligenfiguren hinzu.

1800–1900 war die Zeit des Historismus: Es erfolgten Restaurierungen und die Konservierung der romanischen und gotischen Elemente.

Heute ist der Naumburger Dom eine Einrichtung der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg sowie des Kollegiatstifts Zeitz, einer gemeinnützigen Stiftung öffentlichen Rechts.

Der Naumburger Dom ist für Besucher von Montag bis Samstag von 9:00–18:00 Uhr geöffnet. An Sonntagen und kirchlichen Feiertagen erst ab 11:00 Uhr nach der Messe. Der Eintritt kostet 9,50 Euro pro Person, inklusive Audioguide. Hier kann man den Audioguide herunterladen. Achtung: Wenn man innerhalb der nächsten Tage auch den Dom in Merseburg besichtigen möchte, so gibt es dafür ein günstigeres Kombiticket!

Es gibt diverse öffentliche Führungen durch den Dom, auch in Bereiche, die man alleine nicht betreten kann, wie den Turm oder die Domstiftsbibliothek und das Domstiftsarchiv. Außerdem werden thematische und saisonale Sonderführungen angeboten. Uns hat ein Rundgang im Dom auf eigene Faust gereicht.

Hier ist ein virtueller Rundgang von Google Arts and Culture.









Rundgang

Der Ostchor war das liturgische Zentrum des Doms, in ihm befindet sich bis heute der Hauptaltar der Kirche. Hier trifft Romanik auf Gotik. Das mittelalterliche Chorgestühl mit seinen beeindruckenden Buchpulten fasziniert, und die Glasfenster im Ostchor wurden von 2019 bis Anfang 2021 aufwendig restauriert. Sie leuchten nun wieder in beeindruckender Farbpracht.

Die Treppenaufgänge hinauf in den Ostchor sind wunderschön gearbeitet und wurden vom Magdeburger Künstler Heinrich Apel gestaltet. Liebevolle Details wie Tiere, Pflanzen und Figuren aus der Bibel oder der antiken Mythologie kann man hier auf dem Geländer entdecken und sogar ertasten.

Die Krypta ist schlicht und der älteste Bauteil des Naumburger Doms. Sie stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Fließend ist der Übergang von der Romanik zur Gotik im dreischiffigen Langhaus. Ganz typisch für die Zeit ist die Trennung der gewöhnlichen Gläubigen, den Laien, vom kirchlichen Personal durch eine andere Ebene und eine Trennmauer, den Lettner. Hier in Naumburg trennen gleich zwei Lettner wie massive Burgmauern den Mittelraum zum Ostchor und Westchor ab – das ist weltweit einmalig! Der Ostlettner ist einer der ältesten Hallenlettner Deutschlands. Drei romanische Gewölbe verleihen ihm den typischen Charakter einer kleinen Halle. Ein gotisches Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert hängt über dem ebenfalls romanischen Rundbogenfries mit der Darstellung verschiedener Heiligenfiguren.

Einzigartig ist auch der Naumburger Westlettner. Er schildert in acht Einzelbildern das biblische Geschehen vom Gründonnerstag bis zur Kreuztragung Christi. Die lebensgroß präsentierte Kreuzigung mit Christus, Maria und dem Lieblingsjünger Johannes bildet den Eingang zum Westchor. Man kann es kaum glauben: das ist kein Schnitzwerk aus Holz, das ist alles ind Stein gemeißelt.

Der Naumburger Westchor bildet eine sehr schöne Einheit aus Architektur, Skulptur und Glasmalerei. Auch hier wurden die Glasfenster von 2017 bis 2019 restauriert. Lucas Cranach d. Ä. schuf 1519 für den Marienaltar des Naumburger Westchors ein dreiflügeliges Altarbild. Das Mittelteil des Retabels wurde 1541 im Zuge einer bilderfeindlichen Aktion zerstört. Nach mehr als 500 Jahren wurden die beiden originalen Flügel um ein vom Leipziger Künstler Michael Triegel neu geschaffenes Mittelteil sowie eine Predella ergänzt und seit 2022 hier aufgestellt.

Die Rückseite mit der Auferstehung Christi hat mir gut gefallen, aber die Vorderseite fand ich an dieser Stelle ganz schrecklich. Wer braucht eine Bibelszene mit einem Mann mit rotem Basecap direkt unter den mittelalterlichen Stifterfiguren? Ich fand es, zumindest an dieser Stelle, sehr unpassend.

Nach dem Besuch habe ich gelesen, dass es darüber jahrelange Diskussionen gab und es eine Entscheidung der UNESCO gibt, dass der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom seinen Platz wechseln muss, um den Welterbe-Status des Doms zu bewahren. Hier die Quelle.

Denn die zwölf Stifterfiguren sind einzigartig und sollten besser wirken. Sie bestechen durch ihre außergewöhnliche künstlerische Qualität und beeindrucken durch ihre Lebendigkeit, Realitätsnähe und Ausdrucksstärke. Dargestellt werden die Grafen und Gräfinnen Gerburg, Konrad, Hermann und Reglindis, Dietmar, Syzzo, Thimo, Ekkehard und Uta, Gepa und Dietrich, die im 10./11. Jahrhundert lebten.

Es gibt noch einige Kapellen zu besichtigen, wie die Elisabethkapelle, die Taufkapelle, die Evangelistenkapelle und die Dreikönigskapelle. Auch der Kreuzgang lohnt einen Besuch. Die Gewölbe haben ein unterschiedliches Alter. Im 14. (vielleicht auch schon im 13.) Jahrhundert wurde die Marienkirche in die Klausur mit eingebunden. Hier befindet sich die Schatzkammer mit sehr wertvollen Exponaten. Man kann zum Abschluss noch durch den knapp ein Hektar großen Domgarten laufen oder sich auf einer der Bänke vom Rundgang erholen.

Nicht vergessen sollte man, einmal um den Dom herumzulaufen und sich die zahlreichen Wasserspeier anzusehen – faszinierende Kunstwerke und zugleich funktionale Bauelemente, die in verschiedenen Formen gestaltet sind. Es gibt Wasserspeier in Hirschgestalt, Löwen, Menschen, Widdern oder Fabelwesen.











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