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Von unserer schönen Ferienwohnung Cloud7even bei Müllheim-Feldberg wollten wir an einem Tag an den Rhein fahren. Leider war das Wetter wenig schön, es war grau mit Nieselregen und recht kühl an diesem Oktobertag. Auf dem Weg in Richtung Rhein kamen wir am kleinen Ort Efringen-Kirchen vorbei.
Ein paar Tage später in Baden-Baden hatten wir dann zum Abendessen einen ganz hervorragenden Syrah namens Gestad vom hier ansässigen Weingut Ziereisen. Hätten wir den vorher entdeckt, dann hätten wir hier mit Sicherheit angehalten und ein paar Flaschen davon gekauft. Auf jeden Fall ist das Weingut seitdem auf unserer Kauf-Liste.
Ein bisschen weiter zwischen den Dörfern Istein und Kleinkems lag unser eigentliches Ziel in dieser Region: eine Grabenrandscholle im südlichen Oberrheingraben, Teil einer 170 Kubikkilometer großen Zone mariner Sedimentgesteine aus dem Jura, die sich rund 140 Meter über die Rheinebene erhebt. Dieser Isteiner Klotz versperrte ursprünglich dem Rhein den Weg Richtung Norden, so dass dieser übers Rhonetal ins Mittelmeer floss.
Von 1951 bis 1956 fanden hier archäologische Ausgrabungen statt, die dort den auf deutschem Boden ersten Nachweis eines Bergbaus der Jungsteinzeit erbrachten. Hier wurde einst Feuerstein abgebaut, Höhepunkt war die Zeit um 4200-4100 v. Christus.
Seit dem 19. Jahrhundert ist der Isteiner Klotz mit einem sehr bekannten Naturschutzgebiet und einem Landschaftsschutzgebiet aufgrund seiner reichhaltigen Flora ein beliebtes Übungsfeld für Biologen der Universitäten Basel, Straßburg und Freiburg.
Die exponierte Lage verschafft dem Isteiner Klotz eine wechselhafte Geschichte. Im 11. Jahrhundert errichten die Bischöfe von Basel eine Burg, die als Castrum Istein 1185 erstmals urkundlich erwähnt und zu Beginn des 15. Jahrhunderts von Truppen zerstört wird. In einer Felsnische befindet sich hier die Sankt-Veits-Kapelle, die um das Jahr 1100 errichtet wurde. Sie war eine von ursprünglich zwei Kapellen der Burg Istein. Nachdem sie der Zerstörung der gesamten Burganlage zum Opfer gefallen war, wurde sie 1650 wieder aufgebaut.
Der Klotz wurde wegen seiner exponierten Lage gegenüber der französischen Grenze immer wieder mit Burgen und Festungsanlagen versehen. Die zwischen 1902 und 1907 entstandenen Anlagen im Rahmen der Oberrheinbefestigungen mussten auf Grund der Bestimmungen des Vertrages von Versailles im Jahre 1921 geschleift werden.
Als Bestandteil des Westwalls wurde hier durch die nationalsozialistischen Machthaber wieder neu befestigt, die Arbeiten dazu begannen bereits 1936. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden nach und nach 113 Militärbunker um Istein herum errichtet. Mit ihren Wand- und Deckenstärken von bis zu 3,5 Meter galten sie als die am stärksten befestigten Anlagen des Westwalls am Oberrhein. Die Hauptanlagen befanden sich unterirdisch im Felsen, verbunden durch ein über zwei Kilometer langes System von Gängen, Treppen und Fahrstühlen.
Auf der Oberseite des Isteiner Klotzes wurde eine 105 Tonnen schwere Panzerkuppel für die Artilleriebeobachtung gebaut, zu der eine fast 56 Meter hohe Treppe führte. Nach dem Ende des Krieges wurden die Befestigungsanlagen zu großen Teilen wieder geschleift. 1947 wird die Anlage gesprengt. Die ebenfalls zerstörte Sankt-Veits-Kapelle wird in den 1980er Jahren erneut wieder aufgebaut.
Die stabilen Stollenanlagen nutzte die Bundeswehr bis Ende 2005 als Lagerräume. Mehr dazu als pdf-Download von der Uni Heidelberg. Ein Lost Place, in den es wagemutige Kletterer zieht, siehe auch das Video unten.
Direkt vor dem Klotz war der Parkplatz nur wenig besetzt, daneben befindet sich ein ein Friedhof. Wenn man davor steht ist der Klotz durchaus beeindruckend. Die steile felsige Westflanke wurde vom Rhein ausgewaschen, sodass eine sogenannte Anbrandungskehle entstand. Die überhängende Wand, auch Schiff genannt, ragt hier sechs bis zehn Meter in die Höhe und bildet ein natürliches Felsdach.
Wir haben hier nur die Kapelle erkundet, Führungen fanden wegen Corona nicht statt und der Aufgang nach weiter oben war gesperrt. Das Wetter wurde immer schlechter und es fing an zu regnen, dann sind wir weiter gefahren.
Ursprünglich wollten wir noch an den Rhein, aber die Landschaft hier war bei Regen wenig interessant. Die Isteiner Schwellen, Stromschnellen im Oberrhein am Rheinkilometer 177, etwa einen Kilometer rheinaufwärts, haben wir so leider nicht gesehen. Dafür Kilometer lang nur Bahngleise, Verkehr auf der L134, Flachland mit Feldern und Kalkwerke. So sind wir spontan direkt weiter bis nach Breisach gefahren.
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