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| Im Kloster |
Auf dem Weg vom Schliffkopf zu unserer Ferienwohnung in Gutach war das Wetter so schön, dass wir noch einen Stopp einlegten, um vom Mummelsee hoch zur Hornisgrinde zu wandern. Danach hatten wir dann leider keine Zeit mehr für eine Besichtigung in Freudenstadt.
Dafür haben wir aber eine Pause in der Stadt Alpirsbach im Kinzigtal gemacht. Schon von weitem sieht man bei der Anfahrt den etwas erhöht gelegenen Klosterkomplex mit seiner romanischen Kirche direkt neben Bahngleis und Bundessstraße.
Das Kloster Alpirsbach gehört zu den südwestdeutschen Reformklöstern des 11. Jahrhunderts. Es wurde von Benediktinermönchen im Sinne der Hirsauer Reformbewegung errichtet, ist es eines der wenigen noch erhaltenen Klöster dieser Art und hat eine wechselvolle Geschichte mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, Reformversuchen und sogar Selbstauflösung.
Im Jahr 1095 erfolgte die Gründung durch die Grafen Adalbert von Zollern, Rutmann von Hausen und Alwig von Sulz. Seine Lage war von Anfang an durch die Abgeschiedenheit mitten im Schwarzwald geprägt. Nur die Flüsse verbanden die Mönche mit der Außenwelt.
Nach einer ersten aus Holz gebauten Kapelle wurde bereits 1099 eine steinerne Klosterkirche geweiht. Von dieser kleinen Steinkirche ist heute noch der Turm vorhanden als ältestes Zeugnis für die bauliche Entwicklung dieser Klosteranlage. Der Klosterkomplex liegt heute mitten in der Stadt Alpirsbach. Mehrere markante Gebäude aus dem Mittelalter rundum wurden leider im 19. Jahrhundert abgerissen, um den Bau der Eisenbahn und der Bundesstraße zu ermöglichen. So ist auch die klösterliche Umfassungsmauer ist nicht mehr vorhanden.
Die rund 100 Kilometer lange Klosterroute Nordschwarzwald verbindet seit 1999 drei Kleinode für Kulturinteressierte: die Benediktinerabteien Alpirsbach im oberen Kinzigtal und Hirsau bei Calw und das Weltkulturerbe Maulbronn nördlich vom Schwarzwald.
Bekannt ist die Stadt Alpirsbach auch weit über die Grenzen des Schwarzwaldes hinaus durch das Alpirsbacher Klosterbräu. Interessierte können die Brauerei besichtigen und das Brauereimuseum führt durch die Braugeschichte. Wir haben uns im örtlichen Supermarkt eine Probierkiste gekauft, in der sich 6 verschiedene Biere plus zwei Gläser befanden. Die haben uns später in der Ferienwohnung alle sehr gut geschmeckt.
Ebenso fasziniert die Alpirsbacher Glasbläserei, mit Unterstützung der Brauerei wird hier ein vom Aussterben bedrohtes Kunsthandwerk zeitgemäß fortgesetzt. In der Schaukonfiserie kann man nicht nur zusehen, wie Köstlichkeiten aus Schokolade entstehen, sondern auch die vielleicht die einzige Bierpraline der Welt probieren.
Das Kloster Alpirsbach ist für Besichtigungen geöffnet. Es zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung "Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" betreut. Die Klosterkirche steht der evangelischen Kirchengemeinde für ihre Gottesdienste zur Verfügung, die katholische Pfarrgemeinde nutzt einen Saal an der Südseite als Kapelle.
Der imposante Baukomplex aus rotem Sandstein ist nicht zu übersehen und auch den Eingang zum Klostermuseum fanden wir schnell. Hier mussten wir uns an Corona Maßnahmen halten wie Mundschutz und Einbahnstraßen-Rundgang.
Der Grundriss des Klosters lehnt sich an das benediktinische Klosterbauschema an und weist die Merkmale der cluniazensischen Reformklöster auf, die in Deutschland über Kloster Hirsau vermittelt wurden. Charakteristisch für alle Bauten der cluniazensischen Reform: war eine klare Überschaubarkeit der Grundrisse, Flächenhaftigkeit außen und innen, Aufgabe des Westchores und der Krypten sowie des Gewölbebaues und die Beschränkung des plastischen Schmuckes. Vorbild dafür war die im Jahr 981 geweihte zweite Säulenbasilika in Cluny.
Durch Änderung der Liturgie hatte die Heiligenverehrung stark zugenommen und jeder Priester musste täglich eine Messe lesen. Dadurch musste der Teil der Kirche, der der Priesterschaft vorbehalten war, ausgedehnt werden. Im 15. Jahrhundert fanden umfangreiche Umbauten am Ostflügel der Klausur statt. Der Dormentbereich wurde in Einzelelemente aufgeteilt. Der Kreuzgang wurde aufgestockt, so dass auch in dessen Obergeschoss Zellen untergebracht werden konnten.
Die beeindruckende Orgel der Klosterkirche wurde 2008 von dem Orgelbauer Claudius Winterhalter erbaut. Bemerkenswert ist, dass dieses riesige Instrument im Kirchenraum fahrbar ist. Das Kirchenschiff ist sehr groß, komplett bestuhlt hätten hier weit über tausend Menschen einen Sitzplatz.
Am Ende des Rundgangs haben wir die Ausstellung über die Geschichte des Klosters und das neue Klostermuseum besichtigt. Im Infozentrum sind die Themen Kloster-, Bau- und Stadtgeschichte sowie Klosterleben im Mittelalter und Folgen der Reformation anschaulich dokumentiert. In der aufwändig sanierten Abtswohnung werden Funde aus dem Kloster präsentiert. Thematisch gegliedert sind die einzigartigen Fundstücke, es gibt hier Schuhe, Kleidung, Briefe, Zeichnungen und Keramik. Sie zeigen einen Eindruck aus der Zeit der Klosterschule von 1556 bis 1595.
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