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Auf dem Weg von Alpirsbach zu unserer Ferienwohnung in Gutach haben wir nicht viel vom Ort Schiltach gesehen. Denn der Durchgangsverkehr wird hier weiträumig mit Tunnels unter den umliegenden Bergen um den Ortskern herum geleitet. So sind wir später noch einmal hierher gefahren, mitten im Ort an der Kinzig fanden wir schnell einen Parkplatz nahe der Stadtbrücke. Von der hat man einen schönen Blick auf den Zusammenfluss der Flüsse Kinzig und Schiltach. Leider spielte das Wetter an diesem Tag nicht mit und der Herbst zeigte sich von seiner kalten und eher nassen Seite.
Trotzdem hat sich ein Stadtrundgang gelohnt. Schiltach liegt in 295 bis 842 Metern Höhe im Landkreis Rottweil, an der engsten Stelle des Kinzigtals. Die Straße durch das Kinzigtal war schon in Römerzeiten eine wichtige Verbindung durch den Schwarzwald, sie verband die Region um Straßburg mit Rottweil.
Schiltach entstand im 11. Jahrhundert als Pfarrei für die umliegenden Höfe, welche älter sind als Schiltach selbst. Mitte des 13. Jahrhunderts gründeten die Herzöge von Teck zur Sicherung ihrer Gebiete die Stadt Schiltach, mit Mauern, Toren und der darüber liegenden Burg Schiltach. 1371 kam die Stadt Schiltach an die Herzöge von Urslingen, die verarmten aber und verkauften im Jahr 1381 Burg und Stadt an die Grafen von Württemberg. Schiltach blieb bis zum Jahre 1810 bei Württemberg, die umliegenden Höfe wurden 1817 als Lehengericht eine eigene Gemeinde und die ist heute ein Stadtteil.
Die Kinzigtalbahn fährt werktags im Stundentakt nach Freudenstadt und Offenburg, so kommt man mit der KONUS Gästekarte auch bequem ohne Auto in die Stadt. Bei einem Streifzug durchs Städtle ist alles fußläufig erreichbar. Schiltach ist reich an kulturellen Baudenkmälern und vor allem die seit 1971 als Ensemble unter Denkmalschutz stehende Altstadt ist sehr sehenswert. Der Schiltacher Marktplatz mit dem Rathaus ist das beliebteste Fotomotiv und die malerischen Gassen ziehen viele Besucher an. Schade, dass hier überall Autos parken dürfen.
In Schiltach findet man noch Fachwerkhäuser vom 16. bis 19. Jahrhundert in einer seltenen Geschlossenheit. Ziemlich schwierig, das zu fotografieren ohne stürzende Linien, Autos und Verkehrsschilder. Bei der Sparkasse am Aufgang zum Marktplatz stand einst das Untere Tor. Durch dieses führte die Römerstraße und die mittelalterliche Staig hinauf durch das Obere Tor zum Schlossberg und weiter über die Höhen zum Neckartal.
An der höchsten Stelle des Marktplatzes steht seit 1593 eindrucksvoll das Rathaus im Renaissancestil. Nach dem Stadtbrand 1590 wurde es im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt an dieser Stelle errichtet und ist heute das bekannteste Wahrzeichen. Den markanten Staffelgiebel erhielt das Rathaus erst 1905, die üppige Fassadenmalerei entstand 1942.
Die ehemalige Biedermeier-Apotheke am Marktplatz ist heute das Apothekenmuseum. Die gepflasterte Schloßbergstraße ist sehr steil. Bemerkenswert ist das Haus Nummer 4 fast am Marktplatz: Das ehemalige Armenhaus von 1766. Hier gab es Obdach für Mitbürger, die Hab und Gut, Grund und Boden oder Gesundheit verloren hatten. Wenn man ihr weiter bergauf folgt, kommt man zur Aussichtsplattform AugenBlick Schiltach Schlossberg und zur Burgruine Schiltach - davon sind aber nur ein paar wenige zerfallene Reste der Grundmauern vorhanden. Quer zu den alten Straßen führen schmale Gassen mit Treppen durch die Altstadt.
Schiltachs alte Hauptstraße ist die Schenkenzeller Straße. Die meist zweistöckigen Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert verleihen dem so genannten "Hinteren Städtle" einen pittoresken Charme. Hier wohnten früher die Handwerkerfamilien, die zur Eigenversorgung nebenbei eine kleine Landwirtschaft mit Tierhaltung betrieben. Im steinernen Erdgeschoss befanden sich Werkstatt, Laden und Stall. Darüber lagen die Wohnungen und unter dem Dach lagerte das Heu, das man durch die Öffnung oben im Giebel einfüllen konnte.
Schiltach ist trotz seiner ländlichen Lage ein Industriestandort mit mehreren international bekannten Unternehmen. Schon im Zeitalter der Industrialisierung gab es hier diverse Industriebetriebe, darunter mehrere Tuchfabriken. Die hatten, begünstigt durch das weiche Wasser der beiden Flüsse, ideale Arbeitsbedingungen. Gleiches galt für die Gerbereien, von denen es in Schiltach ebenfalls mehrere gab. Das kleine Gerberviertel ist der älteste Teil von Schiltach und liegt ein wenig außerhalb der Altstadt. Die hier stehenden stattlichen Fachwerkhäuser wurden im 17. und 18. Jahrhundert von Gerbern erbaut.
Rotgerber verarbeiten vorwiegend Rinderhäute zu Ober- und Sohlenleder, dabei verwenden sie zu Lohe gemahlene Eichen- und Fichtenrinde als Gerbstoff. Weißgerber setzen verschiedene Salze ein, dadurch entsteht eine helle Färbung bei Wild-, Schaf- und Ziegenleder.
Es gab auch Sägewerke und vor allem die Flößerei, die erst mit dem Bau der Kinzigtalbahn zum Erliegen kam. Wer hier ist, der sollte einen Besuch im Schüttesägenmuseum nicht verpassen. Der Eintritt ist kostenlos. Es bietet einen spannenden Einblick in die Technik der "Gestör-Flößerei" und in das Leben der Flößer. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert hatten Schiltacher und Wolfacher Bürger das Monopol auf die Kinzigflößerei bis Straßburg. Damit die Flöße nicht steckenblieben wurde mit kleinen Stauwehren für den nötigen Wasserstand gesorgt. War genug Wasser aufgestaut, so wurde das Wehr geöffnet und das Floß musste auf der Flutwelle bis zum nächsten Stauteich gleiten.
In der kleinen Ausstellung wird auch anschaulich das Thema Holz behandelt: Waldwirtschaft, Holzverarbeitung, Fachwerkbau und Rindengewinnung für die Rotgerberei. Ein sehr eindrucksvoller Film wird gezeigt, den ich unten als Video verlinkt habe. Er zeigt die Schiltacher Flößer, die heute die alte Tradition lebendig halten.
Direkt daneben kann man die alte Schüttesäge besichtigen, sie wurde erstmals 1491 erwähnt. Als ältestes der vier Schiltacher Sägewerke war sie bis 1931 in Betrieb. Das Wasserrad ist mit dem Durchmesser von 6,30 Meter ist eines der größten noch in Betrieb befindlichen in Deutschland und steht zusammen mit der Transmissionsanlage und dem Kanalsystem unter Denkmalschutz. Angetrieben wird damit heute noch ein Hochgangsäge und man erzeugt hier Strom.
So stimmt auch der Slogan der Stadt Schiltach: "Schiltach, Stadt des Fachwerks, der Flößer und der Gerber".
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Die Hansgrohe SE ist ein deutscher Hersteller sanitärtechnischer Produkte wie Armaturen, Brausen, Thermostate, Abläufe und Badzubehör. Der Hauptsitz der Firma ist hier Schiltach.
Es fing an zu regnen und wir beschlossen am Ende unseres Besuchs noch die Hansgrohe Aquademie mit Museum für Wasser, Bad und Design zu besuchen. Das Museum wurde 1997 am Stammsitz des Unternehmens gegründet. 2002 wurde die Ausstellung in die Schiltacher Aue verlegt und war bis zur Neueröffnung als Wanderausstellung in Deutschland unterwegs.
Hier hängt ein Flossi, ein von der Künstlerin Rosalie entworfener Kletterer, an der Fassade. Diese Figuren kennen wir ja aus dem Medienhafen in Düsseldorf.
Der Eintritt ist hier frei, man musste sich nur wegen Corona am Empfang eintragen. Dann kann man durch die Badausstellung streifen und dabei auch auf Zeitreise gehen: Authentisch gestaltete Badezimmer mit historischen Exponaten zeigen die Geschichte des privaten Hausbades vom 19. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit. Hier kann man es sehen und begehen, vom bäuerlichen Bad mit Außenbrunnen über ein typisches Bad der 70er Jahre bis zum Designer-Bad von Philippe Starck.
Beim Rundgang durch die Errungenschaften der Sanitärtechnik entdecken Besucher auch moderne Klassiker, einige davon Hansgrohe-Produkte, z. B. die erste verstellbare Handbrause "Selecta" sowie die erste farbige Armatur "Uno", die 1986 mit dem iF Designpreis ausgezeichnet wurde. Vor allem kann man hier alles mal ausprobieren und anfassen, egal ob Brause oder Armamtur. Sogar Probeduschen in der Showerworld kann man im Museum.
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