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FREILICHTMUSEUM BEUREN 2

Auf der ersten Seite habe ich schon von der Museumsgastronomie in der Hofanlage Mannsperger kurz hinter dem Eingang zum Freilichtmuseum Beuren berichtet, ebenso über die umliegenden Gebäuse. Ein schattenloser Weg führt dann weiter, vorbei am Zentrum Museumspädagogik. Das ist in einem Bauhofscheuer aus Beuren untergebracht und eine Gruppe Kinder knetete hier gerade Figuren aus Salzteig. So können sie spielerisch etwas über das dörfliche Leben vergangener Zeiten lernen. Bis zum Bau eines modernen Gemeindebauhofes im Jahr 1995 nutzte die Gemeinde Beuren noch diesen 1939 zum Preis von 2.500 Reichsmark erbauten Lagerraum.

Auf dem Weg zum Alb-Dorf kommt man an zahlreichen Apfelbäumen vorbei. Eine Besonderheit dieses Museums ist, dass es innerhalb von Streuobstwiesen errichtet wurde, die älter sind als das Museum. Hier wachsen noch die alten Sorten, die heute kaum noch jemand kennt. Auch in den Bauerngärten vor den Häusern säht man Gemüse und Obst, das wonaders bereits verschwunden ist. Hier ist das Zentrum für Sortenvielfalt und Sortenerhalt in Baden-Württemberg.

Unter anderem wachsen hier die Kartoffel Sieglinde, der Luikenapfel, Langenauer Stangenbohnen, Alblinsen, Topinambur, Schwäbischer Dickkopf-Landweizen, Schwarzer Winterrettich, Birne Stuttgarter Geißhirtle, Zwiebel Stuttgarter Riese, Ermstäler Knorpelkirsche und Filderspitzkraut.

Als Vertreter für die Imkerei steht das Bienenhaus aus Köngen am Wegrand. Der achteckige Pavillon in Holzbauweise trägt über der Eingangstür den Schriftzug "Immenheim", das Haus der Bienen.

Bienen waren und sind für die Bestäubung der Obstbäume unerlässlich. Viele Landwirte und Handwerker hielten sich daher Bienenvölker mit dem Nutzen des süßen Honigs. Nebenan kann man einen ein Bienenwagen aus Ohmden. Ab Mai gehen Imker gerne auf Wanderschaft mit ihren Bienen, denn die sollen die Blüte entsprechender Pflanzen und Bäume voll auskosten. Mit diesem Bienenwagen transportierte der Imker die Bienenvölker in bis zu 48 Bienenkästen samt den wichtigsten Geräten in ein neues Weidegebiet im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb. Das steigerte den Ertrag. Die bekannte Ulmer Karosseriefirma Kässbohrer baute im Jahr 1948 diesen Wagen als Sonderanfertigung, ein derart teures Exemplar war allerdings eher die Ausnahme.

Auch Tiere haben in diesem Museum ihren Platz, so kann man hier regionale und zum Teil vom Aussterben bedrohte Rassen von Merinolandschafen, Ziegen, Gänsen, Hühnern und Stallhasen sehen. Ganz toll ist auch der Schneckengarten mit Weinbergschnecken. Direkt neben dem Museum werden einige Wiesen von benachbarten Bauern als Weide genutzt und so sind manchmal auch Schottische Hochlandrinder zu sehen.

Da große Teile des Biosphärengebiets Schwäbische Alb im Einzugsbereich des Beurener Museums liegen, ist es prädestiniert dazu diesbezügliche Themen zu vertiefen. Das Freilichtmuseum ist deshalb auch eines von 15 dezentralen Informationszentren des Biosphärengebiets. Außerdem befindet sich hier seit Januar 2017 auch eine von 26 Infostellen des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.








Alb-Dorf

In dieser zweiten, etwas höher gelegenen Hausgruppe sieht man ein Tagelöhnerhaus aus Weidenstetten, ein Bauernhaus aus Aichelau mit dem dazugehörenden Ausgedinghaus und ein Weberhaus aus Laichingen.

Doch bevor wir die Bauernhäuser besuchten, kamen wir an einer einfachen Hütte vorbei. Im Inneren dieser Geschirrhütte wurde zum Einrichten ein alter Webstuhl verbaut, ganz im Sinne der schwäbischen Sparsamkeit.

Im Tagelöhnerhaus aus Weidenstetten aus dem Jahr 1734 wohnte die dörfliche Unterschicht. Solche Häuser standen auch räunlich getrennt eher am Dorfrand. Dieses hier hat 37 m³ Wohnfläche mit sehr kleinen Räumen. Wenig Platz und Annehmlichkeiten für die dort lebenden Menschen, die mit dem mit einem Stubenofen und einem Küchenherd heizten. Die Toilette war draussen, eher unangenehm im kalten Winter, Waschbecken oder Badezimmer sucht man hier vergeblich.

Im Laufe seiner fast 260-jährigen Geschichte wurde das kleine Haus von zwei Tagelöhnerfamilien, einem Schäferehepaar und von Handwerkern mit Familien bewohnt. Im 19. Jahrhundert lebte hier sogar ein Ehepaar mit acht Kindern - für uns unvorstellbar. Danach wurde es vermietet und ab 1957 hat ein heimatvertriebenes Ehepaar, Sudetendeutsche aus der damaligen Tschechoslowakei, 30 Jahre lang darin gewohnt.

Laichingen auf der Alb war vor 200 Jahren ein bedeutendes Leinenweberzentrum in Württemberg. Mehr als die Hälfte der Haushalte lebte von der Leinenweberei, die in feuchten Kellern stattfand, und von dort stammt das nächste Haus. Hier lebten und arbeiteten ab 1835 drei Familien auf 94 Quadratmetern. Feuchtigkeit war zwar gut für das Leinen, weniger für die Menschen. Wir genossen den Aufenthalt im kühlen Keller an diesem heissen Sommertag.

Ein sogenanntes Ausgedinghäuschen aus dem Jahr 1844 wurde bei Übergabe des Hofes von einer Generation an die andere als Alterswohnsitz genutzt. Dieses hier stammt aus Aichelau. Neben dem lebenslangen Wohnrecht bekamen die Altbauern auch eine Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung.

Das Bauernhaus daneben ist ebenfalls aus Aichelau, eine typische Bauform der südlichen bis mittleren Schwäbischen Alb. Im Erdgeschoss befinden sich die Wirtschaftsräume, im Obergeschoß der Wohnteil.

Auf dem Rückweg vom Alb-Dorf in Richtung Eingang sind ein Kalkofen, ein Viehunterstand und ein hübscher Schafstall aus Schlaitdorf zu sehen. Letzterer wurde um um das Jahr 1765 erbaut. Der Schäferalltag hat wenig mit Romantik und Idylle zu tun, im Winter werden die Schäfchen dann ins Trockene gebracht. Dazu brauchte man einen ausreichend großen Stall, mit seiner Grundfläche von 148,5 m² bot er früher Platz für bis zu 150 Schafe. Heute nisteten hier Hausrotschwänze, die gerade ihre Jungen fütterten und mit dem Einfliegen misstrausch auf dem Fenterbrett warteten, bis wir wieder gegangen waren.

Am Ende besuchten wir noch die letzten Häuser am Eingang. Ein Wohnhaus mit komplett eingerichtete Schreinerei aus den 1920er Jahren aus Ohmenhausen bei Reutlingen präsentierte schöne Werkstücke und Geschichten des Dorfschreiners, der sich auf Messen und mit internationalen Zeitschriften über die aktuelle Stilentwicklung auf dem Laufenden hielt.

Eines der prächtigsten Häuser aus Öschelbronn mit Bauerngarten, auch das Bauernschloss genannt, steht direkt neben dem Eingang. Das repräsentative Bauernhaus wurde im Jahr 1799 errichtet, mit beeindruckender Größe mit einer Grundfläche von rund 200 m², ausgewogenen Proportionen und städtisch anmutenden Elementen. Das Erdgeschoss mit seinen Stallungen und Wirtschaftsräumen ist mit Natursteinen gemauert, das Obergeschoss mit den Wohnräumen besteht aus einer Fachwerkkonstruktion.

Am Beispiel der angesehenen und wohlhabenden Familie Bühler, die hier wohnte, werden im Inneren die sozialen Unterschiede und die Verflechtungen des sich verändernden ländlichen und städtischen Wirtschaftens auf Infotafeln vorgestellt.









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