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Auf dem Weg von unserer letzten Unterkunft auf der Schwäbischen Alb, dem Landhotel Winter, in Richtung Pfalz hatten wir noch zwei Klöster auf dem Besichtigungsprogramm. Im Schönbuch liegt mitten in malerischer Landschaft das Kloster Bebenhausen und für uns lag es direkt auf der Route. Was lag da naäher als ein Besuch und wir haben ihn auf keinen Fall bereut.
Die ehemalige Zisterzienserabtei blickt auf eine lange und reiche Geschichte zurück. Nach der Reformation, die in in Württemberg im Jahr 1534 erfolgte, dienten die Klostergebäude als Klosterschule, Jagdschloss der Könige von Württemberg und später als Sitz des Landtags des Landes Württemberg-Hohenzollern.
Wir hatten das grosse Glück und kamen an einem heissen Sommertag mitten in der Woche hierher. Daher war wenig los an diesem Tag. Unser Auto parkten wir am Wanderparkplatz Roter Graben, für einen Spaziergang im Wald zum nahen Schwarzwildgehege hatten wir leider keine Zeit. Hier befindet man sich am Rande des Schönbuchs, eines weiten mittelalterlichen Reichswaldes. Direkt im Ort kann man nicht parken, von den beiden Parkplätzen an der Umgehungsstrasse muss man jeweils ein Stück über geteerte Feldwege laufen.
Am Feldweg in Richtung Kloster hatte der Bauer bei der Maht noch einige blühende Wiesenecken stehen gelassen und wir waren begeistert. Zahlreiche Schmetterlinge, Grashüpfer und andere Insekten tummelten sich hier auf wenigen Quadratmetern. Natürlich wollten wir so viele wie möglich fotografieren. Aber das ist anstrengend und nach einiger Zeit wurde uns in der pallen Sonne zu heiß und wir liefen weiter ins 10 Minten Fußweg entfernte Kloster und Schloss Bebenhausen.
Malerisch und idyllisch liegt hier eines der besterhaltenen Zisterzienserklöster in ganz Süddeutschland. Der gesamte Ort Bebenhausen steht seit 1975 als einzigartiges Ensemble unter Denkmalschutz und wird von den Einheimischen auch "Perle des Schönbuchs" genannt. Seit 1974 ist Bebenhausen ein Ortsteil von Tübingen und Heimat für ca. 322 Menschen.
Zwischen 1180 und 1183 von Pfalzgraf Rudolf von Tübingen gestiftet, wurde das Kloster einige Jahre später zunächst von Prämonstratensern besiedelt, 1190 jedoch von Zisterziensermönchen aus Schönau bei Heidelberg übernommen. Erst unter den Zisterziensern begann der eigentliche Bau und Ausbau von Kloster und Klostergebäuden. Danach entwickelte es sich rasch zu einem der reichsten Klöster des Landes. 80 Mönche und 130 Laienbrüder lebten hier am Ende des 13. Jahrhunderts.
Nach Einführung der Reformation in Bebenhausen 1535 gingen die Mönche, die am alten Glauben festhielten, in andere Klöster. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 war es dann endgültig vorbei mit dem katholischen Kloster in Bebenhausen. Schon 1556 war, wie in zwölf anderen württembergischen Männerklöstern, eine evangelische Klosterschule eingerichtet worden. Die Schule wurde 1807 mit der Klosterschule in Maulbronn vereinigt und das Kloster dann 1806 säkularisiert.
Doch das Besondere hier: Es ist nicht nur ein Kloster zu besichtigen, sondern auch ein Schloss. Denn die württembergischen Landesherren nutzten die Anlage als Jagdschloss um im benachbarten Wald auf die Pirsch zu gehen. Die Herzöge und Könige von Württemberg liebten diesen Ort, denn alle waren sie leidenschaftliche Jäger. Als König Wilhelm II. von Württemberg im November 1918 abdankte, zogen er und Königin Charlotte sich von den Unruhen in Stuttgart zunächst hierher in das Schloss Bebenhausen zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Bebenhausen Landtag und Landesverfassung des Landes Württemberg-Hohenzollern begründet. Teile der Abteianlage wurden als Archiv, Depot und Landtag für Württemberg-Hohenzollern genutzt.
Das Kloster ist ein Ensemble von eindrucksvoller Schönheit und Geschlossenheit, man wird immer wieder überwältigt durch den Detailreichtum und die Eleganz der Zisterzienserarchitektur.
Meisterwerke gotischer Baukunst sind das Sommerrefektorium von 1335, der gotische Kreuzgang und der markante Vierungsturm der Klosterkirche, der in den Jahren 1407–09 erbaut wurde. Ein besonderes Gebäudemerkmal ist der filigrane Dachreiter über der Vierung. Das sichtbare und mit seinem noch heute von Hand zu bedienenden Geläut ist das weithin hörbare Wahrzeichen des Klosters.
Die Führungen, im Kloster wie im Schloss, lassen die Epochen wieder lebendig werden. Leider müssen wir noch einmal hierher kommen, denn wir haben uns bei diesem Besuch nur die Aussenanlagen angesehen. Denn wir waren zu früh am Morgen vor Ort, hätten hier mit der Albcard sogar freien Eintritt gehabt.
Aber die erste Führung findet Dienstags erst ab 11:00 Uhr statt und dauert fast eine Stunde. Da wir uns auf dem Weg nach Edesheim in der Pfalz an diesem Tag noch als zweiten Stopp die Klosterruine Frauenalb anschauen wollten und noch gut 2,5 Stunden reine Fahrzeit vor uns hatten, haben wir darauf verzichtet. Denn auch unser Edesheimer Schlosshotel wollte noch erkundet werden und am Abend wartete das gebuchte Gourmet-Dinner auf uns.
Ein teilweise dreifacher Mauergürtel mit erhaltenen Türmen und Toren umgibt die Klosteranlage. Wir spazierten herum, machten Fotos und genossen die Ruhe auf der Anlage. Überall gab es lauschige Plätzchen. Das ehemalige Abtshaus stammt ursprünglich von 1338/1339, nach der Säkularisation wurde aus ihm dann das Jagdschloss.
Das Kloster Bebenhausen ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Touristen und Kulturinteressierte. Religiös motivierte Besucher sind hier eher selten, denn das Kloster ist kein Wallfahrtsort mehr.
Teile der Klosteranlage werden heute auch als Wirtschaftsgebäude für den Forstbetrieb im Schönbuch genutzt und die schöne Klosterkulisse wird gerne als Hintergrund für Hochzeitsbilder genutzt. Falls wir noch mal in der Region unterwegs sind, werden wir mit mehr Zeit sicher noch einmal hierher kommen.
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