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DIE WARTBURG

Wie aus dem Bilderbuch trohnt die Wartburg auf einem schmalen, schroffen Felsgrat etwa 220 m über der Stadt Eisenach und ist Zeuge deutscher Geschichte. Der Sage nach wurde sie im Jahre 1067 gegründet und zeugt noch heute von der einstigen Blüte. Das aus dem 12. Jahrhundert erhaltene Hauptgebäude, der Palas, ist eine Kostbarkeit spätromanischer Baukunst. Der landgräfliche Hauptsitz erstrahlte als weitgerühmter Musenhof, an dem alle schönen Künste gepflegt wurden.

Hier erklangen die Lieder Walthers von der Vogelweide und hier entstanden auch die Dichtungen Wolframs von Eschenbach. Der sagenhafte Sängerkrieg ist eine Legende, die wurde durch Richard Wagners Oper "Tannhäuser" weltweit bekannt.

Die Wartburg war Wohn- und Wirkungsstätte der bis heute verehrten heiligen Elisabeth. Als ihr Gemahl Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen bei einem Kreuzzug ums Leben kam widmete sich Elisabeth ganz einem Leben in Armut und im Dienst an den Armen und Kranken. Viel bekannter ist natürlich der Aufenthalt Martin Luthers. In den Jahren 1521 und 1522 versteckte sich hier der Kirchenreformator als "Junker Jörg" und übersetzte das Neue Testament der Bibel aus dem griechischen Urtext in nur elf Wochen ins Deutsche. Damit schuf er gleichzeitig das Fundament für die einheitliche deutsche Schriftsprache.

Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Wartburg gleich mehrere Male, nachdem er die Burg im Jahre 1777 erstmalig betrat. Er wollte hier sogar ein Museum errichten und ihn beeindruckten die Landschaft, die Mineralogie, das Wettergeschehen und manches Detail der Bauten. 300 Jahre nach Luthers Thesenanschlag an das Tor der Schlosskirche von Wittenberg fand im Jahr 1817 auf der Burg das erste studentische Wartburgfest statt, auf Einladung der Jenaer Urburschenschaft. Eine Protestkundgebung für einen einheitlichen und freien Nationalstaat. Bei deutschen Studentenverbindungen wird die Wartburg seitdem als Treffpunkt genutzt. Nicht grundlos ist der Berg auf der anderen Talseite Standort des Burschenschaftsdenkmals.

In der Zeit des Nationalsozialismus plante der thüringische Gauleiter Fritz Sauckel die Wartburg zu einem Kulturmittelpunkt des Reiches zu machen. Zahlreiche propagandistische Veranstaltungen und Feiern fanden hier statt. 1938 ließ Sauckel sogar das Kreuz auf dem Burgturm durch ein Hakenkreuz ersetzen. Proteste aus der Bevölkerung führten aber dazu, dass es bereits nach einem Monat wieder entfernt wurde und das christliche Kreuz wieder an seine Stelle kam.

Durch amerikanischen Artillerie-Beschuss vom 1. bis 5. April 1945 entstanden Schäden am Gemäuer, die aber schon 1946 weitgehend behoben wurden. Ausgelagerte Kunstgüter und wertvolle Bestände der Wartburgstiftung blieben aus Sicherheitsgründen bis Mitte 1946 in geheimgehaltenen Depots, um sie vor Vernichtung oder Plünderung zu schützen. Nur die als Rüstkammer der Wartburg bezeichnete Waffensammlung wurde Opfer der Nachkriegsbesetzung Thüringens durch die Rote Armee. Das Wertvollste waren 70 Rüstungen von bekannten historischen Persönlichkeiten. Diese sowohl materiell wie kunstgeschichtlich wertvolle Sammlung wurde 1946 beschlagnahmt und in die Sowjetunion überführt, wo sich ihre Spuren verlieren. Nur noch wenige Teile sind geblieben.







Burghöfe

Die Wartburg gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe und zieht heute zahlreiche Besuchern aus aller Welt an. Der Name bedeutet Warte, also Wach- oder Wächterburg.

Baulich ist die Wartburg eine typische Abschnittsburg, die ursprünglich aus vier Abschnitten bestand, von denen heute nur noch die Vor- und die Hauptburg erhalten sind. Die Burg wurde in ihrer Geschichte mehrmals belagert, aber nie erobert.

Eine Erneuerung und dekorative Ausgestaltung erlebte die Wartburg erst im 19. Jahrhundert unter dem Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach. Die mittelalterliche Bausubstanz wurde restauriert und durch Neubauten ergänzt. Die bestehende Architektur wurde mit Gebäuden in einer historisierenden, teils romantisierenden Form ergänzt, um der geschichtlichen Bedeutung der Wartburg, die zur Zeit der Etablierung des deutschen Kaiserreiches einen nationalen Aspekt erhielt, gerecht zu werden. Zu den fast in Vergessenheit geratenen Fakten gehört, dass der Wiederaufbau der Wartburg nicht zuletzt dank Großherzogin Sophie möglich wurde, die als Mäzenatin das Vorhaben mit bedeutenden finanziellen Mitteln gefördert hat.

Neben dem ortsüblichen rötlichen Gestein, aus dem die Mehrzahl der Neubauten entstand, wurde auch Seeberger Sandstein vom Großen Seeberg aus der Nähe von Gotha verwendet. Neu errichtet wurden mehrere Gebäude, die heute das Bild der Burg wesentlich prägen. So entstand 1867 die Dirnitz mit Torhalle, die die Burg etwa in der Mitte teilt. Der Bergfried wurde 1853 bis 1859 erbaut. Für die Privaträume des Herrscherhauses benötigte man einen separaten Bereich. Hierzu wurden am Bergfried die Neue Kemenate und das Neue Treppenhaus angefügt, diese schließen zugleich die Lücke zwischen Palas und dem Wehrgang der Vorburg.

Südlich an den restaurierten Palas fügte man nach Fertigstellung der Wartburg-Wasserleitung das Ritterbad an. Der dort befindliche sogenannte Bärenzwinger war erst im frühen 19. Jahrhundert als Volksbelustigung angebaut worden.

Eine weitere Baumaßnahme des ausgehenden 19. Jahrhunderts betraf zuletzt die Errichtung des Wartburghotels auf dem Gaisköpfchen. Am 11. Juni 1859 wurde zum Abschluss der Bauarbeiten das Turmkreuz der Wartburg auf dem Bergfried eingeweiht.

Am 17. Mai 2010 fand die Urnenbeisetzung der im 99. Lebensjahr verstorbenen Elisabeth von Sachsen-Weimar-Eisenach in der Elisabeth-Kapelle statt. Es handelte sich um die erste Beisetzung auf der Wartburg.

Sehr interessant ist auch der Gang unterhalb der Burgmauern auf der Aussenseite. Hier wird mit der Ausstellung mittelalterlicher Werkstätten und entsprechender handwerklicher Werkzeuge und mit Texten und Bildern auf etlichen Tafeln erklärt, wie, warum und mit welchen Mitteln um 1100 herum so eine Burg errichtet werden konnte.








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