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BURG GLEICHEN

Nach einem entspannten Bummel durch das hübsche Gotha fuhren wir dann weiter in Richtung Weimar.

Weil das Wetter aber noch schön war, entschieden wir uns kurzfristig für einen Besuch auf einer Burg. Knapp 16 Kilometer oder 20 Minuten Fahrt südlich von Gotha liegen gleich drei davon, die Drei Gleichen.

Um die Burg Gleichen, die Mühlburg und die Wachsenburg rankt sich eine Sage. Man erzählt sich, in einer Gewitternacht hätten Blitze gleichzeitig in alle drei Burgen eingeschlagen. Seitdem seien sie "die Gleichen" und verbunden durch dieses ungewöhnliche Ereignis.

Doch die Sage geht weiter. Ein Graf von Gleichen soll, so erzählt man, nicht nur eine Gemahlin gehabt haben. Während eines Kreuzzuges verliebte er sich in eine orientalische Frau und brachte sie nach Thüringen. Sogar mit angeblich päpstlichem Segen lebte er fortan mit zwei Frauen unter einem Dach. Ob das wirklich je geschah bleibt im Dunkeln.

Die Geschichte mag märchenhaft klingen, doch sie trägt vielleicht einen Funken Wahrheit in sich. Denn eine Grabplatte im Erfurter Dom zeigt genau jenen Grafen, flankiert von zwei Frauen. Selbst Goethe ließ sich von dieser Geschichte zu seinem Schauspiel "Stella" inspirieren.

Man kann alle drei nebeneinander liegenden Burgen auch an einem Tag besichtigen, leider hatten wir dazu nicht mehr genug Zeit. Da alle nahe der Autobahn 4 liegen, sind sie gut erreichbar. Wir haben uns für einen Besuch auf der Burg Gleichen entschieden, die beiden anderen sieht man von dort aus.

Die Mühlburg gilt als die älteste der drei Burgen. Sie ist kleiner und intimer und die Mauern sind nicht so hoch. Hier scheint weniger die Repräsentation, sondern mehr das Bedürfnis nach Schutz Bauziel gewesen zu sein.

Ganz anders wirkt die Wachsenburg. Sie thront selbstbewusst über dem Tal, und schon aus der Ferne erkennt man sie. Während die Mühlburg etwas vom Charme des Vergessenen hat, ist die Wachsenburg lebendig: Sie beherbergt ein Hotel und ein Restaurant und Besucher spüren, dass diese Burg noch Teil des heutigen Lebens ist.

Der Weg vom Parkplatz nahe Wandersleben hoch zur Burg Gleichen ist nicht lang, führt aber durch die Sonne, und im Hintergrund hört man hier immer den Verkehrslärm der Autobahn.

Die südexponierten Hänge rund um die Burg sind trocken, sonnenverwöhnt und karg. Diese Bedingungen haben ein ganz eigenes Ökosystem hervorgebracht. Auf diesen Trockenwiesen gedeihen Pflanzen, die man sonst in Thüringen kaum findet: Enziane, Gräser, Wildthymian, Küchenschellen und im Sommer ganze Teppiche von Orchideenarten. Diese Pflanzen haben sich an extreme Verhältnisse angepasst: wenig Wasser, steiniger Boden, starke Sonneneinstrahlung. Dafür schaffen sie Lebensraum für unzählige Insekten, darunter seltene Schmetterlinge wie den Schwalbenschwanz oder verschiedene Bläulinge und Hirschkäfer. Auch Wildbienen und Heuschrecken sind hier vielfältig vertreten.

Die Wiesen selbst sind nicht naturbelassene Flächen, sondern Kulturlandschaften: Sie bleiben nur durch regelmäßige Beweidung und Pflegemaßnahmen erhalten. Würde man sie unberührt lassen, würden schnell Büsche und Bäume die offenen Flächen überwuchern, und das fragile Gleichgewicht ginge verloren. So zeugen diese Trockenhänge von der jahrhundertelangen Wechselwirkung von Mensch und Natur.









Im Burghof

Der eigentliche Burgberg ist ein markanter Kegel aus Muschelkalk, der sich deutlich über die Ebene erhebt. Oben in der Burg angekommen, zahlt man Eintritt in einem kleinen Laden, der von freiwilligen Helfern betrieben wird. Direkt davor steht ein Busch mit Vogelfutter, der zahlreiche Vögel anzieht. Wir waren begeistert: Direkt nach unserer Ankunft konnten wir schöne Fotos von einem Kleiber machen. Nach einem Schwätzchen mit dem netten Herrn, wie es im Osten oft üblich ist, erkundeten wir das Burggelände mit den Ruinen aus dem 11. Jahrhundert.

Um das Jahr 1089 wurde die Anlage erstmals urkundlich erwähnt. Etliche Male sollte die Burg den Besitzer wechseln, ehe sie 1139 an die Grafen von Tonna gegeben wurde, die mit einem Neubau begannen.

Für sie war die Burg Gleichen nicht einfach nur ein Herrschaftssitz, sie sollte für das Adelsgeschlecht namensgebend werden, denn aus den Grafen von Tonna wurden bereits nach wenigen Jahren die Grafen von Gleichen. Ein romanischer Wohnbau, das Herrenhaus sowie der Bergfried haben sich bis heute erhalten.

Die 105 x 60 Meter umfassende Burganlage der Burg Gleichen wirkt auf den ersten Blick wie eine weite, offene Ruinenlandschaft. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, wie viel Struktur noch vorhanden ist. In einem kleinen Hinterhof verbergen sich Toiletten. Der äußere Mauerring ist noch in großen Teilen erhalten und verleiht der Burg ihre Gestalt. Er zeigt, wie massiv die Anlage einst geschützt war.

Im Wehrturm befindet sich eine Ausstellung zur Burggeschichte und zum Naturraum des Drei-Gleichen-Gebietes, oben gibt es eine Aussichtsplattform. Die Darstellung der Naturräume und die Dioramen mit Tieren und Insekten sind sehr schön gestaltet. Die besondere Lage hier ist das westlichtste Vorkommen der osteuropäischen Steppenpflanzen, die auf unterschiedlichste Weise an extreme Temperaturen und Trockenheit angepasst sind, sowohl im Sommer als auch im Winter.

Von den Mauern aus kann man rundum auf das Thüringer Becken schauen. Diese Sicht war einst militärisch wertvoll und ist heute für Besucher ein Panoramaerlebnis. Aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage in der Nähe der mittelalterlichen Handelsstraße "Via regia" wurde die Burg immer wieder angegriffen und belagert. Während einer Fehde wurde sie zerstört, im Jahr 1231 bei einem Großbrand vermutlich schwer beschädigt, aber immer wieder neu aufgebaut und erweitert.

Im Jahr 1599 gaben die Grafen die Anlage auf. Ein Großteil der Ausstattung wurde in andere Bauten verbracht, und Burg Gleichen diente lediglich noch als Amtssitz. In der Folgezeit wechselte sie noch mehrmals die Besitzer, dennoch begann der langsame Verfall.

Der Hofbereich ist weitgehend frei, nur Fundamente und Reste von Gebäuden deuten an, wo Wohn- und Wirtschaftsgebäude standen. Zwischen den Mauern wachsen heute Kräuter, Moose und Sträucher. Die Vorburg am Hang ist weniger spektakulär, doch man erkennt noch, wie die Anlage einst stufenweise gesichert war.

Die steinernen Wände speichern Wärme, sodass sich Vögel, Eidechsen und Insekten hier wohlfühlen. Laut Kassenwart brüten hier sogar Uhus - leider waren bei unserem Besuch keine mehr da.












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