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Bei Mühlhausen, einer die Kreisstadt im Unstrut-Hainich-Kreis, denkt man wohl zuerst an das beliebte Mühlhäuser Pflaumenmus. Dort kommt es nämlich her und spielt seit einigen Jahren hier eine ganz besondere Rolle beim Pflaumenblütenfest, wenn hier in der Innenstadt ein ganzes Wochenende die Pflaumenblüte gefeiert wird. Die Mühlhäuser Kirmes, die jährlich mit 27 Kirmesgemeinden für eine Woche begangen wird, fand 1877 zum ersten Mal statt und ist die größte Stadtkirmes Deutschlands.
Ansonsten hatten wir nicht wirklich eine Vorstellung von Mühlhausen, bis ich die ersten Bilder von der Stadt sah und da dachte ich: Da will ich hin. So fuhren wir am Morgen in Eisenach los und besuchten zuerst den Baumwipfelpfad im Nationalpark Hainich, der auf dem Weg liegt. Am Nachmittag kamen wir dann in Mühlhausen an. Die Stadt liegt eingebettet zwischen den Höhenzügen des Hainichs und des Eichsfeldes, egal aus welcher Himmelsrichtung man sich der Stadt im Unstruttal auch nähert, es grüßt von weitem schon die Marienkirche in der Oberstadt, die größte Kirche Thüringens nach dem Erfurter Dom.
Wir fanden schnell einen Parkplatz und dann begann unser Stadtrundgang, der uns tatsächlich sehr positiv überrascht hat. Es gibt sicher noch einige wenige Ruinen im Stadtbild, die bis heute auf eine Restaurierung warten. Aber viele der historischen Gebäude in der Innenstadt, die zum Ende der DDR-Zeit noch zum Abriss vorgesehen waren, wurden in der Nachwendezeit nach und nach aufwändig saniert.
Viel ist in dieser Richtung schon geschehen und das Stadtbild bietet heute eine wundervolle mittelalterliche Altstadt, mit schmalen romantischen Gassen und liebevoll sanierten Fachwerkhäusern. Vor allem das Gerberviertel ist sehr sehenswert. Das wundervolle alte Fachwerk blieb erhalten, das Viertel entwickelte sich zu einem wahren Kleinod.
Im Jahr 1135 war Mühlhausen der erste Ort Thüringens der die Stadtrechte erhielt. Im Mittelalter war die Reichsstadt Mühlhausen nach Erfurt die zweitmächtigste Stadt im Thüringer Raum. Im Jahre 1292 wurde die Breitsülze, ein an der Stadt entlang fließender Bach, in einem künstlichen Bachlauf zur Wasserversorgung in die Oberstadt geleitet. Dies war für mittelalterliche Verhältnisse ein ingenieurtechnisches Meisterwerk.
Mühlhausen blickt auf ein reichhaltiges historisches und kulturelles Erbe zurück, so war es bis 1802 Reichsstadt. Die Lage an der Unstrut und mehreren ganzjährig fließenden Bächen erlaubte intensive Mühlenwirtschaft. Der Name der Stadt und das Mühleisen im Wappen verweisen darauf. Um 1800 sind im engeren Stadtgebiet 19 Wassermühlen nachweisbar. Das Frischwasser war auch Voraussetzung für Woll-, Tuch-, und Lederverarbeitung, Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier circa 50 lederverarbeitende Manufakturen.
Einer der berühmten Söhne der Stadt war zum Beispiel Thomas Müntzer, ein radikaler Reformator und Revolutionär in der Zeit des Bauernkrieges, er predigte hier. Die "Mühlhäuser elf Artikel" sollten die Herrschaft von Patriziern und Adel in der Stadt für immer beenden. Mühlhäuser Bürger nahmen auch an der Schlacht bei Frankenhausen 1525 teil. Nach der Niederlage der Bauern wurde Thomas Müntzer vor den Toren der Stadt hingerichtet. Natürlich erinnert ein Museum in Mühlhausen an ihn.
Johann Sebastian Bach war in der Hauptkirche Divi Blasii (Sankt Blasius) zwei Jahre als Organist tätig, auch daran erinnert im Eingangsbereich der Kirche ein Denkmal. Zum Ratswechsel am 4. Februar 1708 entstand hier die Kantate "Gott ist mein König".
Kaiserin Theophanu, Ehefrau von Kaiser Otto II. und einst mächtigste Frau des Abendlandes, bekam von Otto II. den Ort Mühlhausen als Geschenk überschrieben. 1831 wanderte der gebürtige Mühlhäuser Johann August Röbling in die USA aus und konstruierte dort 1865 die größte Drahtseilhängebrücke der Welt, die Brooklyn Bridge in New York.
Um 1200 wurde die Stadtmauer rund um die 49 Hektar große Innenstadt mit sieben Doppeltoren, 38 Wehr- und Kanzeltürmen und einer Länge von 2,7 Kilometern erbaut. Mühlhausen, ursprünglich ein königliches Kammergut, erhielt zu Anfang des 13. Jahrhunderts Münz- und Zollrecht. Im 19. Jahrhundert wurden bis auf das Äußere und Innere Frauentor alle Stadttore abgerissen, trotzdem vermittelt die historische Wehranlage noch heute einen imposanten Eindruck von der Stärke und Bedeutung der einstigen Freien Reichsstadt.
Die Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen und einem grünen Park davor und die Türme der 11 mittelalterlichen Kirchen im Stadtbild versetzen einen hier in eine längst vergangene Zeit. Am Untermarkt befindet sich die zweite Hauptkirche der Stadt neben der Marienkirche, die Pfarrkirche Divi Blasii, eine gotische Hallenkirche.
Sehr empfehlenswert ist der Museumsbesuch der Historischen Wehranlage, der über einen Teil der alten Stadtmauer führt. Geöffnet ist von 10:00 bis 17:00 Uhr, der Eintritt kostet 5,00 Euro pro Person.
Der Rundgang beginnt am Rabenturm, in dessen Dachgeschoss Turmfalken brüten. Von hier aus blickt man auf die St. Petri Kirche, die mit ihrem markanten bunten Dach außerhalb der Stadtmauern unterhalb des Parks liegt.
Dann kann man über die über 370 Meter begehbare Stadtmauer laufen und dabei den Blick über die Dächer der historischen Altstadt schweifen lassen. Das Gewirr mittelalterlicher Straßen und Gässchen verzaubert mit prächtigen Bürgerhäusern und dessen breiten Toren oder liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern.
Schwerpunkt der musealen Ausstattung in den einzelnen Häusern an der Strecke ist die Wehrgeschichte der Stadt, von der mittelalterlichen Fortifikation bis hin zur Geschichte der Mühlhäuser Feuerwehr und den verheerenden Stadtbränden im Mittelalter. Besonders schön sind hier jene Ausstellungsbereiche, die sich in den idyllischen und schön restaurierten Gartenhäuschen befinden, die im 18. Jahrhundert auf die Stümpfe abgetragener Wehrtürme gesetzt wurden. Am Ende geht man durch eine Tür wieder von der Stadtmauer herunter und befindet sich in der Nähe der Marienkirche.
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