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IM BUNKER

Auf der ersten Seite zur Festung Four-à-Chaux der Maginot Linie habe ich die Anfahrt, den Eingang und die Mannschaftsräume beschrieben. Am Ende der Zentralgalerie kamen wir im Rahmen der Führung nun zu der Kommandozentrale und zum Büro des Kommandanten.

Hier befand sich das Hirn der Festungsanlage mit ihren 6 Gefechtsständen. Da alles komplett tief unter der Erde lag ohne Blickkontalt zur Aussenwelt, brauchte es mehrere Beobachter an der Erdoberfläche. Die Stellungen oben waren über Telefonleitungen und Funk mit dem Kommando verbunden.

Am Ende der Hauptgalerie befindet man sich in der Mitte der Anlage, 30 Meter unterhalb der Erdoberfläche. Von hier aus führen verschiedene Tunnel zu den Kampfständen. In den Hohlräumen an den Seiten hatte man Sprengstoff eingefüllt, um einen eventuell eingedrungenen Feind am Vordringen bis zur Kommandozentrale zu hindern. Bei Gefahrt konnte man so einen Abschnitt zum Einsturz bringen.

Auf dem Weg von der Kommandozentrale zu den Kampfständen durchquert man eine Schleusenkammer, die mit zwei Stahltüren geschlossen wurde. Danach steht man dann im Erdgeschoss von Kampfstand No. 2 mit eigenem Kommandostand. Die Munition, hier 75 mm Granaten, wurden ganz unten in drei Räumen gelagert. Eine Munitionskiste enthielt jeweils 50 Granaten und wirkt wie eine sehr große Getränkekiste aus Metallgitter mit verschließbarem Deckel, in der die Granaten lagen wie Pfandflaschen im Mineralwasserkasten. Die Kisten wurden mit einem Flaschenzug angehoben und unter eine Laufkatze der Einschienenbahn unter der Decke gehängt. Mit einem Weichensystem verteilte man die von Hand geschobenen Kisten auf die jeweilige Munitionskammer oder den gewünschten Geschützstand. Dort gab es jeweils einen eignen Lastenaufzug über mehrere Etagen bis zur Steuerungsebene des Geschützturms, rundherum führte ein Treppenhaus.

Insgesamt arbeiteten hier je Schicht 18 Männer pro Gefechtsstand. 6 zur Bedienung der Kanonen, 6 zum Empfang der Munition, und 6 hatten dienstfrei. Daher gab es hier auch einen kleinen Schlafraum mit Waschbecken und Toiletten.

Gab es keinen Beschuss, war die Geschützkuppel eingefahren. Aber um zu schiessen, musste sie 60 cm ausgefahren werden. Sehr beeindruckend zu sehen, wie das 100 Tonnen schwere bewegliche Teil mit einem Motor und einem 5 Meter langen Hebel und 20 Tonnen schweren Gegengewicht bewegt wurde. Bei einem Stromausfall konnte man das sogar mit einem handbetriebenen Kurbelsystem bewegen, sowohl die Kuppel anheben, senken und drehen als auch die Zwillings-Geschütze in der Höhe ausrichten. Hier hatte man alle modernen Erkenntnisse aus dem Bau von Kriegsschiffen mit genutzt.

Wir gingen weiter hoch zur zweiten Ebene des Kampfstandes. In der Praxis konnten hier 48 Schuss pro Minute abgefeuert werden. Auf dieser Ebene gab es jeweils noch ein kleines Zwischenlager für Munition, vielleicht 300 Schuß lagerten hier in Regalen. Die Granaten wurden beim Schießen in eine Art Revolvermagazin eingefüllt und dann mit Druckluft noch 2 Etagen nach oben in die Ladeautomatik geschoben. Die vom Geschütz ausgeworfenen Hülsen glitten über eine spiralförmige Rutsche, den Hülsenschacht, wieder 5 Etagen nach unten bis auf die Höhe der Munitionskammer. Dort wurden die leeren Hülsen wiede in die Gitterboxen gesteckt und per Schmalspurbahn in eine Munitionsfabrik ausserhalb der Festung gefahren, um dort neu gefüllt und somit wieder verwendbar gemacht zu werden.

Danach ging es in der Führung wieder nach unten bis in den Bereich der schiefen Ebene. Sie verbindet den oberen Teil der Anlage am Mannschaftseingang mit dem unteren Teil auf dem Niveau des Munitionseingangs. Auf 120 Metern Länge wird so ein Höhenunterschied von 20 Metern überbrückt, das entspricht einer Steigung von über 16%. Es gibt eine elektrische Winde, die bei Stromausfall auch mit Handkurbel funktioniert, und zwei Loren mit Gegengewicht. Das ganze Material von Lebensmittel zu Munition wurde hier vom Eingang nach oben transportiert.

Wir folgten mit der Gruppe unserem Führer über 215 flache Stufen neben den Aufzugsschienen nach unten.









Ende des Rundgangs

Unten angekommen standen wir dann im Elektrizitätswerk. Ein unterirdisches Hochspannungskabel mit 22.000 Volt versorgte die Festung mit Strom. Früher gab es hier auch vier Stromgeneratoren mit 160 PS starken Dieselmotoren. Sie verbrauchten 30 Liter Diesel pro Stunde, es wurde so viel gelagert um zwei der Diesemotoren 3 Monate zu betreiben. Das waren 120.000 Liter Diesel und 3.000 Liter Öl.

Das Artilleriewerk Four à Chaux gab letztmals am 24. Juni 1940 gegen 17:00 Uhr einige Salven ab. Erst am 1. Juli, sechs Tage nach dem Waffenstillstand, ergab sich die Besatzung des Four à Chaux auf schriftliche Anweisung der französischen Heeresleitung mit allen kriegerischen Ehren. Am nächsten Tag erfolgte die Entwaffnung der Mannschaften.

Zwischen 1940 und 1944 führte die deutsche Wehrmacht mehrere Sprengversuche mit dem Pionierkampfmittel Taifun durch, wobei praktisch alle Panzerdrehtürme zerstört wurden. Auch die vier Generatoren wurden 1940 von den Deutschen ausgebaut, heute sieht man hier 2 neuere Dieselmotoren mit 175 PS, die von der französischen Armee nach dem Krieg eingebaut wurden. Zwischen 1951 und 1953 ließ sie das Werk bis auf Block 1 wieder instand setzen. Es gehört heute noch immer der Luftwaffe, aber der Fremdenverkehrsverein Lembach konnte seit 1983 das Artilleriewerk für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Oberfläche ist Militärgelände und darf nicht betreten werden, denn dort gibt es immer noch Infanteriehindernisse wie versenkte Stahlspitzen, die lebensgefährlich sind.

Kurz vor dem Ausgang geht es dann durch die Ausstellung mit zeitgenössischen Waffen, Uniformen, Granaten, Bomben und sehr viel damaliges Propagandamaterial beider Seiten sowie einigen Fotos vom Bau und der Einweihung der Anlage. Die letzte grosse Halle diente vor allem als Bahnhof der Schmalspurbahn mit 60 cm Spurweite. Der weitläufige Raum diente auch dazu, um die gesamte Mannschaft antreten zu lassen oder als Frontkino zur Zerstreung. Hier wurden auch Gottesdienst abgehalten, es gab sogar ein Klavier.

Am Munitionseingang endet dann die Runddtour und der ehrenamtliche Führer verabschiedet sich von der Gruppe. Zuvor hat man noch einmal eine schwere, gepanzerte Eisentür passiert, die 8 Tonnen wiegt.

Als wir wieder an die frische Luft kamen wollten wir noch Wissembourg besuchen. Aber es fing an zu regnen und so fuhren wir zurück zu unserer schönen Unterkunft, dem Hofgut Holzmühle.









Geschichtliche Tragik

Frankreich hatte sich für ein eindeutig defensives System entschieden: Ein Bunker kann schließlich nirgendwo einmarschieren. Die Anlagen waren teuer, aber gut - der massive Beschuss der benachbarten Festung Schoenenburg konnte diese nicht ernsthaft beschädigen. Aber der Krieg war nicht mehr der gleiche wie 1918 - Bunker und Festungen wurden zumeist nicht mehr gestürmt, sondern einfach umgangen. Und so mussten sich die meisten Soldaten der Maginot Linie nach der Kapitulation schließlich ergeben, ohne ihrem Gegner überhaupt gesehen zu haben.

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