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Am Ende unserer Reise im April 2022 besuchten wir vom Hofgut Holzmühle in der Pfalz noch einmal das benachbarte Frankreich. Was kann man an einem teilweise regnerischen Tag machen? Man geht einfach unter die Erde und besichtigt einen Bunker.
Die Maginot-Linie, benannt nach dem französischen Verteidigungsminister André Maginot, war ein aus einer Menge von Bunkern bestehendes Verteidigungssystem entlang der französischen Grenze zu Belgien, Luxemburg, Deutschland und Italien. Es wurde von 1930 bis 1940 über eine Länge von 750 Kilometern gebaut, um Angriffe aus den Nachbarländern abzuwehren, insbesondere natürlich aus dem Deutschen Reich. 108 bedeutende Festungsanlagen wurden gebaut, 11 davon alleine auf den 20 Kilometern zwischen Wissembourg und Bitche. Zwischen den Grossanlagen wurden außerdem eine Reihe von Kasematten, Unterständen und Beobachtungsposten angelegt.
Nur der Teil entlang der deutschen Grenze wird als Maginot-Linie bezeichnet, die Abschnitt gegenüber Italien wird Alpin-Linie genannt. Mehr dazu auf der Seite Maginot-Linie.
Viele Bunker kann man heute, meist geführt, besichtigen. Bekannt sind La Ferté südlich von Sedan, Fort de Fermont nahe Longuyon, eine der größten Bunkeranlagen Fort Hackenberg, Fort Michelsberg, Fort Casso bei Rohrbach-lès-Bitche, Fort Simserhof nahe Bitche und die Kasematte Marckolsheim südöstlich von Sélestat.
Nicht weit von unserem Übernachtungsort entfernt gab es zwei Anlagen zur Auswahl: Fort de Schoenenbourg nahe dem Dorf Schoenenbourg südlich von Wissembourg und Four à Chaux (Fort Kalkofen) nahe dem Dorf Lembach südwestlich von Wissembourg.
Eigentlich wollten wir an diesem Tag beide besuchen, hatten aber die Größe und den Zeitaufwand vollkommen unterschätzt. Fort de Schoenenbourg kann man ohne Führung besuchen, wir hatten als erstes Ziel aber Four à Chaux angesteuert, das nur im Rahmen einer Führung betreten werden kann.
Der Four-à-Chaux ist eine für gebirgiges Gelände gedachte Anlage nahe dem Dorf Lembach im befestigtsen Teil der Vogesen. Die gesamte Festungsanlage wurde in einen etwa 270 m hohen Berg zwischen der Sauer und dem Schmelzbach hineingebaut. Der zivile Namen Kalkofen wurde ihr erst später verliehen, denn in der Nähe existierte eine Kalkbrennerei. Der militärische Codename war A 4.
Wegen des schmalen Bergrückens entstand ein kompaktes Artilleriewerk mit einer für die Maginot-Linie geringen Ausdehnung von nur etwa 650 Meter. Zwischen 1930 und 1935 entstanden insgesamt acht Blöcke, an deren Errichtung bis zu 800 Arbeiter pro Schicht rund um die Uhr beschäftigt waren.
Die nette Dame an der Kasse sprach Deutsch und versicherte uns, wenn wir diese Bunkeranlage gesehen haben bietet die andere nichts wesentlich Neues. In einer Viertelstunde nach unserer Ankunft fand auch eine Führung statt, allerdings auf Französisch. Da wir keine zwei Stunden auf die nächste Führung auf Deutsch warten wollten, bekamen wir ein deutsches Infoheft und schlossen uns den Franzosen an.
Unser Führer sprach auch Deutsch und so konnten wir zwischendurch auch mal ein paar Fragen stellen, wenn wir etwas wissen wollten. Die Gruppe war recht überschaubar, später trafen die auf die wesentlich grössere deutsche Gruppe.
So ging es hinein in den Bunker, der einen kleinen Eingang für die Mannschaften und einen größeren Zugang mit Schmalspurgleisen für Munition und Versorgung hatte, beide in Richtung Frankreich gelegen und so vor direktem Beschuss durch deutsche Artillerie geschützt. Dort unten sind es konstant 13°C, man sollte also warme Kleidung mitnehmen. Ungefähr 4 Kilometer unterirdische Gänge verbinden die verschiedenen Gefechtsstände und Unterkünfte.
Der Versorgungseingang führt ebenerdig in den Berg, hier befindet sich auch die Kasse. Der Personaleingang liegt eine Etage höher etwas seitlich den Berg hinauf. Die Mauern aus Stahlbeton sind 3,00 Meter dick, die Decke 2,50 Meter. Neben den Türen befinden hinter dem Beton gepanzerte MG-Stände für Beobachter mit Schnellfeuergewehren oder einer Panzer-Abwerhkanone.
Unserer Führer erklärte eine Menge unterwegs, wovon wir aber nur ab und zu etwas verstanden. Die gesamte Führung dauerte über 2 Stunden. Die Anlage erstreckt sich über eine Fläche von 26 ha, hier gab es 6 Kampfblöcke. Der Bestand der Truppe hier unten betrug 580 Soldaten, davon 24 Offiziere und 79 Unteroffiziere. Die volle Mannstärke war aber nur im Fall der Mobilmachung anwesend, regulär wohnte die Truppe in Friedenskasernen jeweils in der Nähe der Festungen.
Einmalig für die diese Anlage im Gegensatz zu den anderen in der Umgebung ist der Munitionseingang auf einer anderen Höhe mit einem elektrischen Schrägaufzug. Hier wurden Munition und andere Versorgungsgüter im Berg nach oben transportiert. Die Anlieferung erfolgte zuerst mit LKW, erst im Mai 1940 wurde eine Feldeisenbahn fertiggestellt. Wegen der besonderen baulichen Gegebenheiten war das unterirdische Gangsystem nur etwa 1,6 km lang, weswegen man von einer Elektrifizierung der Werksbahn absah. Die Loren wurden von Soldaten bis an die Sohle der Kampfblocks geschoben und von dort per Aufzug nach oben transportiert.
All das kann man bei einem Rundgang hier unten besichtigen, nachdem man eine 3 Tonnen schwere Panzertür passiert hat. Danach folgt nach zwei Richtungswechsel ein 80 Meter lange Gang und eine weitere Panzertür. Metallplatten an der Decken sollten im Eingangsbereich verhindern, dass Soldaten bei Bombenangriffen von Betonsplittern verletzt würden. Sowohl die Tür als auch jeder Gang konnte hier von einem in der Kurve eingebauten MG bestrichen werden - ein Eindringen hier war quasi unmöglich.
Die lange Galerie hinter den zwei Kurven am Eingang diente auch der Entseuchung. Da während des 1. Weltkriegs von den Deutschen Kampfgase wie Senfgas eingesetzt wurde hatte man sich hier dagegen abgesichert. Die ersten Räume dienten der Dekontamination mit Duschen und Umkleideräumen, etwas weiter links liegt die kleine Leichenhalle. Auch die Belüftungsanlage liegt hier, welche mit elektrischen Pumpen gefilterte Luft durch ein Rohrsystem in jeden der andern Bunkerteile drückt.
Interessant ist auch der Notausgang, ein sehr enger und 150 Meter langer Tunnel. Die Enge sollte Panik unterdrücken, da man sowieso nicht aneinader vorbeikommen konnte, am Ende konnten die Soldaten über zwei senkrechte Gänge nach oben gelangen und so den Bunker verlassen. Er wurde nie benutzt. Die bauliche Gestaltung der senkrechten Ausgänge ist ebenfalls gegen Kampfgas gesichert: Sollte in dem Schacht Giftgas sein, so konnte unterhalb der Zugangsebene im Schacht eine Klappe geöffnet werden, und das schwerere Gas sank in einen darunter liegenden Raum mit einem Volumen größer als der Schacht. Saubere Luft wurde von dort nach oben gedrückt. Damit war der Schacht dann wieder fast gasfrei. Wie so oft zeigt sich hier: Das Militär ist auf den letzten Krieg bestens vorbereitet.
Etwas weiter liegt die Küche, sie lief in Selbstbedienung. Es gab keinen Speisesaal in der gesamten Anlage, man aß an Klapptischen, auf Hockern oder im Schlafraum. Rund um die Küche sieht man noch einen Kühlraum, den Kellerraum mit Waschbecken für Obst und Gemüse und dem Vorratsraum, in dem Lebensmittelreserven für 3 Monate lagerten.
Nebenan lagen die Mannschaftsschläfräume mit jeweils 24 dreistöckigen Betten. Die Betten waren immer rund um die Uhr belegt, da es drei Schichten im 8 Stunden Takt gab und aus Platzmangel mussten sich 3 Soldaten ein Bett teilen. Auch die Unteroffiziere nebenan schliefen in 16 zweistöckigen Betten, die ebenfalls rund um die Uhr belegt waren.
Weiter geht die Führung vorbei am Wäschetrockner, an der Krankenstation mit Apotheke und OP-Saaal und an den Duschen mit warmen Wasser. Es gab hier chemische Hocktoiletten, jeweils ein Klosett für 40 Soldaten und eine Dusche für 100 Männer. Das Wasser kam aus artesischen Brunnen in 215 m Tiefe.
Es gab auch einen Freizeitraum für die dienstfreien Soldaten, der einzige Ort im Bunker, an dem geraucht werden durfte. Von den Mannschafträumen gelangt man in die 450 Meter lange Zentralgalerie, an deren Ende die Gefechtstände beginnen. Durch diese Entfernung waren die Männer vom Lärm des Geschützfeuers etwas isoliert und konnten sich erholen. Es muss damals aber bedrückender hier unten gewesen sein als heute, denn urspünglich waren die Wände nur beton-grau - für die Besucher heute sind sie weis gestrichen worden und es gibt auch eine stärkere Beleuchtung als damals.
Wir gingen weiter - ebenso geht es hier auch weiter zur zweiten Seite.
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