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HAUT‑KOENIGSBOURG

Auf dem Weg vom Landkreis Emmendingen im Breisgau in die Pfalz wollten wir uns noch ein Highlight im benachbarten Elsass ansehen, das quasi auf dem Weg liegt wenn man die Abkürzung durch Frankreich fährt. Wir hatten Fotos von einer imposanten Burg gesehen und da wollten wir unbedingt hin.

Auf französisch heisst sie "Château du Haut-Koenigsbourg", umgangssprachlich wird sie auf Deutsch auch Hochkönigsburg genannt. Hier trifft man nicht auf ein altes Original, denn die Burg wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts rekonstruiert, aber ihre markante Silhouette schon dominiert seit 900 Jahren das Elsass.

Die schöne Kammburg thront auf einem mächtigen Buntsandsteinfelsen namens Staufenberg, 757 Höhenmeter über der Oberrheinischen Tiefebene. Sie soll einer der am häufigsten frequentierten Touristenorte ganz Frankreichs sein.

Bei unserem Besuch war es gut besucht, aber wir empfanden es nicht als überfüllt. Wahrscheinlich ist das im Sommer zur Hochsaison und zu Ferienzeiten anders, wir kamen ohne lange Schlangen am Ticketschalter durch. Auf der Webseite kann man unter Öffnungszeiten die aktuelle Wartezeit an der Kasse einsehen.

Der Eintritt kostet 9 Euro pro Person und man kann danach die Burg in eigenem Tempo erkunden. Natürlich werden auf Führungen angeboten, aber die haben uns nicht interessiert.

Der nächstgelegene Ort ist Orschwiller (Orschweiler) im Département Bas-Rhin im Elsass. Die Burg liegt 26 kKilometer nördlich von Colmar, das wir eine Woche zuvor auch besucht hatten und dem ich eine eigene Seite gewidmet habe. Nach Straßburg sind es von hier aus 55 Kilometer.

Der Weg zum Château du Haut-Koenigsbourg führte uns, Autobahnen in Frankreich vermeidend, über Dörfer und plattes Land in der Rheinebene bis hin zum Ostrand der Vogesen. Rund um die Burg gibt es an der Schleife der Zufahrtsstrasse viele kostenlose Parkplätze und wir fanden auf Anhieb einen weiter oben, so dass wir nicht lange laufen mussten. Ansonsten kann man immer im Kreis fahren, bis man einen freien Platz hat.

In der sternförmigen Bastion am Eingang der Burg, außerhalb der Mauern, befindet sich der Gastronomiebereich mit einem Restaurant namens Le 757. Im gegenüber liegenden Pavillon sind eine Buchhandlung und ein Souvenirladen untergebracht. Hier gibt es auch noch einen Imbiss mit Terrasse.






Geschichte

Die Hochkönigsburg wurde im 12. Jahrhundert als staufische Reichsburg erbaut und ist seit dem Jahr 1147 als Burg Staufen urkundlich bekannt. Erst ab 1192 findet man den Namen Koenigsburg. Sie war wie so viele andere Burgen ebenfalls Zeitzeuge mehrerer Jahrhunderte innereuropäischer Auseinandersetzungen und Rivalitäten zwischen Lehnsherren, Königen und Kaisern.

Verschiedene Herrscher wohnten und bauten hier im Laufe der Jahhunderte. Trotz der umfassenden Befestigungsarbeiten um 1500, überwindet die schwedische Artillerie die Hohkönigsburg während des Dreißigjährigen Kriegs im Jahr 1633 nach 52 Tagen Belagerung. Danach wird wie damals üblich geplündert und schließlich in Brand gesetzt.

Danach hatte sie verschiedene Eigentümer und stand nahezu zwei Jahrhunderte lang verlassen und leer auf dem Berg.

Erst 1862 wird die Burgruine unter Denkmalschutz gestellt und, drei Jahre darauf, von der nahe gelegenen Stadt Sélestat (Schlettstadt) erworben. Es wurden erste bauliche Sicherungen durchführte und ein Restaurant eröffnet. Für die Finanzierung der kompletten Restaurierung fehlte aber das Geld.

So schenkte die Stadt nach der Annexion des Elsass durch Deutschland im Jahre 1871 dann im Jahr 1899 die Ruine dem damaligen deutschen Kaiser Wilhelm II.

Der sorgte umgehend für eine Restaurierung, wobei er hier nicht selbst wohnen wollte. Sein Ziel war es, hier ein Museum des deutschen Rittertums und Mittelalters zu eröffnen. Die restaurierte Burg sollte auch ein Symbol der deutschen Herrschaft im Elsass werden und somit die Hohenzollern als legitime Nachfolger der Hohenstaufen und der Habsburger rechtfertigen.

Acht Jahre lang war hier eine Baustellle und gewaltige Mittel wurden eingesetzt. Der Bau kostete über zwei Millionen Mark, die zum großen Teil von Elsass-Lothringen bezahlt werden mussten. Der Kaiser finanzierte die ersten Arbeiten mit 100.000 Mark aus seiner Privatschatulle.

Die Arbeiten selbst wurde mit modernsten Mitteln durchgeführt und es gibt viele Dokumentationen und Infos dazu in der Burg. So wurde eine Schmalspur-Dampflokomotive für 600mm Spurweite gebaut, um die Steinblöcke zwischen dem Ostteil und dem Westteil der Baustelle und dem nahen Steinbruch zu befördern. Sie musste erst mühsam mit vielen Pferden nach oben gezogen werden. Je nach Jahreszeit arbeiteten zwischen 40 und 220 Arbeiter auf der Baustelle.

1901 traf der erste elektrische Kran zum Wiederaufbau des Bergfrieds ein, im Jahr darauf folgte ein zweiter Kran. Eine Dampfmaschine trieb einen Generator an, der elektrischen Strom für die Beleuchtung und die zwei Kräne erzeugte, während die umliegenden Dörfer noch ohne Elektrizität waren.

Die Jahrhundertbaustelle war so außergewöhnlich, dass schon während der Restaurationsarbeiten ab 1904 Besichtigungen gegen Eintritt durchgeführt wurden. Im Jahr 1904 wird auch der ca. 400 Mitglieder starke Hohkönigsburgverein gegründet. Sein Ziel ist die nötigen Mittel aufzubringen, um die Burg originalgetreu mit Möbeln und Waffen einzurichten.

Nach nur acht Jahren fand am 13. Mai 1908 die aufwändige Einweihung der neu errichteten Hohkönigsburg bei Regenwetter statt. Seit 1919 ist die Hohkönigsburg Eigentum des französischen Staates.





Im Inneren

Die Burganlage passt sich eng an die Felsnase an, auf der sie gebaut wurde. Die gewaltigen Mauern umschließen eine 270 m lange und circa 40 m breite Fläche.

Beim Rundgang durch die Burganlage müssen 300 Stufen mit unterschiedlicher Höhe und Ausrichtung bewältigt werden. Über eine Zugbrücke gelangt man zu einem gut besuchten Innenhof, der überragt wird vom eindrucksvollen Bergfried. Von hier führt der Rundgang durch das Löwentor gut ausgeschildert zu den vollständig eingerichteten Burggemächern und zu der mittelalterlichen Waffensammlung im Inneren. Ein Teil der Ausstellung war bei unserem Besuch 2022 wegen Bauarbeiten nicht zu besichtigen.

Der Baumeister Bodo Ebhardt sorgte bei der Restaurierung mit großem Aufwand für eine originalgetreue Restauration der Burg. Zur Plaung und Vorbereitung der Bauarbeiten besuchte er etliche Burgen in ganz Europa und studierte deren Aussehen, Struktur und Statik. Schon der Zugang vom Burghof zur eigentlichen Kernburg ist ein Schmuckstück. Die hier verwirklichten Verteidigungsmöglichkeiten mit mehreren Metalltüren hintereinader, einer Treppe mit unterschiedlich hohen und breiten Stufen und eine innenliegende kleine Zugbrücke stehen den baulichen Tricks in indischen Palastburgen in nichts nach.

Nicht nur das 9 Meter dicke Bollwerk, der Bergfried, die Mauern mit ihren Schießscharten sind wiederaufgebaut worden. Auch die Wohn- und Schlafräume, der Kaisersaal, die Waffenkammer und die Küche erstrahlen heute in altem Glanz. Unzählige Elemente aus dem täglichen Leben wurden ebenfalls rekonstruiert und können nun besichtigt werden. So sieht man beim Rundgang auch Latrinen, Spülbecken, Kamine, Kachelöfen, Brunnen, und Zisternen.

Die schöne Aussicht genießt man am besten vom großen Bollwerk und seinen Wehrgang aus, die mittelalterliche Befestigung wird von zwei Türmen flankiert, Von hier aus hat man einen etwas anderen Blickwinkel auf die Burg, je nach Wetterlage mit einem herrlichen Weitblick über Rheinebene, Vogesen, Schwarzwald. Bei sehr klarer Sicht kann man sogar die Alpen sehen, bei unserem Besuch war es dazu zu diesig.

Die Dekors und Wandmalereien des elsässischen Malers Leo Schnug im Inneren wurden bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs vollendet, so wie die die im Kaisersaal und im Jagdtrophäensaal. Der Künstler wurde 1878 in Straßburg geboren und stirbt 1933 nach einer psychischen Krankheit. Mit Ausbruch des Krieges stoppte er alle Arbeiten auf der Burg und ließ mehrere Projekte unbeendet. So wie zum Beispiel das geplante goldene Zimmer im Bergfried, in dem sich heute nur kahle Wände befinden.

In der ersten Etage kann man einen nördlichen und einen südlichen Wohntrakt besichtigen. Im Norden gibt es eine Reihe von getäfelten Sälen. So eine Täfelung wurde im 15. Jahrhundert nicht nur als Dekoration, sondern auch als Wärmedämmung eingesetzt. Hier wohnten aber nur kurzzeitig Gäste, denn diese Räume waren dunkel und ungemütlich.

Im südlichen Teil der Burg mit Holzbalkon war im 15. Jahrhundert befand sich die Residenz der Familie. Geht man weiter, folgt ein Saal mit Jagdtrophäen und ein Waffensaal mit der üblichen Sammlung von Hieb- und Stichwaffen aus dem späten Mittelalter und allerlei Wappen.

Eine Etage höher über Treppen und man steht im Wohnraum der Kaiserin mit Vorzimmer, der mit antiken Möbel und einem Kachelofen, der nach mittelalterlichen Vorlagen neu gebaut wurde, eingerichtet ist. Auf der anderen Seite liegt der Kaisersaal, der für die schönen Fresken aus dem frühen 20. Jahrhundert berühmt ist. Ein Reichsadler ziert das Gewölbe, auch das Wappen der Hohenzollern ist zu sehen. Daneben liegt das so genannte Lothringer Zimmer.

Kurzum: Ein sehr lohnendes Ziel, um eine prachtvolle mittelalterliche Ritterburg zu besichtigen.






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