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| In Ruinen |
Am Morgen machten wir uns in Bolnisi auf den Weg in Richtung Telavi. Der anstrengenste Teil der Fahrt führt durch den dichten Verkehr zwischen Tbilisi und Rustavi. Unten auf dem ersten Foto sind die Plattenbauten der Vorstädte in der Eben zu sehen.
Danach wurde der Verkehr wieder dünner, denn wir hatten uns für eine Nebenstrecke entschieden. Die Regionalstraße 38 zweigt kurz nach der Stadtgrenze von Tbilisi bei Vaziani von der 5 ab und führt über die Berge 70 Kilometer direkt nach Telawi. Diese Strecke ist deutlich kürzer als andere, jedoch wegen der vielen Kurven kaum schneller. Da man hier auch den 1.620 Meter hohen Gomboripass überqueren muss, wird die Strecke von Lastwagen weitgehend gemieden. Wir sahen Kuherden und Schafe mit Hirten auf der Straße. Am Straßenrand standen meist ältere Männer, die Honig verkauften.
22 Kilometer von der Stadt Sagaredscho und 36 Kilometer von Tbilisi entfernt erreicht man das Dorf Udscharma. Hier befindet man sich schon in der Munizipalität Sagaredscho in Kachetien, am rechten Ufer des Flusses Iori. Im Mittelalter war hier ein wichtiges politisches Zentrum, im 5. Jahrhundert wurde im Udscharma vom georgischen König Wachtang I. Gorgassali eine Residenz errichtet.
Kurz hinter dem Dorf befindet sich die Festung Udscharma, auf Englisch Ujarma geschrieben. Sie ist hinter einer engen Kurve von der Straße aus nicht zu übersehen. Früher kamen Touristen nicht so einfach hierher, denn diese gut ausgebaute Straße gibt es erst seit dem Jahr 2010.
Da wir an einem Montag hier vorbei kamen, hatten wir gar nicht damit gerechnet die Festung zu besichtigen, denn Montags ist in Georgien so ziemlich alles geschlossen. Trotzdem haben wir angehalten und zu unserer Überraschung war der Ticketschalter besetzt. Wir bekamen ein reguläres Ticket für günstige 2 GEL und konnten dann den steilen Aufstieg hoch zu den Ruinen durch den Wald beginnen. Unterhalb der Burgruine Udscharma befinden sich einige Picknicktische mit Feuerstellen, wo man grillen kann. Lebensmittel und andere Picknickausrüstung muss man allerdings selbst mitbringen.
Das letzte Stück des Weges bestand aus zahlreichen Treppen. Ein bisschen habe ich mich geärgert, dass ich meine offenen Mephisto Sandalen angelassen hatte. Damit habe ich zwar Halt, aber nach so vielen Tagen Georgien hätte ich damit rechnen müssen, dass viele Wege festes Schuhwerk verlangen und nicht einfach zu begehen sind. So war es auch innerhalb der Festungsanlage, ziemlich rutschige, steinige und unebene Trampelpfade führten hier durch die Mauerreste.
Die Festung wurde im 3.-4. Jahrhundert angelegt, um die Schlucht des Flusses Iori vor einfallenden Persern und Arabern zu schützen. Während der Regierungszeit von König Vachtang Gorgassali und seinem Sohn Dachi vom 5. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. wurde sie dann zu einer Residenz erweitert und erlebte ihre Blütezeit. Zu dieser Zeit wurden die Hauptmauern der Zitadelle, Verteidigungstürme, Wohngebäude und eine Kirche gebaut.
Im Jahr 914 wurde Udscharma vom arabischen Eroberer Abul Kassim zerstört. Im Schutz der Ruinen entstand eine kleine Siedlung. Im 12. Jahrhundert wurde die Festung vom georgischen König Giorgi III. restauriert, der sie als Schatzkammer nutzte. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Bauten dann aber immer wieder zerstört.
Heute bietet der Ort nicht viel von einem alten Festungserlebnis. Es gibt nur noch ein paar übrig gebliebene hohe Mauern und Türme, doch die liegen sehr malerisch hoch über dem Flusstal. Von der einstigen großen Mauer, die ein größeres Dorfgelände bis fast hinunter zum Fluß umschloss, ist von oben nur noch eine Turmruine im Wald zu sehen.
Oben in der Festung waren wir zuerst ganz alleine unterwegs. So konnten wir ganz in Ruhe Bilder machen und die kleine Kirche im Zentrum besichtigen. Die war zwar geöffnet, aber ein Priester war nicht zu sehen. Die Steindecke im Inneren ist scher verrußt, es gibt aber ein paar sehr schöne Ikonen hier. Vor der Jvari Patiosani Church, eher eine Kapelle, stehen ein Holzkreuz und ein Glockenturm mit einer Glocke.
Das Gelände hat man relativ schnell erkundet, von hier oben schaut man runter auf die Straße und auf den Fluss. Zwischen den Spalten der alten Festungsmauer huschen überall flinke kleine Echsen, die wir fotografieren konnten. Im östlichen Teil der Zitadelle befand sich ein königlicher Palast, der aus einem zweistöckigen Gebäude bestand. Im Zentrum sieht man Überreste von Wasserspeichern. Beim Herumstreifen muß man achtgeben, stellenweise ist die Decke zu den Kellergewölben eingebrochen und es geht hinter einer Türschwelle ohne Absperrung auf einmal drei Meter abwärts.
Als wir die Festung über die Treppe wieder verlassen wollten, kamen weitere Besucher. Wenn es hier richtig voll ist nachdem ein Reisebus angehalten hat, dann ist es sicher weniger idyllisch.
Nach dem Besuch der Festung fuhren wir die Regionalstraße weiter, die Strecke führt dann über den Gombori Pass. Eine der malerischsten Möglichkeiten von Tbilisi in die Weinregion Kakheti zu gelangen. Der Pass befindet sich zwischen den Ortschaften Gombori und Tetritsklebi in der Gombori Range, einem 107 Kilometer langen Gebirgszug. Der höchster Berg Ziwi ist 1.991 Meter hoch. Leider war es etwas bewölkt und kein schönes Wetter zum Fotografieren, daher haben wir hier gar nicht angehalten.
Bevor wir unser Tagesziel, das Weingut Schuchmann, erreichten machten wir noch einen Abstecher zu den Klöstern von Shuamta.
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