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Nach einem Spaziergang in der Altstadt von Tbilisi mit vielen verfallenen Häusern und Fassaden steht man dann auf der Chonkadze-Straße wieder vor dem Eingang zu einer anderen Welt. Nach einem Streifzug durch die alten Gassen erreichten wir kurz vor Mittag die schön renovierte Talstation der "Funicular".
Wohl jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat eine Seilbahn auf ihren Hausberg. Aber in Tbilisi ist es nicht nur ein kleiner Hausberg; Mtatsminda, der 700 Meter hohe Heilige Berg, überragt die georgische Hauptstadt. Auf der Spitze steht der 274,5 Meter hohe Fernsehturm, der auch "Eiffelturm von Tbilisi" genannt wird. Er ist von überall her zu sehen und wird seit 2005 in der Nacht aufwendig beleuchtet. Hierdurch ist er zu einer Art Wahrzeichen der Stadt geworden.
Es lohnt sich auf jeden Fall, dort hoch zu fahren. Da der Berg extrem steil ist, gibt es die Funicular, eine Standseilbahn. Die Konstruktion wurde am 27. März 1905 in Betrieb genommen, die Kosten von 4.000 Rubel trug ein belgisches Konsortium. Es erhielt dafür das Recht, die Seilbahn auf 45 Jahre zu betreiben. Der Entwurf stammte von dem französischen Ingenieur A. Blanch. Damals war der Berg noch kaum bewaldet, wie man auf dem alten Foto unten erkennen kann.
Am 21. Juni 2000 kam es hier zu einem Unglück. Ein Seil riss und ein Zug mit japanischen Touristen prallte zurück auf die Talstation. Dabei waren zwar keine Opfer zu beklagen, aber danach war die Bahn für 12 Jahre außer Betrieb. Am 30. Januar 2013 wurde nach Renovierung die Strecke wieder in Betrieb genommen. Hier ist ein Link zur Geschichte der Standseilbahn.
Die Fahrstrecke zwischen der Talstation auf 460 Meter und der Bergstation auf 727 Meter beträgt 503 Meter. Der Neigungswinkel liegt dabei zwischen 28 und 33°. Die Bahn besteht aus zwei Wagen für 50 Personen, die jeweils die Berg- und die Talfahrt bedienen. Die beiden Wagen begegnen sich an einer Station auf halber Höhe, dort kann man seine Fahrt auch unterbrechen.
Vom Bahnsteig auf halber Höhe führt ein Fußweg zur David-Kirche und zum Pantheon, wo georgische Schriftsteller, Dichter und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begraben sind.
Die Bahn ist rund um die Woche in Betrieb, von 9:00 Uhr bis 4:00 Uhr. Bis 19:00 Uhr hält sie an der mittleren Station. Die Magnetkarte für die Auffahrt kostet 2 Lari, sie ist wieder aufladbar und ebenfalls im Vergnügungspark auf dem Berg zu verwenden - nicht in der Metro oder der Seilbahn nach Narikala. Dafür gibt es eigene Karten, die berührungslos funktionieren. Die Fahrt kostet one-way bis Mittag 12:00 Uhr 2,50 Lari. Danach dann 3 Lari. (Preise Stand September 2017).
Oben angekommen auf dem Mtazminda, kann man zuerst die Bergstation bewundern. Hier befindet sich ein Aussichtsrestaurant. Die 1938 fertiggestellte, wie eine zeitlose Akropolis über der Stadt thronende Bergstation der Seilbahn wurde von den Architekten Zakaria und Nadejda Kurdiani entworfen.
Das Restaurant Funicular hat eine wunderbare Terrasse. Hier kann man im Schatten sitzen und die Aussicht genießen, es gibt eine Bäckerei. Die Auswahl an Torten und Eis ist sehr gut, die Preise sind aber für georgische Verhältnisse fast unverschämt. Ich musste immer an ein Schild aus der Schweiz denken auf dem geschrieben stand: "Wanderer merke allemal, bist Du auf der Reise: Mit der Berge Meterzahl, wachsen auch die Preise".
Mit hohen Preisen gab man sich hier nicht zufrieden, es kamen auch noch 18% Service Charge hinzu. Nicht vollkommen unüblich in Georgien - in dieser Höhe aber sehr wohl, sonst waren es nur 10%.
Daher haben wir hier nur einen Kaffee getrunken um uns auszuruhen. Wer sich das Menü ansehen möchte, hier ist die Seite vom Funicular.
Unterhalb des Gebäudekomplexes kann man kostenlos die Aussicht auf die Stadt genießen.
Hinter der Bergstation befindet sich der Vergnügungspark Mtatsminda, in dem man auch einfach nur auf einem Quadratkilometer Fläche einen netten Spaziergang machen kann. Er ist erst Anfang 2009 stark erweitert und modernisiert wiedereröffnet worden. Vorher haben Generationen einen Ausflug hierher gemacht, zu Zeiten der UDSSR war dies der am dritthäufigsten besuchte Park der Sowjetunion. Nummer eins war Gorki Park in Moskau.
Da wir kurz vor Mittag hier waren, hatten die Fahrgeschäfte noch geschlossen. Wer mit Kindern hierher geht, der kann sicher einige Lari loswerden, denn alle Fahrgeschäfte werden separat mit der schon erwähngen aufladbaren Plastikkarte bezahlt. Für die kann man an verschiedenen Kiosken im Park Guthaben kaufen, Fahrten kosten dann zwischen 0,50 Tetri und 6 Lari. Der Eintritt in den Park selbst ist frei.
Es gibt vom Gruselkabinett über Fahrgeschäfte mit Wasserrutsche und Autoscooter bis hin zum 80 Meter hohen Riesenrad und Fallturm so ziemlich alles, was man in einem Vergnügungspark erwartet. Schön bunt und auch ein bisschen kitschig hier. Dazu gibt es eine Weddinghall und ein paar einfache Restaurants und Imbissbuden.
Bei unserem Rundgang war es sehr heiß, es gab ein paar Hängematten im Schatten auf denen wir uns ausruhen konnten und ein bisschen Wald.
Viel los war hier noch nicht, jetzt verstanden wir auch warum die Fahrt hinauf am Nachmittag teurer war. Erst dann haben die Fahrgeschäfte geöffnet und dann fährt auch eine Bimmelbahn herum, so dass man nicht alles zu Fuß laufen muss.
Schön muss es hier nachts sein, wenn alles beleuchtet ist. Zum Fernsehturm kommt man nicht näher heran. Im Jahr 2004 zerstörte ein Feuer die Einbauten, er befindet sich seitdem im Wiederaufbau und ist für Besucher geschlossen. Der Turm strahlt TV- und Radioprogramme aus. Zudem sind Anlagen für Mobiltelefonie montiert.
Hier oben machten wir leider auch einen folgenschweren Fehler: Weil es so heiß war, tranken wir Wasser aus einem der zahlreichen dort aufgestellten Trinkwasser-Brunnen. Ich denke, genau dafür wurden wir danach mit einigen Tagen Durchfall bestraft. Also bitte nicht nachmachen!
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