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Der Corbett National Park ist zu Recht berühmt, denn er beinhaltet das erste, als Nationalpark geschützte Stück Natur in Indien. Gelegen in Kumaon im Bundesstaat Uttarakhand am Fuß des Himalaya, ist er heute nach dem britischen Jäger Jim Corbett benannt. Denn dieser, auch unter dem Beinamen "The Gentleman Hunter" bekannt, gründete im Jahr 1936 hier den ersten indischen Nationalpark. Geboren wurde Jim Corbett im nahen Nainital, er war ein charismatischer Menschenfreund mit irischen Wurzeln. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte er im Auftrag der britischen Kolonialverwaltung Jagd auf Menschen fressende Tiger und Leoparden, die damals die Berge von Kumaon und Garhwal unsicher machten. Gewöhnlich scheuen Tiger zwar den Menschen, allerdings können sie sehr gefährlich werden, wenn sie verwundet sind. Auch Tiger, die am Riss gestört werden oder eine Tigerin mit Jungen greifen einen Jäger kompromisslos an. Alte Tiger, die Hunger haben, sehen in Menschen auch eine leichte Beute. Gleiches gilt für Leoparden. Eine einzige Tigerin, der Jim Corbett damals verbissen nachstellte, tötete in den Jahren zwischen 1926 bis 1930 insgesamt 64 Menschen. Der als "Menschenfresser von Garhwal" berühmteste Leopard der Welt, tötete am 9. Juni 1918 sein erstes von insgesamt 125 Opfern. Das Jagdrevier dieses Menschenfressers lag genau an Indiens bedeutendstem Pilgerweg, der von Haridwar aus den Ganges entlang bis zu dessen Quellen führt. Damals ging man hier ausschließlich zu Fuß und die erschöpften Pilger waren eine leichte Beute.
Doch das zunehmende Abschießen der majestätischen Großkatzen ließ den Jäger schon bald zum Anwalt der Gejagten werden und somit zu einer Ikone der indischen Naturschutzbewegung, mit einer tiefen Liebe zu den Dschungeln Indiens. In seiner Heimat Kumaon wird er heute wie ein Heiliger verehrt und auch seine Wohltätigkeit war weithin bekannt. Gemeinsam mit seiner ebenfalls unverheirateten Schwester pflegte er kranke Inder. Und er gründete ein Schutzgebiet für seinen geliebten Dschungel, das zuerst Hailey Nationalpark nach Sir Malcolm Hailey hieß, 1952 wurde es dann in Ramganga-Nationalpark umbenannt. Seit 1957 trägt der Nationalpark nun den Namen seines Gründers: Jim Corbett, der im Jahr 1955 starb. Bis zu seinem Tod, nach seiner beendeten Karriere als Jäger, zog er lieber mit dem Fotoapparat als mit der Waffe durch den Dschungel und veröffentlichte zahlreiche Bücher mit seinen Abenteuern. Sie trugen Titel wie "My India", "Jungle Lore", "Tree Tops", "Man-eaters of Kumaon", "Man-eating Leopard of Rudraprayag" und "Temple Tiger and more Man-eaters of Kumaon" und gelten heute als Klassiker. In ihnen wird präzise und unterhaltsam das Verhalten der Raubkatzen, aber ebenso auch die Kultur der Menschen hier am Fuß des Himalaya beschrieben und sie eignen sich gut für die Vorbereitung eines Besuches in der Region.
Der Corbett National Park ist 550 km2 groß. Zusammen mit dem angrenzenden Sonanadi-Schutzgebiet bildet er das Corbett-Tiger-Reserve, das im Jahr 1973 im Zuge des Projekt Tiger gegründet wurde. Dieses Projekt schützt Tiger in mehr als 20 Nationalparks in ganz Indien. Ob es wirklich hilft, am Ende ihre Ausrottung aufzuhalten, ist leider fraglich. In Parks wie Sariska, in denen einst viele Tiger lebten, sind sie durch Wilderei bereits ausgerottet. Wie viele Tiger heute wirklich noch innerhalb der Parkgrenzen des Corbett National Park leben, ob 100 oder weniger, darüber gehen die Schätzungen und Informationen weit auseinander. Durch die Installation automatischer Kameras und Identifikation der Tiger über ihr Gesichtsmuster stellte man aber in den letzten Jahren fest, dass es überall viel weniger Tiger gibt als bislang durch Beobachtung geschätzt. Indische Wildlife-Experten gestehen heute ein, dass es inzwischen in ganz Indien wohl weniger als 3.000 Tiere geben dürfte. Das wären etwa die Hälfte der weltweit noch in freier Wildbahn lebenden Exemplare dieser Großkatzenart.
Davon haben wir mit Glück stolze drei Exemplare gesehen, eine Tigerin in Ranthambore in Rajasthan und zwei Exemplare hier im Corbett National Park, direkt hinter dem Eingangstor bei einer Canter-Safari. Die meisten Besucher sehen allerdings nur ihre riesigen Spuren im Sand oder Bäume mit Marken in Kopfhöhe, an denen die Tiger ihre Krallen schärften.
Durch den Corbett National Park fließt ein großer Fluss, der Ramganga River, der an der Westgrenze des Schutzgebietes in einen großen Stausee mündet. An seinen Ufern sieht oft man Krokodile, auch die seltenen, langschnäuzigen Gaviale. Dieser einzige heute lebende Vertreter seiner Art, der Gangesgavial (Gavialis gangeticus), lebt ausschließlich in den Flüssen des nördlichen indischen Subkontinents.
Natürlich findet man im Corbett auch eine Vielzahl anderer Tiere. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen hier sprangen. Die bekanntesten Vertreter sind natürlich die wilden Elefanten, zwischen 200 und 600 Exemplaren im Park schwanken die Angaben. Gesehen haben wir nur zwei Reitelefanten im Camp, die Wilden Tiere hatten sich alle versteckt. Dazu kommen unzählige kleinere Säugetiere wie Lippenbären, Wildschweine, Rhesusaffen, Schakale, Kragenbären, Marder und Mungos, Muntjaks, Axishirsche, Sambarhirsche, Nilgaiantilopen und nachtaktive Stachelschweine. Daneben leben auch viele Vogelarten in der Landschaft. Seit der Ramnagar im Jahr 1974 zu einem See aufgestaut wurde, haben sich hier 585 Vogelarten angesiedelt. Ob Geier, Pfaue, Krähen, Spechte, Kingfisher, Tauben, Rebhühner oder Drongos, Corbett ist eines der artenreichsten Reviere für Ornithologen in Indien.
Der Park ist auch landschaftlich sehr abwechslungsreich, die Hauptvegetationsform stellen Salwälder dar, aber in höheren Lagen sind auch Kiefernbestände zu finden. Die weiten Wiesenflächen, die einst durch Rodung der Wälder für Feldanbau entstanden, nennt man hier Chaur. Sie bieten vor allem den Grasfressern Nahrung und diese ziehen natürlich auch die großen Jäger an.
Die beste Reisezeit für einen Besuch im Corbett National Park ist Mitte November bis Mitte Juni. Zur Regenzeit bleibt der Park geschlossen. Der nächste Flughafen ist 110 Kilometer entfernt in Pantnagar. Der nächst gelegene Bahnhof befindet sich in Ramnagar, 51 km entfernt. Von dort aus verkehren regelmäßig Busse nach Delhi.
Wer Corbett besucht, der sollte sich sehr gut vorbereiten. Die meisten Hotels und die kleineren Unterkünfte liegen außerhalb der Parkgrenzen. Wir haben in Jims Jungle Retreat im Süden des Nationalparks gewohnt und waren so sehr nah am Jhirna Abschnitt. Innerhalb der Parkgrenzen liegen einige einfache Forest Huts und auch etwas luxeriösere Camps wie Dikhala. Diesen Teil des Parks kann man aber nur mit dem eigenen Auto besuchen, wenn man dort auch eine Übernachtung bucht. Hätten wir das vorher gewusst, dann hätten wir den Aufenthalt anders verteilt, statt 3 Nächte Jims Jungle Retreat auch eine Nacht Dikhala. Übernachtungen im Park sollten mindestens 30 Tage im Vorraus gebucht werden, wer keine Buchung vorweisen kann bekommt keine Besuchserlaubnis. Ausländer zahlen auch hier bis zum Neunfachen des Preises, den die Inder bezahlen müssen. Relativ spontan ohne Vorbuchung kommt man so nur mit einer organisierten Tour in diesen Parkabschnitt und zwar nur mit einem Canter. Nicht unbedingt empfehlenswert, wie ihr auf der Seite Canter Safari nachlesen könnt. Für Leute mit Rückenproblemen ganz ungeeignet.
In die verschiedenen Abschnitte des Parks kommen am Morgen mit Voranmeldung nur jeweils 30 Fahrzeuge. Am Nachmittag kann niemand vorbuchen, es bildet sich offiziell eine Schlange zwischen 10:30 Uhr und 13:30 Uhr am Reception Centre in der Zentrale des Forest Departement in Ramnagar, um eines der 30 Permits pro Parkabschnitt für den Nachmittag zu ergattern. Laut Auskunft von Einheimischen ist oft um 10:45 Uhr schon alles weg. Die Chance auf einen Nachmittagsdrive sind also eher gering, was uns vor Ort sehr enttäuschte. Denn laut Reiseprogramm wurde uns dies schon am Ankunftstag versprochen. Statt Jeep Safari bot man uns dann einen Game Walk im Wald und einen Elefantenritt an. Keine echte Alternative.
Fazit: Nach erfolgter Buchung unabhängig vom Reiesveranstalter Kontakt mit der Unterkunft am Park aufnehmen und bis ins Detail alle Möglichkeiten zu Aktivitäten erfragen, die Gewünschten Ausflüge festlegen und sich per Mail bestätigen lassen. Bei richtigem Timing gewinnt man durch eine einige Übernachtung in einem Camp innerhalb des Parks zwei Ganztags-Safaris im eigenen Auto.
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