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| Im Wald |
Schon bevor wir nach Indien reisten stand für uns fest: diesmal wollten wir unbedingt auf einem Elefanten reiten. Einmal auf so einem Rüsseltier sitzen war schon länger geplant, aber nicht in solch einem touristischen Rahmen wie am Amber Fort in Jaipur. Dort wird man auf den knapp 700 Metern in Elefantenkolonne den Berg hochgeschaukelt, für den man zu Fuß knapp 10 Minuten braucht. Dafür muss man lange anstehen und wird unterwegs den ganzen Weg lang von Verkäufern belästigt. Nein, unser Elefantenritt sollte in der Natur stattfinden, eigentlich war ein Ausritt im Rajaji Nationalpark geplant. Leider war der weibliche der beiden Elefanten dort gerade verstorben das Männchen hatte mit Attacken der anderen Bullen zu rechnen, somit hatte man die Ausritte komplett eingestellt. Also blieb nur der Corbett National Park.
Schon bei der Anfahrt zu Jims Jungle Retreat sahen wir an der Straße Elefanten in ihren Gehegen stehen und einige Touristen auf dem Rücken sahen wir auch. Der Manager im Hotel organisierte dann für uns am Nachmittag eine zweistündige Elefantensafari. Da im Lodgepreis für jede Nacht Aktivitäten inklusive waren, kostete diese nichts extra. So hatten wir bei 3 Nächten eine Jeep Safari, eine Canter Safari, einen Elefantenritt und einen Game Walk am Nachmittag inklusiv. Als Fazit würden wir beim nächsten Mal lieber drei Jeep Safaris machen, möchten aber auch die anderen Erfahrungen nicht missen.
Am Nachmittag fuhren wir dann mit Ram, unserem Fahrer in die Touristenmeile hinter Ramnagar, wo sich ein Hotelkomplex an den anderen reiht. Hier wohnen auch die Elefantenführer mit unseren Tieren. Zu unserem Erstaunen fuhr auch der Masseur des Ressorts mit, ohne Absprache mit uns. Nachdem wir das quirlige Ramnagar durchfahren hatten, hielten wir vor einer Hüte am Straßenrand und dort wartete schon unsere Elefantendame auf uns.
Der Elefantenführer war halb blind auf einem Auge und sprach so gut wie kein Englisch. Da weit und breit kein anderer Tourist in Sicht war, freuten wir uns auf einen ruhigen und gemütlichen Ausritt. Das Gestell auf dem Rücken bietet Platz für 4 Gäste.
Aber die zwei freien Plätze sollten eben indisch-pragmatisch genutzt werden: Zu unserem großen Erstaunen stiegen auch unser Fahrer und der Hotelmasseur aus Südindien mit auf den Elefantenrücken und freuten sich wie die Kinder. Den Spaß wollten wir ihnen natürlich nicht verderben, auch wenn wir den ganzen Vorgang ohne voherige Absprache ein wenig merkwürdig fanden. Hier kann man den Wunsch, auch mal alleine unterwegs zu sein, nur sehr schwer verstehen.
Unsere Elefantendame wurde vom Führer nur wenige Meter über die Straße geführt, dann ging es direkt ab in den Wald auf der anderen Seite. Leider bewegten wir uns hier nicht im Nationalpark, sondern nur in der bewaldeten Pufferzone, die Dürfer, Straßen und Felder vom eigentlichen Park trennt. Dieser im Wald liegt hier direkt hinter den Häusern der Einheimischen, die holen dort Holz und Wasser und die ständige Präsenz von Menschen verscheucht natürlich auch die meisten Tiere. Langsam bewegten wir uns auf dem mächtigen Tier entlang eines sehr schmalen Trampelpfades durch den Wald. Man wird erstaunlich wenig durchgeschaukelt, langsam und bedächtig schreitet der Elefant den Weg entlang. An einigen steileren Stellen hatte sie ein wenig Mühe, mit dem dicken Stampfern auf den Gestein nicht auszurutschen, bei schwierigen Stellen brauchte sie etwas Ansprache durch den Mahoud.
Im Wald war gar nichts los, wir sahen keinerlei Tiere. Nicht einmal Vögel zeigten sich. Das war auch kein Wunder, denn unsere beiden Begleiter unterhielten sich die ganze Zeit in Hindi mit dem Elefantenführer, für ihr Verständnis wohl gedämpft, aber immer noch laut genug, um die Umgebungsgeräusche zu überdecken. Unsere Elefantendame hatte außerdem Schnupfen und prustete ab und zu mit einem Rüsselschwung ein paar Schleimbrocken nach hinten in unsere Richtung, was weit in den Wald hinein hallte. Ansonsten ist so ein Elefantenritt im Wald erstaunlich leise - sogar das Knirschen der großen trockenen Teak-Blätter wird von den dicken Elefantenfüßen direkt erstickt, man ist leiser als zwei Menschen zu Fuß.
Nach einer ganzen Weile erreichten wir eine Lichtung, auf der eine größere Gruppe von Rehe ästen. Sie ließen sich erstaunlicherweise von dem Elefanten mehr stören als bei der Morgensafari von einem Jeep - zumindest versuchten sie, immer einen gewissen Abstand zu halten. Noch störender waren dafür einige Dörfler, die zum Wasser kamen und am Waldrand irgendwelchen Müll verbrannten. Natur pur. Zudem stellte sich heraus, dass der Rundweg am Morgen und am Nachmittag anscheinend immer in der gleichen Richtung beritten wird - gegen den Uhrzeiger. Dadurch waren wir am Nachmittag immer dort, wo wir Ausblick auf eine freie Fläche hatten, von der Sonne geblendet.
Auch am Wasserloch war gar nichts los, bis auf ein paar Kiebitze. Dann ging es wieder zurück durch den toten Wald zum Elefantenquartier. Dort stellten sich Elefantenführer und Elefant noch für ein Foto in Position und das war es dann. Auf der Rückfahrt konnten wir noch einige Eindrücke aus dem quirligen und eher wenig schönen Ramnagar mitnehmen, das im Zentrum scheinbar ständig kurz vor dem Verkehrskollaps steht, egal, zu welcher Tageszeit man vorbeifährt. Und kurz vor unserem Hotel lag ganz entspannt ein Schakal im Gebüsch, der sich trotz Annäherung mit dem Auto nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Unser Fazit: Der Elefantenritt war ganz nett, aber viel mehr Natur als im Jeep bekommt man dadurch auch nicht mit. Vielleicht ist eine Elefantensafari innerhalb des Nationalparks schöner, aber dafür ist eine Übernachtung in einer der Forest Lodges mit Elefentendepot notwendig. Aber selbst im größten Camp Dhikala gibt es nur zwei Reittiere, die jeweils 4 Leute tragen. Eigentlich waren wir der Natur im Endeffekt hier wirklich näher, ab und zu streifen einen Zweige an den Beinen oder am Kopf und den Naseninhalt eines Elefanten hat man auch nicht alle Tage auf der Hose.
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