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Nach dem Besuch der riesigen Jami Masjid Moschee (Freitagsmoschee) machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die engen Gassen Altstadt. Hier schlägt das Herz von Alt-Delhi und schon wenige Schritte nach Verlassen der Moschee befindet man sich inmitten der Basare von Chandni Chowk. Ein wenig unheimlich war uns die Tatsache, dass wir gleich neben der größten Moschee des Landes, die über 20.000 Menschen fast, ein ganzes Viertel mit Fabriken zu Herstellung von Feuerwerkskörpern fanden. Unvorstellbar, wenn hier einmal etwas explodiert, aber die Fabrik hat hier eben seit altersher ihren Standort und Tradition. Da drängen sich schon unwillkürlich die Bilder nach der verheerenden Explosion in der Feuerwerksfabrik S.E.Fireworks in Enschede/Holland vom 13. Mai 2000 auf. Die Bilanz: 22 Tote, rund 1000 Verletzte und fast 500 zerstörte oder beschädigte Häuser. In Delhi würde eine ähnliche Katastrophe wahrscheinlich um ein Vielfaches an Menschenleben kosten. Eine Webseite zum Thema ist www.stop-fireworks.org.
Die Hauptstraße Chandni Chowk, die Silbergasse von Alt-Delhi, ist ein durchgehender von Menschen wimmelnder bunter Basar, Synthese einer mittelalterlichen orientalischen Stadt mit Überbevölkerung und Verkehr der Neuzeit. Man muß es schon im Reiseführer nachlesen, um zu akzeptieren, daß dies die Hauptstraße von Alt-Delhi sein soll. Wohl Tag und Nacht wird die Strasse von zahlreichen, verschiedenen Fahrzeugen und Transportmitteln verstopft und bildet einen krassen Gegensatz zu den breiten, großzügigen Straßen von Neu-Delhi.
Auf einem Spaziergang erkundeten wir zusammen mit unserem Guide das Viertel mit dem bunten Treiben der Händler, den fremdartigen Gerüchen und den leuchtenden Farben. Leider war es erst kurz vor Mittag und viele Geschäfte hatten noch geschlossen, die Rollladen waren heruntergelassen. Auch ein Grund, beim nächsten Besuch in Delhi zu einer anderen Tageszeit wiederzukommen.
Viele der Geschäfte hier gibt es seit 100 Jahren. Die Haupt-Basarviertel von Chandni Chowk sind Dariba, ein Markt für Schmuck und Silberbesteck; Nai Sadak, der Bücher- und Tuchmarkt; der Chawri Bazar, berühmt für Papier, Antiquitäten und Messingbesteck; Khari Baoli, ein Gewürzmarkt und der Kinari Basar mit Alltagskram. Alle diese Basare bieten einen Einblick in das quirlige Leben von Old Delhi.
Beim Gang durch die engen Gassen sahen wir immer wieder faszinierende Elektro- und Kabelinstallationen über unseren Köpfen. Einige Gebäude weisen Zeichen des Verfalls auf und selbst in den engsten Basarstraßen toben das Leben und der Verkehr. Manche Gassen sind so schmal, dass gerade mal ein Mopedfahrer durchkommt, was er auch mit lautem Hupen tut. Viel Platz, um an die Seite zu springen und auszuweichen, hat man dort nicht. Auf den breiteren Gassen begegnen einem mittelalterlichen Tongas mit Pferden, Fahrradrikschas werden von dünnbeinigen Männern durch das motorisierte Chaos manövriert. Hier wird wirklich jede noch so kleine Nische durch einen Laden, eine Werkstatt oder ein Lager genutzt. Trotz des scheinbaren Chaos scheint trotzdem alles zu funktionieren.
Einmal fotografierte ich gerade eine Gasse, als eine Gruppe Männer uns von dort laut rufend entgegenkam. Ich konnte gerade noch rechtzeitig die Kamera herunternehmen, denn es handelte sich um einen Totenzug und der Verstorbene wurde durch die Gassen getragen. So etwas fotografiert man nicht und ich erntete auch einige misstrauische Blicke, weil ich die Kamera noch in der Hand hatte.
Man könnte mit Sicherheit einen ganzen Urlaub alleine auf den Basaren von Delhi verbringen und würde immer wieder neue Überraschungen und neue Szenerien entdecken.
Auch bei unserem zweiten Besuch in Delhi hatten wir die Altstadt und den Chandni Chowk auf dem Programm, leider aber einen sehr modernen Guide mit westlichen Klamotten und Gucci-Brille. Der war sichtlich desinteressiert am Treiben in der Altstadt und fühlte sich offensichtlich in klimatisierten Einkaufszentren wohler. Als er nach einem Bummel die vierspurige Hauptstraße rauf und runter wieder zum Auto wollte mußten wir ihn quasi zu einem Gang durch die engen Gassen nötigen. Notgedrungen lotste er uns durch das Viertel, musste aber zwischendurch immer wieder nach dem Weg fragen, um uns wieder raus aus dem Labyrinth führen zu können. Aber genau dafür hatten wir ihn ja engagiert. Da wir viel fotografierten, bestimmten wir das Tempo, blieben stehen und beobachteten das Alltagsleben. Vor allem ein Trupp Elektriker hatte es uns angetan, der die vollkommen chaotischen Leitungen entwirrte. Einer stand auf einer Leiter, die von mehreren Männern gerade gehalten wurde und fummelte am den teils armdicken Strippen.
Bei diesem Besuch gingen wir in andere Gassen, kamen an dem großen Jaintempel vorbei und bewunderten die eng gebauten Häuser, in deren Schatten jeder sein Geschäft machte. In Old Delhi bekommt man alles, man muss nur wissen wo. Den Gewürzmarkt haben wir mal wieder nicht gefunden, auch unser Führer war da unfähig. Aber wir hatten ja schon in Jodhpur diesbezüglich zugeschlagen.
Google Map zum Thema
Altstadt von Delhi
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