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Früh am Morgen brachen wir in Pragpur auf, denn die nächsten zwei Nächte hatten wir in Shimla im Hotel Combermere gebucht. Obwohl die Strecke nur etwas über 250 Kilometer lang ist sollte man mindestens 5 Stunden Fahrzeit einrechnen, denn der Weg führt über zahlreiche Pässe und steile Berge und es gibt viele Serpentinen und viel Verkehr. Die lange Fahrt durch die einmalige Natur der Himalaya Region entlang kurviger Bergstraßen ist schon beeindruckend, aber an einer Stelle nahm der Verkehr sehr stark zu. Überall blockierten liegen gebliebene alte LKW´s die Strecke, in jeder Kurve parkten mehrere uralte und trotzdem geschmückte Vehikel hintereinander. So wie das schön bemalte auf dem ersten Bild. Was war hier los?
Die Indische Jaypee Group hat hier bei Bagheri eine Zementfabrik, das neue Werk HP-II in den Bergen von Himachal Pradesh zieht die Fahrer an, die hier ihre Ladung aufnehmen und im Land verteilen. Für den restlichen Verkehr wird die Geduld an manchen Stellen auf eine harte Probe gestellt.
An einigen Bergpässen gibt es Affenhorden, die sich daran gewöhnt haben, von Reisenden gefüttert zu werden. Oft mit dem Toastbrot, das fliegende Händler kurz vor den Picknickplätzen am Straßenrand verkaufen. Mehrmals kamen wir an etlichen Ständen vorbei, wo geschnittener Supermakrt-Toast in gestapelten Transportboxen auf Käufer wartete - die Esser waren schon in der Umgebung... Die leeren Tüten fliegen dann natürlich überall in der Landschaft herum, keiner sammelt sie auf. Und die Affen werden so zu agressiven Bettlern erzogen. Wir haben hier nicht angehalten.
Am frühen Nachmittag kamen wir dann in Shimla an, wo wir zwei Nächte im zentral gelegenen Hotel Combermere gebucht hatten, direkt im Stadtzentrum, um zu Fuß alles Wichtige zu erkunden. Die Umgebung von Shimla ist mit ihren schneebedeckten Gebirgskämmen, rauschenden Bächen, dichten Zedern-, Pinien- und Kiefernwäldern nur wenig indisch, sie erinnert mehr an ein Alpenpanorama. Wenn man das Glück einer klaren Sicht hat, die uns am Fuß des Himalayas leider noch nie mehr als ein paar Minuten beschieden war.
Shimla gehörte einst zum nepalesischen Königreich und hieß damals noch Shyamala. Das ist der örtliche Name der Göttin Kali, deren Tempel sich im 19. Jahrhundert in einem Wald nahe des Jakhu Hill befand. Hier leben 170.000 Einwohner und es ist die Hauptstadt des Bundesstaates Himachal Pradesh und auch des gleichnamigen Distrikts. Das Stadtgebiet erstreckt sich über einen 12 Kilometer langen und sehr steilen Bergrücken in ungefähr 2.200 m Höhe und die Anlage ist ähnlich wie in fast allen Hillstations in Indien. Wie in Mussoorie oder Almora gibt es hier auch eine Fußgängerzone namens "The Mall" mit vielen Shops und Bänken zum Ausruhen. Man hat schöne Ausblicke in die Bergwelt von "The Ridge" und es gibt historische Gebäude aus der Zeit, als die Engländer die kühlen Regionen in den Ausläufern des Himalaya als Sommerresidenz nutzten. Belagert von zahlreichen Rhesusaffen, die aus dem Wald vom nahen Tempel auf dem Jakkhu Hill in den Ort kommen. Viele Fenster und Balkone in Shimla sind vergittert, so wie unten auf dem Foto vom Lower Bazar zu sehen.
Die Schönheit der Lage wird durch sieben Hügel, die die Stadt umgeben, noch unterstrichen. Diese heißen Observatory Hill, Summer Hill, Jakhoo Hill, Inverarm Hill, Prospect Hill mit einem interessanten Tempel, Botanik Hill und Elysium Hill. Von allen hat man einen schönen Ausblick auf Shimla, da wir uns in den zwei Tagen aber nur zu Fuß fortbewegt haben waren wir nur im Zentrum unterwegs. Zu weiteren Ausflügen ins sicherlich schöne Umland oder zu den Chadwick Wasserfällen hatten wir leider keine Zeit mehr und auch keine Energie, denn das Herumlaufen in der Höhenluft ist ganz schön anstrengend. In Shimla könnte man es locker eine ganze Woche aushalten.
Der Ort Shimla wurde 1822 von den Briten in Besitz genommen. Damals baute sich der britische Beamte Charles Kennedy hier ein Sommerhaus und seitdem war nichts mehr wie bisher, denn bis 1864 hatte sich der Ort in die offizielle Sommerhauptstadt der britischen Gesellschaft in Indien verwandelt.
In den malariaverseuchten Städten brachte im Sommer die schwüle Hitze die Briten um den Verstand. Damals gab es noch keine Klimaanlagen, die für kühle Köpfe sorgten. Und weil es sich in der frischen Bergluft von Shimla viel effektiver arbeiten ließ, verlegten die Briten in den Sommermonaten von 1864 an den Regierungssitz von Kalkutta und später von Delhi hierher. Am Anfang musste das gesamte Regierungspersonal einschließlich seiner Arbeitsmaterialien zweimal jährlich den Weg von und nach Kalkutta als gewaltige Karawane mit bis zu 20.000 Trägern zurücklegen.
Im Jahr 1891 wurde die Strecke der Kalka-Shimla-Bahn von der Kleinstadt Kalka nach Shimla gebaut, heute ist die Schmalspurbahn ein wichtiges Ziel für alle Eisenbahntouristen. Manche kommen extra deswegen hierher, unten ist das Video "Auf schmaler Spur durch Indien - Folge 1" zu sehen, in dem man mehr über diese Strecke der Superlative erfährt.
Auf knapp 100 km klettert die Kalka-Shimla-Bahn rund 1.500 Meter in die Höhe, dabei passiert sie 103 Tunnels, fährt über 864 Brücken und durch 919 Kurven. Die Fahrzeit beträgt rund sechs Stunden für die 96,5 Kilometer lange Strecke. Der inzwischen von Dieselloks deutscher Herkunft angetriebene "Toy Train" ist ein lebendiges Zeugnis britischer Ingenieurskunst.
Vor allem wegen der zahlreichen architektonisch wertvollen Brücken steht die Kalka-Shimla-Bahn inzwischen auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe.
Wir hatten auch kurz überlegt, damit zu fahren. Von Kalka aus startet ein Panorama-Waggon mit begrenzten Sitzplätzen, der zivile Abfahrtzeiten hat. Leider haben wir bei Planung der Reise erfahren, dass dieser Wagen kaputt ist und nicht mehr eingesetzt wird.
So sind wir die Strecke bergab mit dem Auto in Richtung Chandigarh gefahren, um dort den Rock Garden zu besuchen. Dabei kommt man aber nur ganz selten mal an einem Bahnhof und an Teilstücken der Schmalspurgleise vorbei.
Shimla ist auch für die indische Geschichte historisch bedeutsam, denn hier war 1914 Schauplatz der britisch-chinesisch-tibetischen Verhandlungen über die künftige Grenzziehung Tibets. Diese endeten in der so ganannten Shimla-Konvention über die Grenze zwischen Tibet und Britisch-Indien entlang der McMahon-Linie.
Noch einmal stand Shimla dann im Jahr 1971 im Mittelpunkt des politischen Geschehens: Nach dem Bangladesh-Krieg unterzeichneten hier der pakistanische Staatspräsident Bhutto und die indische Premierministerin Indira Gandhi das so genannte Shimla-Abkommen. In diesem wurde die Waffenstillstandslinie "Line of Control" in der umstrittenen Kashmir-Region festgelegt, die noch heute gilt.
Shimla gilt heute als beliebtes touristisches Ziel für einheimische und ausländische Besucher. Besonders in den Sommermonaten ist hier ein Rückzugsort hitzegeplagter indischer Touristen und die Stadt ist auch sehr beliebt bei Hochzeitsreisenden.
Einen wesentlichen Anteil an der Beliebtheit besitzt natürlich die Anreise auf der Schmalspur-Strecke der Kalka-Shimla-Bahn. Auch zum Shoppen kommen Inder aus den Ebenen gerne hierher in die kühle Bergluft.
Hauptarbeitgeber sind die heute die Verwaltung und der Tourismus, aber große Teile der Bevölkerung Shimlas leben auch von der Landwirtschaft rundum. Vor allem für den Anbau von hochwertigem Obst ist die Region bekannt. Mehr zu den touristischen Sehenswürdigkeiten von Shimla findet Ihr auf den Seiten The Mall, Essen und Shoppen und Scandal Point.
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