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CHENNAKESAVA TEMPEL

Der Chennakesava-Tempel ist die Haupt-Sehenswürdigkeit im kleinen Ort Belur und in vieler Hinsicht etwas Besonderes, er rechtfertigt durchaus auch einen längeren Anfahrtsweg.

Der große Tempel ist eines der bemerkenswertesten Denkmäler aus der Zeit der Hoysala-Dynastie und wurde vom König Vishnuvardhana (1110-1152) selbst in Auftrag gegeben, um einen wichtigen militärischen Sieg im Jahre 1.117 n. Chr. zu feiern. Das ist außergewöhnlich, da fast alle anderen Hoysala-Tempel von reichen Beamten oder reichen Zivilisten erbaut wurden. Der König wollte offensichtlich einen außergewöhnlichen Tempel, dessen architektonischer Stil fremd in der Region war.

Darüber hinaus wurde das Denkmal außergewöhnlich groß und die Dekoration mehr als üppig. Viele der imposanten Steinmetzarbeiten wurden später im 12. Jahrhundert durch den Enkel und Nachfolger des Gründers weiter vervollständigt.

Zusammen mit einigen weiteren, kleineren Tempeln aus derselben Epoche steht er in einem ummauerten Hof, den man durch ein mächtiges, von einem jüngeren Gopuram gekröntes Tor betritt.

Eine weitere Besonderheit: dies ist, im Gegensatz zu den anderen Hoysala-Tempeln in Halebidu und Somnathpur, noch ein lebendiger Tempel, in dem täglich noch Poojas oder Hochzeiten stattfinden. Die ganze Besichtigung muss barfuss erfolgen.

Der Chennakesava-Tempel ist von 7:30 bis 17:30 Uhr geöffnet. Wobei der Schreinx drei mal täglich von 10:00-11:00 Uhr, von 13:00-14:00 Uhr und von 17:00-17:30 Uhr geschlossen wird und nur den Priestern zugänglich ist.

Wer als Tourist den Tempel besucht, der kann sich einen "Government-approved Guide" für ca. 150-250 Rupien mieten, der einem alles erklärt. Wir haben darauf aber verzichtet und es genossen, alleine und ganz in aller Ruhe durch die Anlage zu streifen.

Im Schatten zu sitzen und die kommenden und gehenden Menschen zu beobachten, die hierher zum beten kommen, ist wunderbar entspannend. Es gab auch ein paar Brahmanen-Priester mit nacktem Oberkörper, Kette und der typischen rot-weißen Stirnmarkierung, dazu ein paar wenige westliche Touristen. Streifenhörnchen huschen auf den Steinbildern und Balustraden entlang. Ständig sieht man auch kleine Gruppen von Brahmanen mit Opfergaben quer über den Tempelhof laufen.

Im hinteren Teil des Tempels wartete eine Hochzeitsgesellschaft auf den Bräutigam und den Beginn der Zeremonie. Als ich gerade einmal in die Runde filmte, kamen einige Hochzeitsgäste an meiner Kamera vorbei, unten auf dem Video zu sehen. Die letzte hielt die Hand auf. Die Braut wartete derweil, in Gedanken versunken, im Schatten und mir gelang das wunderschöne Foto, das unten zu sehen ist.



Der Schrein

Das zentrale Teil der Anlage besteht aus einem Schrein, einer offenen Halle und einer Plattform. Der Schrein steht auf einem etwa 10,5 mal 10,5 Meter breiten Sockel, das Doppelte der sonst üblichen Größe. Ein großer Vorraum verbindet den Schrein mit der Halle, Mandapa, die eine der Hauptattraktionen des Tempels ist.

Auch das Design des Architekten namens Janaka Acharya war außergewöhnlich für die damalige Zeit und für die Region. Solche sternförmig angelegten Anlagen fand man kaum so weit südlich. Ähnliche Abbildungen, Verzierungen und Bauweise von zeitgenössischen Tempel finden sich eher im äußersten Norden von Karnataka und in angrenzenden Maharashtra.

Die Halle war ursprünglich komplett offen, später wurde dann der Platz zwischen Brüstung und Dach mit durchbrochenem Gitterwerk geschlossen. Durch die später aufgesetzten Steinbilder ist das Innere nun ziemlich dunkel.

Insgesamt 48 Stützen tragen die Decke des Tanzsaales, die meisten sind bauchig und glatt poliert. Eine sticht hervor, die Narasimha-Säule, sie ist aus schwarzem Stein und sehr detailreich mit winzigen Figuren geschmückt. Sie ist die größte Attraktion im Inneren und man konnte sie damals, so heißt es, auf einem Kugellager drehen. Das auffälligste Bauelement war einst ein Turm über dem Schrein, der heute leider nicht mehr existiert.

Die 1,5 Meter hohe Plattform (jagati) ist ein wesentlicher Teil des Denkmals. Sie bildet eine Einheit mit dem Rest des Bauwerks, denn sie folgt sorgfältig den Konturen des Schreins und der Halle. Drei Treppen führen dort hinauf. Der Grundriss ist von schöner Geometrie, die bestimmende Form ist ein doppeltes Kreuz, darum ist alles sternförmig angeordnet.

Mehr dazu auf der sehr ausführlichen Webseite von Bernhard Peter.

Ein Gehweg, der mit Kokosmatten ausgelegt ist, damit man sich auf den heißen Steinen nicht die Füße verbrennt, führt auf dem Sockel rund um den Schrein. Die rituelle Umrundung des Schreins namens Pradakshinapatha ist eine wichtige Form der Anbetung.

Der Tempel ist Vishnu Keshava geweiht, "Vishnu mit den fließenden Locken", auf den wunderbaren Wandbildern sind aber auch viele andere Götter des hinduistischen Pantheons vertreten. Mehr Fotos von den äußeren Details findet Ihr auf der Seite Verzierungen.



Im Innenhof

Insgesamt ist der eigentliche Tempel in ein weitläufiges Areal eingebunden, dessen Mauern schattige Kolonnaden, verschiedene andere Gebäude und einen heiligen Teich umfassen. Der Hof ist 132x108 Meter groß. Ausser dem zentralen Hauptschrein befinden sich hier noch andere Sehenswürdigkeiten. Zwei weitere Hoysala-Tempel, Hallen und Pavillions und auch der SaumyanayakiTempel im Südwesten des Areals liegen ebenfalls innerhalb der Mauern. Kleinere Schreine sind der Godess Andal Shrine sowie Ramanujacharya, Krishna, Narsimha, Anjaneya und Ramchandra geweiht.

Etwas Besonderes ist auch die 12,8 Meter hohe Säule direkt im Eingangsbereich. Sie wurde aus einem einzelnen Felsen geschlagen und steht frei durch ihr eignes Gewicht.

Rechts vom Eingang befindet sich noch der Badetank, im grünlichen Wasser leben ein paar dicke Fische, die von den Besuchern gerne gefüttert werden.



Eigenes Video zum Thema

Google Map zum Thema

Der Tempel (leider unscharf)

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