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Direkt hinter dem Vittala-Tempel befindet sich am Ufer des Flusses Tungabhadra ein 5 Meter hoher Torbogen namens "King's Balance". Hier wurden einst die Könige zu besonderen Gelegenheiten wie Krönung, an Neujahr und bei Sonnen- oder Mondfinsternissen in Gold, Silber und Juwelen aufgewogen. Dieser Reichtum wurde dann nicht etwa an das einfache Volk verteilt, sondern meist Brahmanen, den Hindu-Geistlichen, gespendet.
Natürlich schleppte uns unser Führer auch weiter ans Flussufer, an dem ein Besitzer der typischen runden Boote auf zahlende Gäste wartete. Kleine Jungen fahren dann mit den Gästenein Stück den Fluss hinab, der verlangte Preis war natürlich mächtig überteuert, aber das haben wir erst am Abend im Hotel erfahren. Unser Führer war da keine große Hilfe und steckte wahrscheinlich mit den Betreibern unter einer Decke. Na ja, auch wenn wir wahrscheinlich mächtig über den Tisch gezogen wurden mit den verlangten 600 Rupien, so waren die knapp 10 Euro für die exlusive Nutzung des Bootes mit zwei Personen jetzt nicht wirklich ein übler Reinfall. Denn die Fahrt ist sehr schön, wenn es auch eigentlich viel zu heiß dafür war um die Mittagszeit.
Ausgerüstet mit Kamera, Kopfbedeckung und Wasser stiegen wir dann in eines der einfach konstruierten Boote, die man hier Coracle nennt. In der örtlichen Sprache Kannada nennt man sie Teppa oder Harigolu. Es handelt sich dabei um ein Korbgeflecht mit einer meist kreisrunden Form. Der Bootsköper ist mit Haut oder einer Persenning bezogen und mit Teer bestrichen, das Ganze sieht aus wie ein schwimmender Wok.
Diese Boote dienen nicht nur zur Touristenbelustigung, sondern sind auch wichtiges Transportmittel auf dem Fluss, über den hier keine Brücke führt. Meist werden mehrere Leute in dem Boot so geschickt platziert, dass es gut ausbalanciert ist. Sogar Gepäck und Motorräder werden damit sicher auf die andere Seite gebracht. Die größeren Boote hier haben ungefähr einen Durchmesser von 2,6 Metern. Es gibt auch kleinere mit 1,9 Metern, die aber eher von Einzelpersonen zum Fischen genutzt werden.
Die Bootsführer waren Jungen, die mit einem einzigen Paddel sicher auf dem ruhigen Fluss navigieren und denen es sichtlich Spaß macht. Trotzdem mussten wir uns von dem geschickten Knäblein gleich die übliche Tränendüse-Geschichte anhören, sobald die Schüssel vom Ufer abgelegt hatte. Sein böser Boss würde ja eine Menge Geld mit uns verdienen und er, der Arme, wäre nur angestellt und bekäme pro Tag für seine schwere Arbeit nur 100 Rupien. Ein Trinkgeld wäre da doch angebracht, aber bitte so, dass sein Boss nichts merkt. Sonst würde er es ihm wieder abnehmen.
So ein Schlitzohr haben wir nur einmal in diesem Urlaub getroffen, nämlich hier, denn nur hier gab es das Umfeld, in dem viele ahnungslose Touristen die Preise kaputt machen - wir sind ja selbst auch reingefallen. Eine einfache Überfahrt kostet nämlich pro Person 10 Rupien, mit Gepäck höchstens 20.
Wir schipperten also in der sengenden Sonne den ruhigen Fluss entlang und kamen zuerst an der verfallenen Brücke vorbei. Die Steinpfeiler bilden die beiden Buchstaben IT, woran der Junge sichtlich Spaß hatte. Dann kam ein kleiner strudelnder Engpass, durch den das Boot geschickt manövriert wurde, während wir recht unbequem herumlagen. Leider gab es irgendwo ein kleines Leck und am Boden hatte sich Wasser gesammelt, so dass Michael mit der Hose in einer Pfütze saß.
Kein Problem bei den Temperaturen. Ein paar Wasservögel flogen erschreckt auf, als wir uns näherten. Am Ufer badete eine Großfamilie mit kompletter Kleidung im kühlen Wasser. Ich hatte auch meine Hände im Wasser hängen, anders konnte man es in der Sonne kaum aushalten. Das war mein größter Fehler, denn durch diese Aktion bekam ich am nächsten Tag wohl meinen ersten Durchfall im vierten Indienurlaub: Nicht direkt die Hände gewaschen und dann mit Flusswasser an den Fingern ans Essen oder an den Mund gekommen - kein guter Plan.
Unser kleiner Führer kannte eine schöne Stelle am Ufer, an der die Felsen eine Höhle bildeten. Dort war es wunderbar kühl und schattig, ein Vogel hatte ein Nest an der Decke gebaut. Leider war es verlassen, aber wir kamen schon mit dem Kopf an die Decke und in gebückter Haltung hielt man es dort nicht lange aus. Nach ein paar Fotos fuhren wir noch ein kleines Stück in Richtung Hampi Bazaar.
Entlang des Flusses führt auch ein kleiner Fußpfad zurück nach Hampi Bazaar, wenn wir nochmal herkommen werden wir laufen. In den Bergen am gegenüberliegenden Ufer konnte man eine Vielzahl verlassener kleiner und größerer Tempel erkennen.
Auch unten am Ufer zwischen den Felsen auf der Bazaar-Seite lag malerisch ein kleiner Tempel. Direkt gegenüber stand eine hübsche, kleine Nandi-Statue in der Felswand. In der Flussbiegung liegt die Prozessionsstrasse von Hampi Bazaar mit vielen Besuchern, bei uns auf dem Fluss war es still. Nach einer guten halben Stunde sind wir dann zurück zum Ausgangspunkt gepaddelt, doch vorab wurden wir noch mit einigen schnellen Drehungen bespaßt, siehe Video unten.
Eigenes Video zum Thema
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