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So genau können wir es nicht sagen, ob der Ort nun Deogarh, Devgad oder Devgarh heisst. Im Ort selbst fanden wir meist die dritte Schreibweise und daher habe ich mich dafür entschieden. Auch wenn da Heritage Hotel, welches den Ort beherrscht und in dem wir 2 Nächte lang wohnten, Deogarh Mahal heisst.
Devgarh ist ein recht sauberer, netter Ort, und wenn man die Welt des Hotels hinter sich lässt befindet man sich mitten im immer noch recht konservativen Landleben. Daher wird auf den Infoblättern im Hotel darum gebeten, den Ort nur ordentlich gekleidet zu besuchen. Scheinbar ist dies nötig, weil wir im Hotelbereich auch Damen mit Spagettiträgern und großem Ausschnitt oder Herren in Shorts herumlaufen sahen.
Die Händler hier sind nicht besonders aufdringlich und die Kinder eher freundlich-interessiert als bettelnd. Einige sprechen Touristen an, weil sie ein wenig Englisch können, um sie dann unaufdringlich auf das Geschäft des Vaters aufmerksam zu machen. Kugelschreiber oder gar Geld sollte man auf keinen Fall verteilen, darum bittet auch das Hotel.
Die alte Siedlung ist Hauptstadt des Rajsamand District im Bezirk Udaipur und liegt 638 Meter über dem Meer in einem angenehmen Klima, umgeben von Bergen und zahlreichen Seen. 2001 lebten hier 16.500 Einwohner, davon 16% unter 6 Jahren und die meisten sind Hindus. Die Menschen hier leben vom meist von Handel und Landwirtschaft, viele finden Arbeit im Hotel, auch wenn sie wenig Englisch können. Kommt man in die ländlichen Regionen außerhalb des Ortes sieht man viel Armut. Die Ärmsten der Armen arbeiten in den lokalen Asbestminen und Asbestmühlen und sind so gefährlichen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt. Mehr dazu auf der Seite White asbestos, a health time bomb.
Ein Spaziergang vom Hotel aus führt durch die schmalen Gassen der Altstadt, entlang an Händlern, Handwerkern, Kühen und Tempeln. Unterwegs kann man wunderbar das Leben in einer indischen Kleinstadt beobachten: Esel schleppen gebrannte Ziegel, Motorräder knattern durch die engen Straßen, der offene Geländebus des Hotels fährt zentimetergenau an den Auslagen der Geschäfte vorbei. Wir fanden schnell eine kleine Apotheke, in der wir Anti-Mückencreme kauften. Sofort waren wir von neugierigen Menschen umringt, die zusahen, wie der Apotheker unsere Namen in Hindi aufschrieb.
Schüler in Unform und in allen Altersklassen nähern sich schüchtern, um "Hello" zu sagen, die ganz Forschen wollten unsere Hand schütteln. Läuft man abseits der Hauptstraßen in eine Sackgasse, dann kommen sofort einige Leute aufgeregt gerannt, um darauf aufmerksam zu machen, daß es nicht weitergeht. Über den Gassen hängen oft Stoffbahnen aus Jute gegen die sengende Sonne. Nachdem wir uns eine Weile treiben ließen erreichten wir einen Marktplatz, der gleichzeitig auch Busbahnhof war. Ein junger Mann kam mit einem Kleinkind und der schüchterne kleine Junge sollte Michael die Hand geben. So entstand das schöne Foto oben auf der Seite. Danach waren auch die beiden Begleiter ganz stolz, das ich sie ebenfalls fotografieren wollte.
Hier kommt man hoch auf den Damm zu einem großen See, der von einer Festung überragt wird. Am Ufer wird gewaschen oder auf dem Damm trennte eine Frau auf einem großen Teppich stehend Kichererbsen durch Hochwerfen von ihrer Spreu. Ein paar Meter weiter im Grünen werden wie im Mittelalter Ziegel hergestellt. Dazu wird Lehm mit der Hand in eine Form gepresst und jeder Ziegel einzeln erst luftgetrocknet und später dann gebrannt.
Hinter dem Stadttor auf der Bergseite der Stadt fanden wir einen weiteren Obst- und Gemüsemarkt. Hier werden auch die Touristengruppen und ihre Koffer aus den Reisebussen ausgeladen, dann diese passen nicht durch die schmalen Gassen.
Hat man bei einem Spaziergang im Ort die Möglichkeit, das Leben in den Gassen und auf den Plätzen zu studieren, so bleibt von dort eine Welt verschlossen: die der Dachterrassen. Wie überall in Rajasthan findet hier oben besonders am Abend das Leben statt. Man trifft sich hier, trocknet Früchte oder Fladenbrote auf dem Dach und hängt Wäsche auf. Fernab vom Schmutz der Strassen befindet sich hier eine eigene Welt, die man in Devgarh am besten vom beherrschenden zentralen Gebäude aus sehen kann: von den Mauern und Dachterrassen des Deogarh Mahal.
Fast direkt an die Hotelmauern lehnen sich die ersten Häuser an und man schaut aus der Vogelperspektive auf die Dächer. Am Abend findet hier immer ein ganz besonderes Schauspiel statt. Dann frischt der Wind auf und kleine Jungen kommen auf die Dächer, um ihre Papierdrachen steigen zu lassen. Ein schöner Anblick, denn auf fast jedem Dach steigt ein kleiner, bunter Drachen in den verblassenden Himmel. Schnell kommt die Nacht und auch der Sonnenuntergang ist von den Zinnen des Hotels spektakulär. Auch wenn die Sonne im Winter hinter einer Bergkette untergeht und die zahlreichen rot-weißen Sendemasten für Mobiltelefone keinen netten Vordergrund bilden und das Bild der Stadt verschandeln.
Google Map zum Thema
Devgarh
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