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Wenn man in der Region Shekhawati unterwegs ist kommt man eigentlich an dem Ort Mandawa und am Castle Mandawa kaum vorbei. Es ist unbestritten das prächtigste und größte Heritage-Hotel in der Region. Der in vielen Reiseführern noch als unentdecktes Kleinod beschriebene Ort hat allerdings längst seine ländliche Unschuld verloren, auch bedingt durch das unsensible Publikum aus dem Castle Mandawa.
Nachdem wir uns im Mandawa Haveli in Jaipur so unwohl gefühlt hatten und ohne warmes Wasser auskommen mussten, erwarteten wir im Mandawa Castle auch nicht viel. Es war uns auch bewusst, dass hier sehr viele große Gruppen anzutreffen sind, denn fast jeder Rundreise-Veranstalter stoppt hier für die erste oder letzte Nacht vor oder nach Delhi. Wir erwarteten Rummel, fades Essen und schlechten Service. Ein wenig wurden unsere Erwartungen schon erfüllt, allerdings wurden wir schwer besänftigt. Wie, das steht unter Zimmer.
Schon bei der Ankunft standen Koffergruppen im sandigen Hof und am Empfangsbereich stauten sich die Reisenden. Wir suchten zuerst unser Zimmer auf, um nach einer Ruhepause das Hotel zu erkunden.
Es gibt viel zu sehen im Mandawa Castle. Einige Teile sind sehr alt und weisen prächtige Wandgemälde auf, wie der Frühstückssaal oder der Empfangsbereich mit angrenzender Bar. Schön sitzt man im Diwankhana, dem offiziellen Speiseraum, der mit Familienportraits und einer Reihe antiker Waffen dekoriert ist. Vor der Rezeption steht ein großer Messinggong, der jede Stunde geschlagen wird. Der Regent von Mandawa, Thakur Nawal Singh, baute ein Fort im Jahr 1755, um seinen Handels-Außenposten zu schützen. Denn hier kamen die Karawanen vorbei, auf ihrem Weg von China in den mittleren Osten. Rund um das Fort entstand ein Ort, in dem sich vorwiegend Händler niederließen. Als dann die Karawanen im späten 18. Jahrhundert ausblieben, suchten sich die Familien anderswo ihr Einkommen. Dann kamen sie reich in die Heimatstadt zurück, um sich prächtige Handelshäuser, die berühmten Havelis, zu bauen. Die sind noch heute im Besitz der Familien, genau wie das Mandawa Castle, welches rund um das Fort entstand.
Heute ist Mandawa Castle ein sehr schönes, verschachteltes Heritage Hotel, welches nicht umsonst so beliebt ist. Auf Grund der Größe fehlt es allerdings an Gemütlichkeit. Neben den alten Hauptgebäuden gibt es im Gartenbereich noch einen ganz neuen Zimmertrakt und davor einen Garten mit einem schönen Swimmingpool. Verschiedene Terrassen, Innenhöfe und Türme mit Aussicht auf den umliegenden Ort verteilen sich über die unterschiedlichen Flügel und Etagen des burgartigen Gebäudes.
Bei unserem Erkundigungs-Rundgang kurz vor Sonnenuntergang erklommen wir auf dem Weg nach oben eine Treppe. Auf der ersten Etage begegneten wir einem alten Mann, der bedeutete uns, ihm zu folgen. Uns blieb nichts anderes übrig, denn er ging vor uns die Treppen hinauf, die wir sowieso hinauf wollten, und "führte" uns so auf die von uns schon vorher anvisierte Turmterrasse mit Blick zum Sonnenuntergang. Von dort oben konnten wir auch die Aktivitäten im Garten beobachten, wo gerade die Vorbereitungen fürs Buffet in vollem Gange waren. Das fanden wir spannender als den Sonnenuntergang, während der Alte sichtbar auf ein Trinkgeld wartete, was wir aber gar nicht einsehen wollten. Er rief ein paar Mal noch "Sir" und hielt die Hand auf, was von uns aber ignoriert wurde. Nach einer ganzen Weile ging er dann und suchte neue Opfer - bettelnde Angestellte hatten wir noch in keinem Hotel erlebt. Wahrscheinlich sind unwissende Reisende nach Ankunft am ersten Tag hier noch extrem großzügig und versauen so die Preise. Auch im Ort kam, als ich einen Esel fotografierte, gleich der Besitzer an und hielt die Hand auf. Diese Fixierung der Menschen dieses Ortes auf das schnelle Geld haben die vielen Tagesgäste aus den über 75 Zimmern des Castle geschürt, schade. Auch die Shops im Hof kann man hier vergessen, das Angebot ist weder etwas Besonderes, noch gut präsentiert, die Schmuckvitrinen im Fenster hatten schon lange keinen Staubwedel mehr gesehen.
Das Mandawa Castle liegt im Herzen der Shekhawati Region und der Ort ist auf jeden Fall wegen seiner prächtigen Havelis und Wandmalereien einen Besuch wert. Auch wenn hier auf Grund der vielen großzügigen Besucher gerne die Hand aufgehalten wird, das nächste Mal würdenw ir uns hier aber für eines der kleineren Havelis-Hotels entscheiden.
Der nächste Flughafen ist in Jaipur, das 168 Kilometer entfernt liegt, nach Delhi sind es 240 Kilometer. So ist Mandawa auch eine gute und viel genutzte Station als erster oder letzter Übernachtungsort nach Ankunft oder vor einem Aufenthalt in Delhi. Vorbuchen ist hier in der Hauptreisezeit nötig.
Mit seinen über 75 Zimmern - es gibt verschiedene Kategorien wie Royal Suites, Luxury Suites, Deluxe Rooms und Standard Rooms - bietet das Mandawa Castle eine Menge Platz für Gäste und wir hatten den Eindruck, es war komplett ausgebucht. Unser Glück, denn als Einzelreisende wurden wir vom gebuchten Standardzimmer bei der Ankunft auf eine Suite umgebucht. Schließlich müssen Gruppenmitglieder alle mehr oder weniger den gleichen Standard bekommen. Von den Zimmern und Suiten im alten Haus aber gleicht keines dem anderen. Sie sind mit Möbeln aus vergangenen Zeiten und traditionellen Einrichtungsgegenständen ausgestattet, eine gelungene Mischung von modernen Annehmlichkeiten in einer mittelalterlich anmutenden Umgebung.
Unsere Suite Nummer 308 war riesig, wenn auch durch die vielen Säulen mit geschwungenen Bögen optisch ein wenig verbaut und somit schwer zu fotografieren. Es gab eine Sitzecke mit Kissen und Fenster mit Blick in den Innenhof und zum Empfangsbereich. Dann einen Schreibtisch und zwei Sitzecken mit Tischen, eine kleine mit niedigen indischen Möbeln und eine mit Sofa und Sesseln. Die Koffer stellten wir in einen kleinen extra Raum, der mit Schrank und Ablagen ausgestattet war und mit Stoffbahnen vom restlichen Zimmer getrennt. Den Raum beherrschend war in der Mitte das riesige Holzbett mit Pfosten. An der Decke hängen hier alte Heiligenbilder und Fotografien, so konnte man auf dem Rücken liegend Auge in Auge mit den Vorfahren und Göttern ruhen.
Der Knaller war dann das Bad. Hier gab es nicht nur eine große Dusche und etwas abgetrennt eine Toilette, sondern auch einen Whirlpool. Eine riesige, weiße Badewanne für 2 Personen mit Musik!!! und Beleuchtung, die außen Muster bildete und innen an den Düsen beim Baden ständig die Farbe wechselte. Da kann man gar nicht widerstehen, so macht Baden nach einer Fahrt im staubigen Umland Spaß. Vor allem, weil der Duschkopf mal wieder so niedrig aufgehängt war, dass der lange Michael nicht darunter stehen konnte. Aber wenigstens stank es hier nicht nach WC-Stein vom Bodenabfluß.
Nachbarn hatten wir auch keine, so dass einer recht ruhigen Nacht auf der üblichen harten Matratze nichts mehr im Wege stand. Den nicht vorhandenen Fernseher haben wir auch nicht vermisst.
Das Frühstück nahmen wir im prächtigen Speiseraum ein, welcher in wirklichkeit aus mehreren Räumen, verbunden durch eine Galerie entlang der Eingangshalle. Der freundlich Kellner führte uns extra zu einem Platz am Innenfenster, von dem aus man in die ebenfalls schön bemalte Halle hinunter sehen konnte. Leider versammelte sich dort gerade eine große Gruppe zum Abschied, daher war es recht laut. Doch die wurde schnell abgeholt und wir konnten die Umgebung und das Frühstück in Ruhe genießen. Es gab Eier nach Wunsch zubereitet.
Neben uns sassen zwei Engländer, mit denen wir uns ein wenig unterhielten. Sie waren für 8 Tage nach Indien gekommen und fragten uns, ob sie dem Fahrer am Ende 50 Pfund Trinkgeld geben sollten. Eine wahnsinnige Summe, mehr als nur ein vielfaches des Betrags, den unser Reiseveranstalter empfohlen hat. Kein Wunder, das die Leute unverschämt werden wenn einige Touristenso mit Geld um sich schmeissen.
Eines der Highlights während des Aufenthalts im Castle Mandawa ist das königliche Mahl: Ein Essen bei Kerzenschein im Innengarten der Festung. Dafür wiederholt sich jeden Nachmittag die gleiche Zeremonie. Angestellte tragen alles in den Garten, was man für den Abend braucht. Von Tische und Stühlen bis hin zu Geschirr, Tischdecken und natürlich wird auch das Buffet aufgebaut.
Am Abend versammeln sich dann die Gäste im Garten. Gruppen nehemn an großen, runden Tischen Platz, für Paare baut man Zweiertische auf. Die Kellner waren sehr erstaunt, weil wir an einem Tisch ziemlich am Rand sitzen wollten und nicht näher am Buffet. Aber so weit war der Weg ja nun auch nicht, dafür strömten nicht alle anderen Gäste an uns vorbei.
Plötzlich ertönten Trommeln und die Abendvorstellung begann. Eine Reihe Menschen näherte sich im Gänsemarsch und wurde sofort von zahlreichen Fotografen belagert. Wir haben in vielen Hotels ja schon einiges an Abendprogramm gesehen: Tänzerinnen, Sänger, Zauberer, Musikgruppen und Puppenspieler. Hier im Mandawa Castle hatte man einfach fün oder sechs Hotelangestellte genommen, sie mit einigen Reqisiten ausgestattet und die trugen sie nun einmal den gepflasterten Gartenweg zwischen den Tischen hin und her, begleitet von Trommelklängen. Wir erkannten unseren Kofferträger, den Doorman und mit zwei Fackeln in den Händen schritt der bettelnde alte Mann von der Sonnenuntergangsterrasse voran. Er neigte sich mal leicht nach rechts und mal leicht nach links, die ganze Prozession ging ganz langsam einmal den Weg hinauf und hinab, und dann man wartete auf den Begin der Vorführung. Leider war es das schon, es kam nichts mehr - bis auf einen Sitarspieler mit Frau und Kind, die leider alle drei nicht singen konnten. Für jemanden, der dies am ersten Abend in Indien hört mag es eine exotische Vorstellung sein, gegenüber dieser Laientruppe hatten wir in indischen Hotels schon richtige Könner gesehen und gehört.
Das Buffet ist sehr üppig, wenn auch die warmen indischen Gerichte deutlich auf den Geschmack eines die Schärfe fürchtenden Publikums eingestellt waren. Wir mussten an alles noch ein wenig Chili geben, die gab es frisch am wirklich hervoragenden Vorspeisenbuffet. Dort stand ein Koch und bereitete auf Wunsch gefüllte Teigtaschen und frittierte Bällchen zu und es gab allerlei Salate. Bei den warmen Hauptgerichten konnte man zwischen indischen Curries oder europäischer Kost wählen. Die bestand dann aus gemischtem, gedämpften Gemüse ohne Sauce oder aus Nudelgerichten. Der Nachtisch war wieder sehr üppig und lecker. Eigentlich haben wir uns hier fast nur von Vorspeisen und Nachspeisen ernährt, weil es hier mal eine Abwechslung zu den anderen Hotels gab. Der Bierpreis war auch eine Abwechslung und schlug mit 180 Rupien zu Buche.
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Mandawa Castle
Ganz nettes Hotel für eine Nacht, viele Reisegruppen.
Im November 2007 waren wir für 1 Nacht hier.
Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die Webseite vom Castle Mandawa.
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Castle Mandawa
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