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Das Roopangarh Fort ist ein echter Geheimtipp und liegt weit abseits der üblichen Touristenströme durch Rajasthan. Nachdem wir im Jahr zuvor im wenige Kilometer enfernten Kuchaman Fort in der Stadt Kuchaman übernachtet hatten, zog es uns diesmal noch ein wenig weiter ins ländliche Rajasthan. Die gleiche Straße von Kishangarh in Richtung Kuchaman führt nach schon 25 Kilometern auch am kleinen Ort Roopangarh mit seinen ca. 17.000 Einwohnern vorbei.
Beherrscht wird der Ort von einem mächtigen Fort, dessen massive Mauern im Laufe der Geschichte nie von Angreifern eingenommen wurden. Es gehört der fürstlichen Familie aus Kishangarh, die vor einigen Jahren damit begonnen hat das Fort in einen Hotelbetrieb umzuwandeln. Es war das erste Kriegsfort in Rajasthan, das sich für Gäste öffnete.
Erbaut wurden die massiven Wehrmauern im Jahr 1648 von Maharaja Roop Singh aus Kishangarh, der Stadt und Fort gleich nach seinem Namen benannte. Über Generationen wurde dann immer weiter angebaut und erweitert, die verschiedenen Baustile kann man auch heute noch gut erkennen. Es gibt eigentlich drei verschiedene Gebäude auf dem Gelände: das alte, teilweise verfallene Fort, deren Mauern man abenteuerlich ohne schützende Balkongeländer selbst erkunden kann. Von den Zinnen hat man, vor allem kurz vor Sonnenuntergang, einen schönen Blick über den Ort und die umliegende Ebene. Dann gibt es den Palast, der zum Hotel umgebaut wurde. Schon die winklige Einfahrt ist heftig, unser Fahrer musste ganz schön kurbeln, um hereinzukommen. Im Vorhof befinden sich Weideflächen, Unterkünfte für Fahrer und Angestellte und die Rezeption. Ein paar Zimmer gibt es im zweiten, höherliegenden Torbereich, der Rest verteilt sich im Palast. Auf der Rückseite steht zwischen Terrasse und Festungsbau ein noch älteres, weißes, muslemisches Mausoleum aus dem 12. Jahrhundert namens Saint Sultan Pir.
Das Hotel ist ein Standard Heritage und nicht besonders teuer, aber trotz allem etwas Besonderes. Der Service ist hier sehr persönlich, das Personal bemüht sich um jeden Gast. Ganz besonders der Manager Mr. Jasveer Singh und ein Kellner aus Assam namens Bisal sind uns in guter Erinnerung. Auf Anfrage wurde für uns extra eine Tipping Box in den Speisesaal gestellt. Dieser ist zwei Stockwerke hoch, früher sassen hier im oberen Bereich hinter den Fenstern auf Balustradengängen die Damen. Heute befinden sich dort Zimmer und Flure, von denen aus man in die Durbar Hall hinuntergucken kann. Waffen an den Wänden dokumentieren die kriegerische Vergangenheit und man kann auch einige der berühmten Kishangarh Miniature Paintings bewundern.
Wir verbrachten zwei Nächte hier, einen Tag voller Ruhe und Entspannung. Es gibt zwar keinen Pool, aber etwas ganz Besonderes: den Ort Roopangarh mit seinen wundervollen Menschen. Hier kann man noch in Ruhe spazieren, ist die Attraktion bei Jung und Alt. Keine Bettler, keine Kinder die nach Rupies geifern. Nur nette Menschen, von denen viele auch gerne fotografiert werden wollten. Wir gingen alleine als einzige weiße Gesichter im ganzen Ort mit dem Manager über zwei Stunden durch die Gassen, wurden oft in die Häuser eingeladen und hatten wundervolle Begegnungen mit den freundlichen Menschen. Im Fotobereich habe ich eine Fotogalerie mit einigen Portraits aus Roopangarh. Der Ort ist eine Perle und er wird es hoffentlich noch lange bleiben, da das Hotel recht klein ist und keine Horden anzieht.
Roopangarh (es gibt auch einige andere Schreibweisen, ich bleibe bei dieser) liegt 125 km von Jaipur entfernt. Zur nächsten großen Stadt, Kishangarh, sind es noch einmal 25 km. 50 km sind es von hier aus nach Ajmer und 60 km nach Pushkar, dem nächsten Ziel unserer Reise. Wahrscheinlich ist das alles zu nah an den Hauptattraktionen, für unsere Art des Langsam-Reisen war die Entfernung gerade richtig für eine entspannte Fahrt im Ambassador.
Bei der Fahrt von Jaipur über Kishangarh kommt man an zahlreichen Marmorwerkstätten vorbei und die Region ist weiß von Marmorstaub. 40 km weiter nördlich von Roopangarh entfernt befindet sich der Sambhar Lake, ein großer Salzsee. Die Straße zum Ort und weiter in Richtung Makrana und Kuchaman war 2007 ganz neu geteert. So kommt man recht schnell voran.
Es gibt etwas über 20 Zimmer in diesem Hotel und alle sind unterschiedlich. Liebevoll dekoriert sind sie alle und die im Haupthaus sind wirklich riesig. Wer dort einmal übernachtet hat und eine Mücke jagen musste, der weiß was hohe Decken sind: über vier Meter!. Es gibt dazu noch eine Queen Suite mit eigenem Hof, die wir im Gegensatz zu den lichten Räumen im Haupthaus aber eher etwas zu verwinkelt und dunkel fanden. Allerdings hat hier im Jahr 2003 sogar schon mal der Musiker Sting übernachtet und die Deutsche Eva Hermann - auf die prominenten Gäste ist man sehr stolz im Fort.
Am ersten Tag war das Hotel fast voll belegt mit einer kleinen Gruppe junger Engländer und einigen Franzosen, die mit Fahrer unterwegs waren. Wir bekamen Zimmer Nummer 19, direkt neben dem Torbogen und rechts auf dem Bild zu sehen. Es war nett eingerichtet, man konnte prima lüften und es verfügte sogar über Klimaanlage, eine kleine Terrasse und Fernseher. Leider gab es im Bad ein Problem mit den Abflüssen, so wie in vielen alten Gemäuern. Dort roch es ein wenig nach Kanal, was man aber durch das Schließen der Tür aussperren konnte.
Am nächsten Tag reisten dann alle anderen Gäste ab und wir blieben alleine zurück im Hotel. So waren wir mit Sicherheit die einzigen weißen Nasen im Ort, was auch den Rundgang mit dem Manager zu etwas Besonderem machte. Am Tag zuvor ging die ganze Gruppe los, da haben wir uns nicht angeschlossen. Da wir alles für uns hatten, durften wir durch alle Zimmer streunen und uns eines davon aussuchen. Das war gar nicht so einfach, denn die meisten waren riesig und jedes wies einige Besonderheiten auf. Die Böden haben uns besonders gefallen, aus Stein und Mormor mit Einlegearbeiten.
Am Ende zogen wir dann um in Zimmer Nummer 4, auf der linken Seite des Palastes. Bestimmt über 50 m² groß mit sehr hoher Decke und netter Einrichtung. Es gab zwei Eingänge, einmal zur Galerie an de Front, einmal nach hinten in Richtung Mausoleum und Restaurant. Von einem Fenster in der Mitte der Seitenwand konnte man direkt hinunter in den Speisesaal blicken. Uns reizte hier auch das moderene, frisch renovierte Bad ohne Geruch und die riesige, eigene Terrasse, die durch das Badezimmer zu erreichen war. Auf ihr gab es zwei Korbsessel, der richtige Platz um am Abend an der Mauer zu sitzen und den Geräuschen des Ortes zu lauschen. Unsere Lieblingsbeschäftigung in Rajasthan.
Das Frühstück nahmen wir im Speisesaal an den eingedeckten Tischen ein, denn hier gab es eine normale Sitzhöhe. Im Außenbereich mussten wir uns bei den niedrigen Tischen sehr bücken. Auf Nachfrage gab es alles was wir uns wünschten: Honig, Joghurt, Bananen, Eier in jeder Form, frischen Toast und Kaffee. Am zweiten Morgen hatten wir unseren Kellner dann ganz für uns alleine und setzten uns trotz Tisch dann doch lieber nach draußen in den Schatten, mit Blick auf das Mausoleum und die dicken Festungsmauern.
Zum Sonnenuntergang versammeln sich die Gäste auf der obersten Dachterrasse des Haupthauses, dort werden auch Drinks serviert. Zu dieser Tageszeit sind auch die zahlreichen Schwalben aktiv, die in den Torbögen der Festung nisten. Nach Sonnenuntergang werden sie von den Fledermäusen abgelöst.
Das Essen, um es vorweg zu nehmen, ist sehr gut im Roopangarh Fort. Die englische Gruppe hatte einen Rajasthani-Abend gebucht und alle Teilnehmer wurden mit traditioneller Kleidung ausgestattet. Die hatten viel Spaß dabei. Da ausgebucht war, wurde ein Buffet vorbereitet und die weitläufige Terrasse sehr schön ausgestattet. Die Tische der Einzelreisenden, Gruppen und Grüppchen standen recht weit auseinander, somit war man recht ungestört, sie hatten leider nur zum Essen eine etwas unbequem niedrige Sitzhöhe. Überall an den Mauern und am weißen Grabmahl sorgten Lichterketten für eine sehr romantische Stimmung. Die Küche befindet sich oberhalb der großen Treppe an der Außenmauer, so dass die Kellner immer viele Stufen laufen müssen. Die Spülküche ist davon getrennt an einer Ecke des Haupthauses.
Die verschiedenen indischen Gerichte waren sehr gut abgeschmeckt und reichlich vorhanden. Dazu gab es Brot und Reis anch Wahl. Ein Bier kostet hier den Standardpreis von 150 Rupien, es gab allerdings nicht das übliche Kingfisher, sondern das noch besser schmeckende Royal Challenge mit einem Etikett in Dunkelblau und Apfelgrün. Das haben wir danach leider nie wieder bekommen. Der Hotelmanager setzte sich noch eine Weile zum Plaudern zu uns, so verging der Abend wie im Flug.
Am nächsten Abend hatten wir als einzige Gäste unsere Wunschgerichte schon Mittags vorbestellt - diesmal auch etwas schärfer gewürzt. Das verbliebene Rest-Personal war begeistert und erklärte, sie würden diesen Abend das gleiche essen wie wir.
Ein nettes Hotel inmitten eines hübschen und ursprünglichen Ortes gelegen. "Off the beaten track" zum Wohlfühlen, ein ländliches Stück Rajasthan mit allem nötigen Luxus.
Im November 2007 waren wir für 2 Nächte hier.
Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die Webseite vom Roopangarh Fort
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