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KISHANGARH

Auf dem Weg von Jaipur in Richtung Roopangarh und weiter nach Kuchaman kamen wir durch den Ort Kishangarh. Früher war der gleichnamige Distrikt Kishangarh ein selbstständiges Fürstentum, 1818 machte man einen Friendensvertrag mit der britischen Regierung und seit 26.Juni 1947 ist es Teil von Rajasthan und gehört zur Provinz Ajmer. Die Hauptstadt Kishangar wurde im Jahr 1611 gegründet und liegt 27 km von Ajmer entfernt. Der Gründer hieß Kishan Singh, ein Rathore-Prinz, der ein Bruder des Raja von Jodhpur war.

Es gibt 25 km außerhalb der Stadt auch zwei schöne Hotels, das Phool Mahal Palace Hotel an einem See und das majestätische Roopangarh Fort direkt oberhalb davon. Für unsere nächste Rajasthan-Reise haben wir hier einen Aufenthalt geplant, Informationen zu dem Hotels gibt es auf der Webseite www.royalkishangarh.com.

Sehenswert soll die Altstadt von Kishangarh sein, der moderne Ort ist allerdings ziemlich gesichtslos. Es gibt hier heute einen Großhandelsmarkt für rote Chilis und Baumwollspinnereien.

Das Städtchen Kishangarh ist bekannt für seine Miniaturmalereien. Die berühmte Kishangarh School stand stets unter der Schirmherrschaft der Fürsten. Die bekannteste Abbildung dieser Schule ist Lord Krishna´s Begleiter Radha, der als schöne Frau mit Mandelaugen dargestellt wird. Größter Gönner der Malschule war von 1637 bis 1657 der Raja Satwant Singh. Er war selbst ein Maler und Dichter, der seine Verse unter dem Pseudonym Nagaridas schrieb.

Im Repertoire der Malschule waren Jagdszenen ebenso populär wie Reiterportraits. Die Malereien waren immer im Privatbesitz der Rajas von Kishangarh und wurden erst in den vierziger Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Einige dieser Meisterwerke hängen heute im Nationalmuseum von Neu-Delhi.


Marmor

Wer durch Kishangar fährt, der hat Kilometerweit rund um den Ort die gleiche Aussicht: Marmorblöcke, Lastwagen mit Marmor, Marmorhandlungen mit Lastkränen und Sägewerken. Dazu sieht man weißen Staub auf allem. Denn hier in einem Ort namens Madanganj am National Highway befindet sich die größte Steinverarbeitende Industrie für Marmor und Granit in Indien. Von den Steinbrüchen der Umgebung wird der Marmor in riesigen Klötzen auf altersschwachen Lastwagen transportiert, die unter ihrer Last fast zusammenbrechen. Manche Minen sind 250-300 Kilometer weit entfernt. Die günstige Lage von Kishangarh am Hauptverkehrsweg Delhi-Mumbai verkürzt die Transporte. Nach dem Schneiden und Polieren werden die Steinplatten dann in ganz Indien verarbeitet. Vor allem die wachsende Mittelschicht ist Abnehmer für Bäder und Bodenbeläge.

Kilometerweit sieht es aus, als hätte es geschneit, denn der feine Marmorstaub ist allgegenwärtig. Ein Geschäft am anderen reiht sich wie Perlen auf einer Schnur am Straßenrand auf, alle sehen irgendwie gleich aus und verkaufen auch das gleiche: Marmor in verschiedenen Farbtönen. Dazwischen auch mal Granit und Sandstein. Es ist absolut faszinierend, das Geschehen zu beobachten. Aber hier zu arbeiten muss die Hölle sein, auch wenn die Steinverarbeitende Industrie viele Jobs in die Region bringt. Die rund 400 Betriebe beschäftigen ca. 100.000 Arbeiter und Angestellte. Sie werden auf den allgegenwärtigen einachsigen Anhängern hinter Traktoren zu den Verarbeitungsbtrieben gefahren, die Traktoren selbst sind oft eine rollende Disko. Laut plärren Hindi-Songs aus alten Lautsprecherboxen, die an der Sitzen über den Hinterreifen befestigt sind. Neben den riesigen Blöcken und kleineren Bruchstücken sind die auf das Beladen wartenden alten Tata-Lastkraftwagen am Strassenrand ebenso sehenswert.

Leider leidet die Umwelt nicht nur unter dem harmlosen Staub. Für das Polieren und vor allem für das Schneiden des Gesteins wird viel Wasser benötigt, dies in einer trockenen Region, wo es meist gar nicht oder nur sehr wenig regnet. Eine Fabrik alleine pumpt ca. 10.000 Liter Grundwasser pro Tag, nur wenige haben Tanks gebaut, in denen das Wasser gesammelt und recycelt wird. Das bedeutet für die Bauern der Umgebung riesige Probleme, denn sie leben alleine vom Grundwasser aus den Brunnen. Dies betrifft mehr als 2 Millionen Menschen im umliegenden Distrikt, die gezwungen sind, Wasser von privaten Anbietern zur täglich zugeteilten Ration hinzuzukaufen. Man sieht überall Tankwagen mit Wasser, die ihre Runde durch die kleinen Dörfer der Umgebung drehen. 5.000 Liter Wasser kosten 100 Rupien. Das ist in etwa so viel wie ein einfacher Arbeiter pro Tag verdient und immerhin ein Zehntel des Tagesverdienstes eines wohlhabenden Vollbauern.

Jemand, der viel mit Marmor arbeitet sagte uns, daß die Qualität des Marmors oft eher mittelmäßig ist. Er ist porös, wird leicht gelblich und bekommt oft Risse. Daneben gibt es auch hervorragende Qualität, so wie den örtlichen Makrana Marmor. Er wurde zum Beispiel für den Bau des Taj Mahal verwendet. Hier sind die Webseiten von Betrieben aus dem Ort: www.naturalstonesindia.com und www.rkmarble.com.




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