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Wenn ich ehrlich bin, dann kann ich gar nicht so genau sagen, warum wir uns vor Delhi noch eine Nacht im Surajgarh Fort eingemietet haben. Denn die Strecke vom Alsisar Mahal bis nach Delhi hätten wir auch bequem in einem Tag geschafft. Aber es reizte, einen weiteren Ort im Shekhawati zu besuchen, nämlich jener der Delhi am nächsten liegt und der gerade erst ein neues Hotel eröffnet hatte. Wer auf der Suche nach Ursprünglichkeit ist, der ist hier am richtigen Platz.
Die Fahrt durch den Ort zum Hotel offenbarte Erstaunliches: betonierte und saubere Straßen mit Abflussrinnen im ganzen Ort. Das Hotel selbst liegt recht eindrucksvoll nahe am Zentrum und der Ortsname bedeutet: Das Schloss der Sonne. Rundum gibt es ein wenig Rasen, optisch eher störend war der benachbarte Bau, an dem gerade heftig renoviert wurde. Dabei handelte es sich um den Queens Palace, er sollte noch vor Weihnachten 2007 als neuer Hotelflügel eröffnet werden und daher wurde daran Tag und Nacht gearbeitet. Allerdings ziemlich lärmfrei, wir fühlten uns dadurch nicht gestört. Der Manager zeigte uns den gesamten Bau, die Zimmer werden recht klein, dafür aber modern ausgestattet. Viel zu sehen gab es aber nicht, die Arbeiter hatten gerade mal die Wände neu verputzt.
Surajgarh Fort ist klein, aber dennoch beeindruckend, wir hatten trotzdem überall das Gefühl, hier könnte man noch mehr draus machen. Eine Elefantenrampe führt in das beige-rote Gebäude. In der imposanten Eingangshalle mit Familienportraits, alten Waffen und bequemen Sofas waren die Glastische doch arg verschmiert. Über die Zimmer berichte ich weiter unten. Neben den Hotel befand sich zwar ein kleiner Pool mit Liegen, zum Baden animierte er uns aber nicht. Oben am Restaurant gab es einige Sitzgelegenheiten in Nischen, von denen aus man den Vorhof überblickt, leider fanden es auch die zahlreichen Tauben ganz toll dort. Bemalte Wände fand man im Hof und im Speisesaal, allerdings kamen sie nicht ganz an die Qualität anderer Hotels heran. Es gab auch ein Kettenhemd und ein paar alte Waffen als Deko an den Wänden.
Beeindruckend ist die im Zimmer ausliegende Familiengeschichte der Herrscher von Kangra im Himalaja. Tikaraj Aishwarya Katoch und seine Frau Tikarani Shailija Kumari managen das Hotel. Tikaraj Aishwarya ist der Sohn der Prinzessin aus Jodhpur und des Maharaja von Kangra, Tikarani Shailija ist die älteste Tochter des Maharaja von Sailana. Sailana ist bekannt für die gute Küche und man zeigte uns ein Kochbuch, vom Großvater geschrieben, mit leckeren Rezepten aus dieser Region. Der Stammbaum der Kangra-Familie aus der Katoch Dynastie weist beeindruckende 490 Generationen aus. Begonnen mit Rajanaka Bhumi Chandra (ca 4.300 v. Chr.) zählt die Ahnentafel namentlich und lückenlos bis zum Sohn der Besitzer Tika Ambikeshwar Chandra Katoch, geboren im Jahr 1998. Verglichen mit den ägytischen Pharaonen war diese Familie schon zur Zeit der ersten vordynastischen Könige tausend Jahre alt.
Surajgarh Fort ist kein Luxushotel, es gibt einiges zu tun dort um das Leben für anspruchsvolle Gäste noch ein wenig komfortabler zu machen. Was den Charme für uns ausmachte, waren die ausschließlich indischen Gäste und der sehr herzliche und nette Service. Als einige Europäer vor Ort genossen wir alle Aufmerksamkeit und man versuchte uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Der Ort Surajgarh liegt 180 km von Delhi entfernt, die Fahrt am frühen Morgen durch die vom Morgennebel verzauberten Senffelder auf den schmalen Wegen des Nachbarstaates Haryana war ein schönes Erlebnis. Im nahen Krankenhaus kamen wir dann gerade an, als die Tochter unseres Fahrers ihr erstes Kind bekam, sein erster Enkel. Natürlich warteten wir, bis er seine Familie getroffen hatte und seine Enkeltochter gebührend bewundert hatte. Da wir beide ein wenig erkältet waren, wie sich später herausstellte hatte Michael sogar eine Bronchitis, verzichtete wir auf einen Besuch beim neuen Erdenbürger im Krankenhaus und warteten Tee trinkend vor der Tür.
Der Rest der 3,5 Stunden dauernden Fahrt in Richtung Delhi war eher uninteressant über Autobahnen, vorbei an Shoppingmalls und Neubaugebieten. Bikaner ist von Surajgarh 237 km entfernt, Jaipur 205 km und Jodhpur 316 km.
Die 11 Suiten sehen - ehrlich gesagt - auf der Webseite ein wenig prunkvoller aus, als wir sie dann vor Ort vorfanden. Allerdings haben alle einen Fernseher, einen Wasserkocher, um Tee oder Kaffee zu kochen, und als einzigen Wandschmuck Jagdbilder und diverse alte Uhren an den Wänden. Wir durften uns mehrer Räume ansehen. Was ein wenig fehlte, waren die stilvollen bunten Bettdecken und Vorhänge, die auf den Internet-Bildern zu sehen sind. Sie wurden in unserem Zimmer durch langweilige grün-gelbe einfarbige Decken ersetzt. Wir bekamen allerdings einen riesigen Raum, direkt an der oberen Terrasse und gegenüber vom Restaurant.
Nach dem Einritt steht man im Wohnzimmer mit Sofa, Tisch und Sessel möbliert und durch eine Säulenreihe vom Schlafzimmer getrennt. Das Bett war wie fast immer hart und zudem unbequem: Man konnte sich nicht anlehnen, denn am Kopfende befanden sich Fensternischen mit Rollos. Es gab links einen vollkommen kahlen Raum mit bunten Fenstern zum Vorhof. Auf der gegenüberliegen Seite befand sich ein Fernsehraum, möbliert mit 2 Sesseln, einem Fernseher und einer Uhr. Dahinter eine Art überdachte, offene Loggia mit Dorfblick und kaputtem Fliegengitter, durch das die Tauben zum Übernachten kamen. Alles voller Dreck und Federn und nicht zu nutzen.
Hinter einem Ankleidezimmer mit Schminktisch und Schrank befand sich dann das Bad, sauber gekachelt und ganz ordentlich eingerichtet. Eigentlich fehlte nichts und das Zimmer war riesengroß, aber so richtig zum Wohlfühlen war es nicht wirklich. Nach all dem Prunk der letzten Wochen kam es uns hier recht spartanisch vor.
Ein Blick in einige andere Räume zeigte dort eine ganz ähnliche Ausstattung. Im Erdgeschoß wirkten die Suiten nur noch etwas burgartiger, weil die Wände hier bis zu 5 Fuß dick sind.
Zum Frühstück hatte man uns zwei Plätze im Speisesaal eingedeckt und der Kellner kam extra für uns ein wenig früher zur Arbeit, weil wir recht zeitig in Richtung Delhi aufbrechen wollen. Schon am Abend vorher hatten wir gesagt, was wir zum Frühstück wünschten, und das wurde uns nun auch an den Tisch gebracht.
Auch der Koch war schon wach und bereitet uns ein par Eier zu. Alles in allem lecker und ein guter Start für den Tag.
Das Essen gab es am Abend in Buffetform, denn es gab genug Gäste im Hotel. Außer uns waren es meist indische Pilger, die einen nahen Jaintempel besucht hatten und ein paar indische Geschäftsleute und Paare mit Kind. Vor Eröffnung des Buffets gab es im oberen Innenhof dann noch ein Programm, zu dem wir einen Drink nahmen. Auf dem Boden saßen die Musiker, der Vater spielte ganz hervorragend Sitar, der älteste Sohn die Trommel und ein Mädchen sang dazu. 2 Kinder, ein Mädchen und ein kleiner Junge drehten sich dazu im Kreis und tanzten.
Die ganze Familie war sehr musikalisch, die Vorstellung hat uns sehr gut gefallen. Leider wurden wir wiederholt zum Mittanzen aufgefordert, was uns eigentlich gar nicht gefällt. Michael weigerte sich auch standhaft mit Verweis auf seine Erkältung, aber ich konnte den bittenden Kulleraugen des Kleinen nicht widerstehen und tanzte mit ihm ein paar Runden und machte mich so vor den indischen Gästen zum Affen. Die zeigten nämlich noch weniger Tanzbereitschaft. Während de Vorstellung gähnten die Kleinen oft herzhaft, trotzdem spielten sie weiter bis das Buffet eröffnet wurde. Ein Mann verkaufte nebenan Armreifen, die im Dorf hergestellt werden.
Die Gerichte am Buffet waren rein indisch und sehr lecker zubereitet. Das Dinner kostete 350 Rupien pro Person,, das Bier war für günstige 130 Rupien zu haben. Ich hatte mich vorher mit einem der Kellner unterhalten und von meinem Lieblingsgericht, Ker Sangri, erzählt. Dieses Gericht gibt es nur in Rajasthan, eine Mischung aus Beerenfrüchten und bohnenartigen Fruchtständen, die getrocknet verarbeitet und aufgekocht werden und in der Wüste wachsen.
Als Überraschung hatte man extra für uns ein Schüsselchen davon zubereitet. Lecker! Dann wollte man uns noch etwas extra Gutes tun und stellt noch eine Schüssel mit Huhn hin, natürlich mit Knochen. Das Buffet war nämlich rein vegetarisch und eigentlich wollten wir auch dabei bleiben, so freuten sich die Kellner über die Extraportion Fleisch. Auf Nachfrage kam sogar der Koch an unseren Tisch, mit weißem Kochkittel, und erzählte uns wie man die diversen Gerichte zubereitet.
Als ich den Kellner fragte, wo man Ker Sangri getrocknet kaufen kann passierte etwas Tolles: Er ging mit uns zusammen nachts um ca. 21:00 Uhr noch ins Dorf zum Laden, in dem das Hotel die Zutaten kauft. Dort verhandelte er mit dem Besitzer, dem wir neben einem Kilo getrocknetem Ker Sangri noch einige Dosen guten Safran abkauften - zu etwa der Hälfte des Preises, den wir im Touri-Gewürzshop in Jodhpur bezahlt hatten. Der Koch hat uns dann noch erzählt, wie wir das Ganze zu Hause zubereiten sollen.
Sympathisches Hotel mit Verbesserungspotential beim Ambiente.
Im November 2007 waren wir für 2 Nächte hier.
Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die Webseite vom Surajgarh Fort
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