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In Indien hat man noch oft die Möglichkeit in alt-ehrwürdigen englisch eingerichteten Landsitzen zu wohnen. Und das sollte man dann auch ausnutzen. Ein solches historisches Gebäude ist das Judge´s Court in Pragpur, wie der Name schon sagt hat hier einst ein Gericht residiert.
Im Jahre 1918 wurde der Bau des Hauses abgeschlossen, ein schöner Landsitz in Indo-europäischer Tradition. Der Bauherr war der im Jahr 1878 geborene Richter Sir Jai Lal, seine alte Ernennungsurkunde aus dem Britischen Kolonialreich hängt noch heute im Hoteltreppenhaus unter Glas. Nach britischem Muster wurde hier auch Recht gesprochen und Jai Lal war der erste Inder im High Court des Punjab.
Der heutige Besitzer ist ein Nachfahre und heißt Vijay Lal, seit elf Generationen lebt seine Familie hier im Dorf. 1997 entschloss er sich das alte Familienanwesen in ein Hotel zu verwandeln. Heritage Hotels sind ein gutes Geschäftsmodell um die heute viel zu großen und teuren Anwesen zu erhalten. Er vermietet nicht nur Zimmer im Haupthaus, sondern restaurierte auch Häuser seiner Familie mitten im Dorf.
Die Einkünfte durch den Tourismus sollten dem ganzen Dorf Pragpur zugutekommen. Verwaltet wird das Judge´s Court heute von der WelcomHeritage Hotelgruppe.
Wir haben uns für dieses Hotel entschieden, weil es ein guter Ausgangspunkt ist, um die Attraktionen im Kangra Valley zu besuchen. So sind das Kangra Fort und der Felsentempel von Masrur in einem bequemen Tagesausflug zu erkunden.
Das Hotel liegt mitten im alten Teil von Pragpur, das Indiens ältestes Museumsdorf ist. Da hatten wir uns schon etwas anderes drunter vorgestellt, mehr dazu auf der Seite Pragpur.
Umgeben ist der Prachtbau von einer alten 12 ha großen Gartenanlage mit riesigen alten Mangobäumen, kunstvoll angelegten Beeten und blühenden Sträuchern. Viel Grün rundum und die Lage ist somit sehr ruhig, eine richtige Oase im quirligen Indien.
Leider waren im Garten im Oktober noch keine Früchte reif, zwischen November und Januar gibt es Zitrusfrüchte, gefolgt von den Lychies ab Mitte Juni und reifen Mangos ab Mitte Juli.
Das Hotel liegt mitten in einem Heritage Village namens Pragpur, im Distrikt Kangra, Himachal Pradesh, die Zufahrt von der Hauptstraße aus ist kurz und steil und man wundert sich erst einmal wohin man fährt. Bis dann das imposante Gebäude erscheint, nachdem man ein par kleinere Bauernhäuser und Weiden passiert hat.
Der Beas-Fluss, der hoch oben im Himalaya bei Manali im Kullu-Tal entspringt, strömt nur 6 Kilometer vom Dorf entfernt durchs das grüne Hügelland. In der näheren Umgebung haben sich riesige Seen gebildet, die gut geeignet zum Angeln sind. 65 Kilometer sind es bis Dharmshala in den Bergen und 175 Kilometer bis Chandigarh.
Es gibt im Judge´s Court 10 Zimmer, davon sind drei Suiten. Jeder Raum ist individuell mit alten Möbeln eingerichtet und sie heißen Kipling, Hardinge, Kangra, Dhauladhar, Hermitage und so weiter. Unser Zimmer namens Kipling lag im 1. Stock, schräg gegenüber der Rezeption über eine Holztreppe zu erreichen.
Neben den Zimmern gibt es auch Aufenthaltsräume, die wie ein üppiges Wohnzimmer eingerichtet sind, einen in Erdgeschoß und einen im 1. Stock. Voller alter Bilder und Andenken aus früheren Zeiten, mit Kristall, Plüsch und Sofalandschaften.
Unser Zimmer war groß und geräumig, mit alten Möbeln wie einem kleinen Schreibtisch im Erker. Besonders auffallend die riesige Lampe mit roten Lampenschirmen und Glaskirstallen. Die Türen hatten eine gute Höhe, sogar für Michael. Die verschlossene Verbindungstür zum Nachbarzimmer war mit einem Spiegel zugestellt.
Die Einrichtung im Zimmer ist recht alt und dunkel, aber insgesamt durchaus gemütlich. Es gibt sogar einen offenen Kamin für kühle Winterabende. Dazu ziemlich bequeme Betten, was in Indien eher selten ist. Leider hatten wir zwei Einzelbetten mit sehr breiter Ritze. Direkt dahinter ein Fenster mit Rollos und Blick in den Garten, in das am Nachmittag die Sonne scheint.
Auch das Badezimmer bietet alles, was man braucht wenn auch auf recht engem Raum. Sehr witzig ist das Fenster zum Zimmer in der Dusche, da kann man beim Duschen sehen was der Partner im Zimmer so macht und umgekehrt. Unten auf dem Foto Michael vom Bad aus fotografiert. Vor allem gibt es hier gut funktionierendes heißes Wasser und den üblichen Eimer für die indische Art zu duschen. Rund ums das Waschbecken ist ausreichend Ablagefläche und es gibt dorch auch Steckdosen.
Das Frühstück im Judge´s Court war an beiden Tagen sehr unterschiedlich. Am ersten Morgen waren nicht viele Gäste anwesend und so hatte man ein paar Tische im Garten gedeckt. Wir hatten nette Deutsche kennen gelernt und haben dann zusammen mit ihnen an einem Frühstückstisch gesessen. Alles wurde auf Bestellung an den Tisch gebracht. Wir hatten uns alle vier für indisches Frühstück entschieden.
So gab es Poori oder Puffbread mit würziger Kartoffelsauce. Ich hatte dann meinen üblichen Joghurt mit Bananen und Honig. Nur Kaffee und Tee haben uns hier leider gar nicht geschmeckt, denn die wurden nur mit Pulver zubereitet. Sogar der Masala Chai, das Nationalgetränk, war ein Pulvertee, der nur auf Nachfrage mit heißer Milch aufgegossen wurde, und der mit heißem Wasser dem entsprechend fade schmeckte.
Am zweiten Morgen war eine Gruppe indischer Touristen aus dem Süden anwesend und so gab wurde im Garten ein Buffet aufgebaut. Da konnte man sich dann bedienen, neben indischem warmen Gerichten gab es natürlich auch Joghurt, Cerealien, Früchte und Saft aus dem Tetrapak wie schon am Tag zuvor. Michael mochte die Baked Beans mit Geflügelwürstchen.
An einem Gasbrenner stand der Koch und bereitete die Eier auf Wunsch zu, wir haben ein Masala Omelette bestellt. Es gab eines der besten Omeletts der Reise, saftig und heiß serviert Die kann einfach nicht jeder, meist ist das Öl nicht gut oder die Pfanne zu heiß, so daß das Omlett trockenbrät, auch sonst ist das Essen hier sehr gut. Wir waren mit dem Frühstück schon fertig bevor die Gruppe aufgestanden war, so konnten wir dann recht früh in Richtung Shimla, unserem nächsten Ziel, aufbrechen.
Es gibt auf dem Gelände zwar ein Restaurant in einem Pavillon im Garten, aber auf Grund des schönen Wetters haben wir immer auf der Rasenfläche im Hof gegessen. Das Haus wird am Abend schön angeleuchtet und bietet so eine prächtige Kulisse.
Am ersten Abend saßen wir mit zwei netten Deutschen an einem Tisch, die wir während der Cocktailstunde vor dem Essen kennen gelernt hatten.
Später zog man dann an einen der Esstische neben dem Restaurant um. Als Erstes gab es eine Gemüsesuppe, bei der wir uns nicht ganz sicher waren ob die nicht aus der Tüte war. Danach wurden wir aber schnell verwöhnt, denn es gab leckeres Huhn und einen scharf gewürzten lokalen großen Fisch aus dem riesigen nahegelegenen Stausee. Der war sehr lecker. Außerdem Auberginenmousse, Erbsen und Pilze, Reis und Chapati-Brot. Alles wurde zum Tisch gebracht und wir konnten uns aus den Schüsseln bedienen. Zum Nachtisch servierte man uns dann Creme Caramel mit Eis.
Der Koch war sehr nett, kam aber am ersten Abend im ziemlich bekleckerten Outfit an den Tisch zu den Gästen. Am nächsten Tag hatte er dann eine frische, weiße Kochjacke an und freute sich sichtlich über unser Lob diesbezüglich. Kochen kann der Mann, oben rechts auf dem Bild, jedenfalls sehr gut.
Am zweiten Abend gab es dann ein Buffet, was sich für die indische Reisegruppe auch lohnte. Es wurde ebenfalls im Garten hinter dem Haus aufgebaut und die Tische verteilten sich auf dem Rasen. Da konnten auch wir uns dann nach Herzenslust aus den Töpfen bedienen und alles war sehr lecker. Es gab wieder den leckeren lokalen Fisch, gut gewürztes Dal Makani, Palak Paneer, Kichererbsen, Yamswurzel und natürlich Reis und Chapati.
Am Ende haben wir für zwei mal Abendessen, inclusive Old Monk Rum und Bier, 3.075 Rupien bezahlt.
Nettes Heritage Hotel in ruhiger Lage mit gutem Essen. Das W-Lan war kostenlos und funktionierte zumindest in den Aufenthaltsräumen im Erdgeschoss und auf der Terrasse.
Im Oktober 2013 waren wir für 2 Nächte hier.
Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die Webseite vom Hotel The Judge's Court.
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The Judge's Court
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