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Jaisalmer ist berühmt für seine beeindruckende mittelalterliche Festung und dem ebenso alten, innerhalb der Festung gelegenen Stadtkern, dem ich eine eigene Seite gewidmet habe. Die Festung von Jaisalmer ist etwas Besonderes, denn sie wird noch von ca. 2.000 Menschen bewohnt. Neben dem Palast des Maharajas leben hier in den Privathäusern die drei einflussreichsten Kasten: 70% der Bewohner sind Brahmanen, der Rest Rajputen-Krieger und Jain-Anhänger. Besichtigen kann man den Palast, der heute ein Museum ist und einige Tempelanlagen. Die imposante, dreieckige Festung ist 500 m lang und 250 m breit. In den Mauern integriert sind sich 99"halbrunde und 76"Meter hohe Bollwerke, von denen aus man früher das Fort verteidigt hat. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die darunter liegende Altstadt und in die flache Umgebung, vor allem bei Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang.
Ein paar günstige Hotels und Restaurants sind innerhalb dieser Mauern ebenfalls entstanden, was die Anzahl der hier lebenden Menschen noch erhöht. Jeder versucht sein Geschäft zu machen, überall hängen Schilder mit Internet oder Restaurantangeboten und am Rand der Gassen haben die Händler ihre Waren aufgebaut. Hat der Besucheransturm zunächst einmal zu einem erneuten Aufblühen der Stadt geführt, so stellt der Fremdenverkehr gerade die Festung jedoch auch zunehmend vor massive Probleme. Aufgrund des mittelalterlichen Abwassersystems innerhalb des Forts waren bereits 3 der insgesamt 99 Bollwerke der Festung vom Einsturz bedroht, weil Wasser in deren Fundamente drang. Zur Hochsaiseon, wenn die Touristen kommen, wird nun 12 mal so viel Wasser in das Gebiet gepumpt wie noch vor 15 Jahren. Der größte Teil des Schmutzwassers sickert in den Boden unter der Altstadt innerhalb der Festungsmauern. An manchen Teilen der Festungsmauer kann man heute schon von außen sehen, wie hoch die Feuchtigkeit und die Versalzung schon gestiegen sind.
Man baute neue Abwasserkanäle, die allerdings zu klein geplant wurden. So ist das Problem heute zwar gemindert, aber die meisten Reiseführer empfehlen kein Hotel mehr, das innerhalb der Festung liegt. Nur im Killa Bhawan wohnt man ökologisch korrekt mit eigener Abwasseranlage. Somit ist Killa Bhawan die einzige Anlage im alten Fort, die man mit gutem Gewissen bewohnen kann und die seit einigen Jahren als einzige in internationalen Reiseführern noch empfohlen wird. Es wurden bisher schon enorme Summen aufgewendet, um das Fort zu erhalten. Häuser wurden stabilsiert, sie bekamen neue Anschlüsse an das Abwassersystem und ehemals graue Zementflächen ersetzte man durch enheimischen Sandstein. Es gibt eine internationale Kampagne, die Spendengelder sammelt. Wer etwas zum Ehalt der Anlage beitragen will, der findet Informationen auf der Webseite www.jaisalmer-in-jeopardy.org.
Man betritt die Festung an der Ostseite vom Gopa Chowk, eine Rampe aus Stein führt ziemlich steil hinauf. Man muss schon ein wenig aufpassen, denn Fußgänger, Motorradfahrer, Ritschkas und Kühe teilen sich den schmalen Weg. Im Inneren befindet sich eine zweite höhere Festungsmauer, die zusätzliche Sicherheit gegen Angreifer bot. Drei mächtige Tore, Suraj Pol (Sonnentor), Ganesh Pol (nach dem Elefantengott Ganesh benannt) und Hawa Pol (Windtor), schützen den einzigen serpentinenartigen Zugang zur Oberstadt.
Dahinter finden Besucher eine Vielzahl von engen Gassen mit offenen Abwasserkanälen und sehr viele Shops. An jeder Ecke will jemand etwas verkaufen oder einen in ein Restaurant locken. Die Konkurrenz ist hart in Jaisalmer, auch Internetcafés und sogar italienische Restaurants mit Pasta, Pizza und Capuccino gibt es mittlerweile innerhalb der Festungsmauern.
Ein Rundgang durch die engen Gassen ist besonders am Abend schön, wenn die meisten Touristen unterwegs in die nahen Sanddünen sind, um dort inmitten von Trubel den Sonnenuntergang zu betrachten. Dann ist es in der Festung ruhig und die Leute leben ihren Alltag, den man durch viele offene Türen miterlebt. Kein Verkehr stört den Lebensrhythmus der wenigen Bewohner, abgesehen von einigen Motorrollern und Motorrikschas. Viele Häuser haben an der Weißgestrichenen Hausfront Elefanten oder andere Glück bringende Motive aufgemalt. Ist die Farbe noch frisch, dann hat vor kurzem eine Hochzeit stattgefunden - praktischerweise steht dann gleich ein Datum dabei.
Der siebenstöckige Maharawal Palace mit seinen kunstvollen Schnitzereien ist einer der ältesten Paläste in Rajasthan. Hier zahlt man Eintritt, in die Festung selbst kommt man umsonst. Die Fassaden sind teilweise recht spartanisch verziert, bei der Innenausstattung orientierten sich die Herrscher Jaisalmers an den Palästen ihrer weiteren Umgebung. Die Räume sind nach dem üblichen Muster mit Wandgemälden, Kacheln und Spiegeln verziert.
Innerhalb des Forts finden sich auch etliche Tempel, darunter ein Komplex miteinander verbundener Jain-Heiligtümer, sie stammen aus dem 12. - 16. Jahrhundert. Wie so viele Tempel dieser Religion zieren sie besonders aufwendig gestaltete Reliefs und Skulpturen, die mythologische Szenen mit Göttern und Tänzerinnen zeigen. Eine kleine Kopie des berühmteren Jain-Tempels in Ranakpur. In der Bibliothek befinden sich die ältesten in Indien bekannten Schriftstücke, sie wurden noch auf Palmblätter geschrieben.
Wir wanderten mehrmals zu verschiedenen Tageszeiten durch die Festung, denn gewohnt haben wir mittendrin im Killa Bhawan, dem schönsten Hotel der Stadt. Am ersten Abend machten wir uns auf die Suche nach dem Sunset Point, von dem aus man einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang haben soll. In den engen Gassen gibt es des Öfteren Hinweisschilder, die aber meist in ein Restaurant oder in einen Shop führen. Ab und zu versuchten wir die Mauern zu erklimmen und einen Blick auf die darunter liegende Stadt zu erhaschen. Nicht immer war das möglich, denn auch ohne Beschilderung wechselt irgendwo der öffentliche Straßenraum und wird ein privater Hinterhof. Da will man den Bewohnern ja auch nicht über die Terrasse laufen. Nur an zwei Stellen konnten wir auf die Zinnen, aber da hatten wir von unserem Hotel aus einen wesentlich schöneren Blick. Ein paar bunte Vögel flogen herum, Papageien gab es hier zwar nicht, dafür aber die hübschen bunten Bienenfresser, die im Abendlicht Insekten fingen. Aus der Unterstadt hört man gedämpfte Geräusche, das Röhren der Kamele und das Geschrei der Kinder vermischt sich mit Hupen und Musikfetzen.
In einer engen Gasse lachten wir über eine Kuh, die versuchte in einen Wohnraum einzudringen. Gleich daneben sprach uns der Besitzer eines kleinen Shops in hervorragendem Deutsch an und wir unterhielten uns eine Weile. Er hatte in Deutschland studiert und erinnerte sich sehr gern an diese Zeit und den ungezwungenen Kontakt zu seinen Mitstudentinnen. An uns lobte er unsere korrekte Kleidung: langer Rock und bedeckte Schultern bei mir, Hemd und lange Stoffhose bei Michael, "wie ein Inder" sagte er. Mit uns könne er sich unterhalten, auch in den Augen seines Großvaters im Haus nebenan könnten wir so als ordentliche Menschen durchgehen. So im Gespräch vertieft verpassten den Sonnenuntergang, aber es tat uns nicht leid. Auf dem Bild oben ist der nette Mann in der Mitte zu sehen, leider haben wir die Mailadresse verloren. Falls ihr ihn seht, sagt ihm dass sein Bild im Internet ist.
Ein Gang durch die Gassen kann auch recht lästig sein, weil einem ständig jemand was verkaufen will. Das reinste Spießrutenlaufen zwischen Shops, deren Inhalt uns nicht interessierte. So komprimiert wie hier in Jaisalmer hatten wir es nirgendwo in Rajasthan empfunden. An den Wänden weist ein Schild zum "very best sunset point", der natürlich zufälligerweise direkt auf der Terrasse einer Pizzeria liegt, die auch mit Espresso wirbt. Auch sehr nett sitzt man im tibetischen Restaurant, welches hoch über dem Eingangstor und direkt neben unserem Hotel Killa Bhawan liegt.
Video zum Thema
Great Desert Fort of Jaisalmer
Google Map zum Thema
Die Festung von Jaisalmer
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