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Essaouira, die schöne Hafenstadt mit etwa 85.000 Einwohnern an der marokkanischen Atlantikküste, Hauptstadt der Provinz Essaouira in der Region Marrakesch-Safi, ist schon sehr lange besiedelt.
Der Ort war eine phönizische Gründung unter dem Namen Migdol, die dann später von den Puniern und den Römern beherrscht wurde. Ausgrabungen, die hier in den 1950er Jahren begannen, belegen eine frühphönizische Niederlassung aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Neueste Grabungen lassen vermuten, dass die in der Bucht von Essaouira gelegenen Islas de Mogador einen phönizischen Außenposten der antiken Welt darstellten.
Die westmarokkanische Küste gehörte zur römischen Provinz Mauretania Tingitana mit der Hauptstadt Volubilis. Im Jahr 429 n. Chr. eroberten die Vandalen den Norden der Provinz, im Jahre 533 wieder von den Römern eingenommen. Zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert schlossen sich mehrere regionale Berberstämme der Herrschaft der arabischen Umayyaden an, die auch den Süden Spaniens beherrschten. Im 11. Jahrhundert integrierte Yusuf ibn Taschfin, der Gründer von Marrakesch, die Region um Essaouira in sein Reich.
Im 15. Jahrhundert eroberten die Portugiesen einige Gebiete an der marokkanischen Atlantikküste. Im Jahr 1506 besetzten sie die vorgelagerte Insel und begannen umgehend mit dem Bau der heute noch sichtbaren Befestigungen und der Hafenanlagen. Zu dieser Zeit wurde die grosse Festung gebaut und erhielt den Namen Mogador. Bereits im Jahr 1510 gaben die Portugiesen den exponierten Stützpunkt wieder auf und räumten die Festung. Später versuchten verschiedene Mächte wie Spanien, England, die Niederlande und Frankreich vergeblich, Essaouira zu erobern.
Im 16. Jahrhundert soll ein Schotte namens McDonald in der besetzten Hafenstadt eine neue Wahlheimat gefunden haben. Der auch heute noch verehrte islamische Schutzpatron Sidi Mogdul soll eben dieser Schotte gewesen sein. Zu jener Zeit lebten hier muslimische Berber und Araber, jüdische Kaufleute und christliche Seefahrer friedlich nebeneinander und trugen zur wirtschaftlichen Blüte der Stadt bei. Die Festungsanlagen schützten dabei den wertvollen Handelsplatz.
Im Jahr 1764 hatte der Alawitensultan Sidi Mohammed ben Abdallah die Vision, die Stadt zu einem geschützten Handelszentrum auszubauen, um den Handel zwischen Marokko und Europa zu stärken und den lukrativen Austausch mit Europa und den Amerikas nutzen können.
Um die Stadt als sicheren Handelshafen zu etablieren, beauftragte der Sultan den französischen Militärarchitekten Théodore Cornut mit dem Bau eines modernen Befestigungssystems. Dieser hatte zuvor unter dem französischen Festungsarchitekten Vauban gearbeitet und brachte das Wissen und die Techniken europäischer Festungsarchitektur nach Essaouira.
So wurden die heute noch gut erhaltenen Befestigungsanlagen und die gut durchdachte Hafenkonstruktion stark von französischen und portugiesischen Einflüssen geprägt.
Die Straßen wurden geradlinig und geordnet angelegt, was Essaouira von den traditionell engen und labyrinthartigen Medinas anderer marokkanischen Städte unterscheidet. Das Hauptaugenmerk lag auf den Stadtmauern und den den Türmen. Die Skala de la Kasbah und die Skala du Port, zwei wuchtige Verteidigungswerke, sollten die Stadt vor Angriffen schützen.
Seit 2001 ist die Medina von Essaouira mit ihren Festungsanlagen Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Heute kann man einen Teil der schönen Festung besuchen und entlang des Atlantiks auf der Stadtmauer spazieren gehen. Ein sehr belieter, romatischer Ort für einheimische Paare, besonders zum Sonnenuntergang.
Viele Touristen kommen wahrscheinlich nur hierher, weil die Festung als Drehort für die beliebte Serie Game of Thrones diente. Da wir die nie gesehen haben, war uns das ziemlich egal.
Ein Spaziergang über die Stadtmauer und zur Festung lohnt sich auf jeden Fall. Man hat einen schönen Blick auf das Meer und die spanischen, niederländischen und portugiesischen Kanonen, die hier stehen, sind wirklich beeindruckend und ein beliebtes Fotomotiv. Die Kinder klettern gerne darauf herum. Allerdings kann es hier je nach Tageszeit auch ziemlich voll werden.
Die Sqala de la Kasbah liegt entlang der nördlichen Stadtmauer der Medina und ist mit einer Reihe bronzener Kanonen ausgestattet, die auf das Meer gerichtet sind. Sie diente zur Verteidigung der Stadt gegen Angriffe von See, vom der etwas erhöhten Bastion am Nordende konnte auch die nördliche Seeseite geschützt werden. Hier ist der Eintritt frei, der Zugang erfolgt über eine große Rampe entlang der Stadtmauer, in der es auch einige kleine Läden gibt. Eine ähnliche starke Bastion mit Kanonen drauf gibt es auch auf der Landseite, das Borj Bab Marrakech im Südwesten direkt neben unserem Parkplatz und dem dortigen Stadttor, heute ein Museum.
Die Sqala du Port ist eine kleinere Festung, sie liegt direkt am Hafen und sicherte den Zugang zum Hafengebiet. Sie wurde so gebaut, dass sie das Ein- und Auslaufen von Schiffen kontrollieren und Angriffe von Piraten oder fremden Seemächten abwehren konnte. Hier zahlt man Eintritt, pro Person 60 MAD. Und das nur, weil man vom Turm aus einen schönen Blick über die Stadt hat.
Mit der Eröffnung des Hafens von Casablanca im frühen 20. Jahrhundert verlor Essaouira an wirtschaftlicher Bedeutung. Die Handelsrouten verlagerten sich, und die Festungsanlagen gerieten langsam in Vergessenheit. Essaouira blieb eine kleine, ruhige Küstenstadt, die erst in den 1960er Jahren wiederentdeckt wurde, diesmal von Künstlern, Musikern und Reisenden.
Besonders in den 1960er und 1970er Jahren wurde Essaouira zu einem beliebten Ziel für die internationale Hippie- und Musikszene, und viele bekannte Künstler fanden ihren Weg in die Stadt. Hier einige der bekanntesten Künstler und Musiker, die von Essaouira angezogen wurden: Jimi Hendrix, Cat Stevens, Orson Wells, Jimmy Page und Robert Plant von Led Zeppelin und viele Maler und andere Künstler.
Essaouira ist ein wichtiges Zentrum für Gnawa-Musik, eine spirituelle und rhythmische Musikform, die mit den Nachfahren westafrikanischer Sklaven nach Marokko kam. Die Stadt ist Gastgeber des jährlichen Gnawa (oder Gnaoua?) and World Music Festival, bei dem Gnawa-Musiker aus aller Welt zusammenkommen und gemeinsam mit internationalen Künstlern auftreten. Diese Musikrichtung und das Festival haben Musiker aus der ganzen Welt inspiriert und nach Essaouira gezogen, darunter auch bekannte Jazz- und Weltmusik-Künstler.
Einmal in Jahr wird es dann so richtig voll hier, wenn im Frühsommer das Festival beginnt. Auf zwei großen Bühnen in der Stadt und direkt am Strand gibt es drei Tage lang allabendlich kostenlose Konzerte mit einer halben Million Besuchern. Und das seit über 25 Jahren.
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