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Wenn man durch die schier endlosen Zuckerrohrfelder auf der Insel fährt oder am Strand der Ile aux Cerfs liegt, dann kann man es kaum glauben: Aber die Insel Mauritius ist mit am dichtesten besiedelt von allen Ländern der Erde. Auf den 1.850 km² Inselfläche leben über eine Million Einwohner. Das waren nach Statistiken aus dem Jahr 1995 ca. 554 Menschen pro m². Zum Vergleich: In Deutschland sind es gerade mal ca. 230 Köpfe.
Auf der Insel, vor allem aber an den Küsten, wo die Touristen meist wohnen, merkt man davon wenig, denn 46% der Bevölkerung lebt in den Städten.
Noch ein wenig Statistik: Die Geburtenrate beträgt 18,3 pro 1.000, die Lebenserwartung liegt bei 71 Jahren (74 für Frauen und 66 für Männer). Die Bevölkerungsexplosion setzte allerdings erst ein, nachdem Krankheiten wie Malaria und andere Seuchen erfolgreich bekämpft wurden. Noch 1867 betrug die Sterberate 247 pro Tausend und heute ist die Hälfte der Mauritianer jünger als 20 Jahre.
Die Vielfalt der ethnischen Gruppen ist einzigartig, die meisten Einwohner sind freiwillig oder unfreiwillig Zugereiste: 68% sind Indo-Mauritianer, 27% Kreolen afrikanischer oder madegassischer Herkunft, 3% Chinesen und 1,5% Weiße, meist Franko-Mauritianer.
Wenn so viele Kulturen und Hautfarben auf engem Raum leben, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, ist das weltweit schon ziemlich einmalig. Hier auf Mauritius herrscht ein Klima der Toleranz und Respekt gegenüber Andersartigkeit, man bleibt aber trotzdem meist in der sozialen Gruppe verwurzelt und heiratet auch meist untereinander.
Ein lehrreiches Beispiel für manche europäische Touristen, die glauben, ihr Land würde "überfremdet", nur weil es ein paar Moscheen gibt und einige Menschen mit Kopftüchern herumlaufen.
Zusammen mit den Europäern sind die Kreolen die ältesten Einwanderer der Insel. Holländer und Franzosen holten sich für die harte Arbeit auf den Plantagen von Anfang an Sklaven, die man aus Madagaskar und Afrika heranschleppte. Wie sie von ihren Herren behandelt wurden ist bekannt, die ersten Siedler hatten freie Hand und konnten mit den Sklaven umgehen, wie sie wollten. Als die Engländer 1815 die französische Kolonie übernahmen, kamen auf 15.000 weiße Europäer ca. 63.000 Sklaven.
Nachdem die Sklaverei abgeschafft war, blieben die Menschen der zweiten oder dritten Generation im Land. Im Laufe der Zeit verbanden sie sich mit der Schicht der Mischlinge, die es nach dem "code noir" der französischen Kolonialmacht zwar gar nicht geben dürfte, aber...
So enstand die zweitstärkste Bevölkerungsgruppe - die Kreolen. Sie sprechen heute noch Créole und gehörden dem römisch-katholischen Glauben an.
Inder und Pakistani stellen die Mehrheit und sie sind in allen Berreichen der Wirtschaft, Politik und Kultur dominierend. Diejenigen, die auf Grund von Arbeitsverträgen nach Mauritius kamen, wanderten aus den verschiedensten indischen Landesteilen ein, denn nach Befreiung der Sklaven auf den Plantagen hatten diese keine Lust mehr, unter ihren Peingern weiterzuarbeiten. Die Plantagenbesitzer waren gezwungen, sich nach anderen Arbeitern umsehen und holten deshalb in der Mitte des 18. Jahrhunderts die billigen indischen Arbeitskräfte ins Land.
Diese Einwanderer hatten verschiedene sprachliche und religiöse Hintergründe: Hindus, Christen und Moslems, die verschiedene Dialekte sprachen. Fast 70% der heutigen Bevölkerung sind indischer Abstammung, Mischehen mit anderen Bevölkerungsgruppen sind auch hier eher selten. Die Frauen aus dieser Gruppe sieht man oft in traditionellen Seidensaris mit schillernden Farben - sehr schön anzusehen, diese bunten und prächtigen Gewänder im Straßenbild von Mauritius. Die verheirateten Frauen tragen den Bindi auf der Stirn. Dieser kleine rote Punkt ist ein Glücksbringer und soll der Frau als Verantwortliche für den Haushalt ausreichenden Wohlstand garantieren.
Die ersten Chinesen kamen um 1800 weder als Sklaven, noch als geringe Arbeiter sondern als Kaufleute nach Mauritius. Sie sorgten für die weiße Oberschicht für Luxusgüter wie Seide und Porzellan. In Port Louis entstand ein größeres Chinesenviertel, auch hier sprache man verschiedene Sprachen. Am meisten jedoch Kantonesisch.
Auffallend wenige Frauen waren unter den ersten 3.500 Einwohnern chinesischer Herkunft, nur 58. Heute beträgt der Anteil der Chinesen auch nur 3% an der Gesamtbevölkerung.
Die Amtssprache ist Englisch, damit kommt man als Tourist auch überall auf der Insel durch. Kreole ist die Muttersprache von vielen und auch französisch ist auch weit verbreitet. Andere Sprachen sind Hindi, Tamil, Telegu, Gujarati, Marathi und kantonesisches Hakka.
Die meist gesprochene Sprache ist indischen Ursprungs - der Bhojpuri Dialekt. Zu Hause wird sehr oft innerhalb der Familien noch die Sprache des Ursprungslandes gesprochen, chinesische Familien unterhalten sich auf Kantonesisch, Inder sprechen Hindi etc. Die Volkssprache ist kreolisch, in Büros und in der Verwaltung wird dann doch wieder eher Englisch gsprochen, die Oberschicht unterhält sich lieber auf Französisch.
Die meisten Mauritianer unterhalten sich mit Fremden am liebsten auf Französisch, obwohl Englisch schon seit einem Jahrhundert offizielle Amtssprache ist. Englisch lernt man in der Schule oder man braucht es für den Beruf.
Mauritius ist eine Demokratie mit politischen Parteien, Interessengruppen und Gewerkschaften. Staatsoberhaupt: Karl Auguste Offmann (seit 25. Februar 2002). Vor ihm sind innerhalb von drei Tagen 2 Präsidenten des Inselstaats zurückgetreten. Cassam Uteem und sein Nachfolger Angidi Chettiar weigerten sich jeweils, das neue Anti-Terror-Gesetz zu unterzeichnen. Dieses hätte unter anderem erlaubt, Hausdurchsuchungen ohne richterliche Genehmigung durchzuführen.
Wo noch im letzten Jahrhundert wenige Herren über ein Heer von Sklaven dominierten entstand bis heute eine tolerante Demokratie.
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