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Schon vor dem Besuch in Swakopmund war uns klar, dass wir auf jeden Fall eine geführte Tour durch die Wüste mitmachen möchten. Nur so kann man all die kleinen Bewohner mit einem erfahrenen Führer entdecken, an denen man sonst ahnungslos vorbeilaufen würde. Es gibt zwei Anbieter in Swakopmund, die früher mal zusammen gearbeitet haben um sich dann später zu trennen: Tommy Collard und Christopher Nel. Beide bieten das gleiche Programm. Wir haben uns für Chris Nel entschieden und es nicht bereut. Hier ist ein aktueller Bericht über ihn in der Allgemeinen Zeitung: Chris Nel: Spurenleser, Umweltaktivist und grandioser Touristenführer.
Wer nach Swakopmund kommt, sich für die Natur interessiert und diese Tour nicht mitmacht, der hat wirklich etwas versäumt. Wer mehr auf Action aus ist und bei Discovery-Dokumentationen im Fernsehen eher wegschaltet, der wird sich hier vielleicht langweilen - vielleicht wird aber die Neugier auf die kleinen Dinge erst geweckt.
Schon von Deutschland aus buchten wir problemlos per Mail, bezahlt wird dann in Bar am Ende der Tour. Am Morgen wird man um 8.00 Uhr in der Unterkunft abgeholt und um 13 Uhr endet die Tour dort wieder. Der Preis beträgt 500 N$ per Person. Der wesentlich Unterschied zwischen Tommy und Chris ist die Gruppengröße. Während Chris höchstens mit 2 Autos fährt, das sind maximal 16 Personen, ist Tommy oft mit viel mehr Leuten unterwegs. Zur Hochsaison können es dann auch schon mal bis zu 6 Fahrzeuge im Konvoi sein. In kleineren Gruppen hat aber jeder Teilnehmer eher die Möglichkeit, die Tiere zu sehen oder auch mal auf die Hand zu nehmen. So viel Glück wie wir hat man allerdings selten, denn Chris tauchte an diesem Morgen mit seinem kleinsten Fahrzeug auf: Wir waren die einzigen Gäste und hatten ihn ganz für uns alleine. Dazu war er froh, nicht die gesamte Tour Deutsch reden zu müssen, auch wenn er das kann, aber auf Englisch war es auch für ihn entspannter. Zusammen verbrachten wir einen wunderbaren Morgen, den wir nicht missen möchten.
Die Touren finden immer am Morgen statt, denn dann herrscht an den meisten Tagen noch der Nebel an der Küste und es ist entsprechend kühl. Logisch, das sich die dann viel aktiveren Tiere auch besser beobachten lassen. An unserem Fahrtag war es in Swakopmund jedoch ungewöhnlich heiß und sonnig. Die meisten Tiere hatten sich schon tief im kühlen Sand eingegraben, aber ein erfahrener Guide wie Chris findet sie dennoch.
Die Tour startet nur wenige Meter außerhalb von Swakopmund im Flussbett des trockenen Swakop River. In den angrenzenden Dünen leben die "Little Five", dazu zählt man das Namaqua Chamäleon (Chamaeleo namaquensis), die Sidewinder Snake (Bitis Perinqueyi), den Shovel-Snouted Lizard (Meroles anchietae), die Cartwheeling Spider (Carparachne aureoflava) und den Palmato Gecko (Pachydactylus rangei). Auf meiner Seite Little Five sind diese Tiere alle näher beschrieben. Die meisten hier lebenden Tiere haben erstaunliche Fähigkeiten entwickelt, um in der Hitze und Trockenheit überleben zu können. So gibt es einen endemischen Nebeltrinker-Käfer, der seinen Hinterleib nach oben streckt, den Nebel daran kondensieren lässt und das so gewonnene Wasser trinkt. Es gibt Echsen, die Tänze aufführen um auf dem Sand zu laufen und Spinnen, die bei Gefahr mit 44 Umdrehungen in der Sekunde den steilen Dünenhang hinabrollen.
Es ist eine Freude, Chris bei der Arbeit zu sehen. Die Fauna in der Wüste ist, wie die Flora, sehr vielfältig und er bemüht sich, seinen Gästen möglichst viel davon zu zeigen und zu erklären. Es gibt es eine erstaunliche Artenvielfalt mit unglaublichen Anpassungen im Kleinen und den meisten Besuchern bleibt dies ohne Führer völlig verborgen. Chris liebt die Wüste, zeigt Ehrfurcht für die Natur und hat das Bedürfnis, die schönen und versteckten Schätze der Namib Wüste mit anderen zu teilen. Zuerst erklärt er mit einer Zeichnung im Sand die Nahrungskette in der ariden Umgebung.
So eine wandernde Sanddüne ist nicht auf allen Seiten gleich. Die Beschaffenheit des Sandes ist auf der dem Wind zugewandten Seite fester als auf dem windgeschützten Rutschhang, in dem man bei jedem Schritt fast knietief einsinkt. Tiere, wie Geckos oder Eidechsen, leben eher auf der weichen Seite, denn hier sammeln sich auch die durch den Wind angewehten die Gräser und Samen angeweht. Cris nennt es "Dünen-Müsli" aus angewehten Pflanzenresten, das Silberfische gerne fressen und die damit den Anfang der Nahrungskette bilden. Die Käfer fressen die Silberfische, Echsen die Käfer und Schlangen die Echsen. Ein ständiger Kreislauf.
Wo wir höchstens ein kleines Loch im Sand sehen, springt Chris aus dem Auto und gräbt gezielt einen kleinen Schwimmfußgecko (Pachydactylus rangei) aus. Das fast durchsichtige Tierchen sitzt dann auf seiner Hand und wir können es in unserem Körperschatten von allen Seiten betrachten und fotografieren. Danach wird jedes Tierchen wird mit aller Vorsicht in sein Gebiet zurückgesetzt und wir haben gewartet, bis es sich wieder in den kühlen Sand eingegraben hat. Einer wollte nicht so recht und wir haben ihn dann mit dem Hut zugedeckt und ein wenig länger gewartet, bis er wieder unter dem Sand in Sicherheit war. Die heiße Sonne hätte ihn ausgetrocknet.
So zeigte uns Chris nur den Eingang zum Versteck einer Afrikanischen Radspinne (Carparachne aureoflava), die tarnen ihre 50 cm tiefen Höhlen mit einer sandbedeckten Klappe aus Spinnenfäden. Hätten wir sie ausgegraben, wäre dies ihr Tod gewesen, denn sie braucht 8 Stunden um zum Stabilisieren ihrer neuen Höhle ein neues Netz zu spinnen. Bei der Hitze haben wir dann lieber auf ihren Anblick verzichtet.
Es ist ein besonders Erlebnis, einen Fitzsimmon´s Burrowing Skink (Typhlacontias brevipes) auf der Hand zu halten und seine wachsartige Haut zu spüren. Oder Chris mit einer beißenden Düneneidechse (Aporosaura anchietae) am Ohr zu fotografieren, die ihm wie schmucker Ohrring sehr gut steht. Auf unserer Rundfahrt sahen wir auch ein Wüsten-Chamäleon (Chamaeleo namaquensis), leider habe ich es nicht geschafft, die sehr schnelle Zunge voll ausgefahren zu fotografieren. Trotz Serienbild war die Zunge mit 18/100 Sekunden für den Schnapp zu schnell gewesen. Chris hatte das Tierchen mit einigen leckeren Käfern gefüttert, davon fressen sie ca. 200 pro Tag.
Später am Morgen wurde es immer heißer, so dass selbst der abgehärtete Chris nicht mehr barfuss im Sand herumspringen konnte. Die Fahrt führt durch den schönen Wüstengürtel zwischen Swakopmund und Walvis Bay. Der Naturschützer achtet sehr darauf, die Geröllflächen nicht zu beschädigen um dem Öko-System keinen Schaden zuzufügen. Herumliegender Müll wird eingesammelt.
Die Geröllflächen sind geschützt und die Heimat der seltenen Damara-Seeschwalben, die endemisch in dieser Region brüten. Neue Fahrspuren sieht man hier noch Jahrzehnte später. Man hat unterwegs genug Zeit, um oft anzuhalten und Fotos von den Dünen und der Umgebung zu machen. Im Sonnenlicht schimmern sie purpurrot, da das im Sand enthaltene Eisen durch die Wirkung der Küstennebel oxidiert. Aber auch der Ausblick am Mittag ist sehr schön und auch die verschiedenen Färbungen des Sandes wurden hervorragend von Chris erklärt: Je nach Gewicht bleiben unterschiedlich schwere Materialen oben auf der Düne liegen oder werden vom Wind fortgeblasen und sammeln sich im Tal. Er hat immer einen dicken Magneten mit, den er auf einer dunklen Sandkuppe über den Sand zieht. Wie ein dichtes, schwarzes Fell stehen dann die Eisenspäne darauf. Auch wenn sie auf dem Arm liegen, bringt sie ein darunter gezogener Magnet zum Stehen, das fühlt sich toll an.
Zum Abschluss der Rundfahrt fährt man eine hundert Meter hohe Düne herauf und auf der windabgewandten Seite wieder herunter. Dabei macht der Sand ein dumpfes, röhrendes Geräusch. Von der letzten Düne aus hatten wir dann einen freien Blick auf weitere Dünenkämme und den Atlantik, bevor wir nach Swakopmund in unsere Unterkunft, die Villa Margherita, zurückkehrten.
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