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Mit dem Ende der Apartheidspolitik werden südafrikanische Weine nicht mehr geächtet und das Land hat sich innerhalb von 200 Jahren mit 108.000 ha Rebfläche zum sechstgrößten Weinproduzenten der Welt entwickelt. Viele Nationen haben dafür wesentlich länger gebraucht.
Gut 9.8 Millionen Liter wurden im Jahr 1998 alleine nach Deutschland exportiert, die Tendenz ist steigend. Immer mehr Weinfreunde entdecken die guten und preiswerten Weine vom Kap. Bulk Wine, Wein einfachster Machart aus verschiedenen Anbaugebieten und oft aus verschiedenen Jahrgängen macht noch immer fast die Hälfte des Exportvolumens aus.
Im Zuge der Aufbauarbeit und zunehmenden Exportorientierung wird auch immer mehr Rotwein angebaut. Die Nachfrage nach roten Reben steigt rasant und viele Winzer haben sich neu orientiert. Große Weingüter und Kooperativen der Vergangenheit werden in Sachen Qualität von kleinen neuen Weingütern mit engagierten Weinmachern verdrängt, die sich an kalifornischen und europäischen Standards orientieren.
Die kühlen Winde vom Kap, die viele Sonne und der teilweise saure, sandreiche und kalkreiche Boden fördert die jeweiligen Spitzenweine. Pflanzte man früher seine reben wegen der schönen Aussicht und der Nähe zur Stadt, werden neue Weingüter dort gegründet wo es guten Boden und die besten klimatischen verhältnisse für den Weinanbau gibt.
In den Küstenregionen mit kühlem, feuchten und damit mediterranem Klima wachsen leichte frische Weißweine und Pinot Noir, während das trockene, warme Hinterland der Küste gutes Potential für herausragende Rotweine hat. Etwa 80% der Anbaufläche liegt in einem Viertelkreis von 200 Km Radius von Kapstadt in Richtung Nordost. Hier haben die Trauben lange Reifeperioden und in fast allen Berreichen, außer in Constantia, ist Bewässerung nötig. Vor allem jenseits der Küstengebirge, im Swartland und in der kleinen Karoo führt eine Wasserleitung durch jede Rebenreihe und überall zwischen den Feldern sind kleine Stauteiche angelegt.
Die Region um Stellenbosch und Durbanville hat eine bevorzugte Lage durch die Nähe zum Indischen Ozean und passende Lücken im Gebirge, hier kühlt die frische Meeresbrise am Abend die Weinberge und schafft somit ein ausgewogenes Klima. Eiswein kann man hier aber nicht erwarten, Temperaturen von 5°C sind das tiefste der Gefühle.
Die besten Ergebnisse gibt es heute bei den sechs wichtigen Rebsoren, hier auch "Big Six" genannt: Sauvignon Blanc, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz und Pinotage. Diese Spitzensorten machen heute ca. 25% der Gesamtrebfläche aus, mit zunehmender Tendenz.
Die alten Weingüter und Bauernhäuser im niederländischen Kolonialstil sind Landmarken der Siedlungsgeschichte der Weißen in Südafrika. Eine Weinprobe in den Probierstuben der Estates mit zumeist historischem Hintergrund, mit ihren oft harmonisch in die Landschaft eingefügten Gebäuden wird jeden Weinfreund begeistern. Dazu kommen wunderbare Gärten, wie zum Beispiel in Babylonstoren.
Weinbau am Kap war in der Vergangenheit aber nicht nur eitel Sonnenschein, die Weinbauern waren auf ihre schwarzen Arbeiter angewiesen um die Ernte einzubringen und die Kellerarbeiten zu erledigen. Über viele Jahrzehnte wurden sie auf den Weingütern wie Sklaven gehalten und nur mit Lebensmitteln oder meist mit billigem Wein bezahlt. Generationen von Menschen wurden so alkoholabhängig gemacht, Kinder im Mutterleib geschädigt. FAS heißt diese Krankheit, auch das fetale Alkoholsyndrom oder Alkoholembryopathie genannt. Mehr zum Thema gibt es hier. Seit 1982 ist diese Entlohnung in Naturalien nicht mehr erlaubt.
Heute gibt es einige Projekte, in denen Farmen versuchen, qualifiziertes Personal auszubilden. Es werden Häuser für die Arbeiter und ihre Familien gebaut, Kindergärten und Schulen eingerichtet und hin und wieder auch ein kleines Stück Land zur eigenverantwortlichen Bearbeitung überlassen. Mustergültig ist hier zum Beispiel das Weingut Buitenverwachting in Constantia.
Ein weltweit beachtetes Landreform-Projekt ist Nelsons Creek in Paarl. Der weiße Rechtsanwalt Alan Nelson erwarb 1987 eine heruntergewirtschaftete Weinfarm und hatte seinen Arbeitern zu Beginn der neunziger Jahre 9,5 Hektar Land versprochen, den diese zum eigenen Weinanbau nutzen sollten.
Im Februar 1998 ernteten die schwarzen Arbeiter dann die ersten Trauben von den eigenen Rebstöcken, eine bis dahin in Südafrika kaum vorstellbare Aktion. Unter dem Markennamen "New Beginnings" wird der Wein vermarktet. Hier ist der passende Link auf die Webseite vom Weingut Nelsons Creek.
Trotzdem sind schwarze Weinbauern leider auch noch heute eher die Ausnahme und die wenigen haben es schwer, sich auf dem immer noch von Weißen dominierten Markt zu behaupten.
An dieser Stelle möchte ich auf zwei Rebsorten nächer eingehen, die besonders wichtig für Südafrika sind.
Der weiße Chenin Blanc, in Südafrika auch Steen genannt, ist die vorwiegend angebaute Sorte und bereits seit dem 17. Jahrhunder am Kap heimisch. Sie ist die große weiße Traube aus dem Tal der Loire und vermutlich die anpassungsfähigste und vielseitigste Rebsorte der Welt. In Südafrika mach sie fast ein Drittel des Bestandes an produzierenden Reben aus. Vorwiegend wird daraus einfacher und billiger Massenwein, so genannter Bulk Wine, produziert. Diese Flaschen stehen für wenige Euro in den Regalen sogar unserer Supermärkte.
Pinotage wurde 1924 an der Universität Stellenbosch von einem Südafrikaner namens Abraham Perold erfunden durch eine Kreuzung von Pinot Noir und Cinsault. 1961 wurde diese neue Züchtung zum ersten Mal vermarktet. Diese Rebe ist sehr vielseitig, früh reifend und widerstandsfähig, dabei liefert die Traube hohe Säure- und Zuckerwerte. Bei passendem Boden und in klimatisch etwas kühleren Regionen sind damit durchaus frische, saftige und fruchtige Weine zu realisieren. Der Ausbau geschieht vielerorts trotz der heftigen Säure nicht in Eichenfäsern, angeblich, um den fruchtigen Himbeergeschmack der Pinotagetraube hervorzuheben. Nach unserer Einschätzung besteht beim Ausbau im Holzfass die Gefahr, dass der Pinotage zu leicht übermäßig bitter wird, diese Tendenz ist sowieso schwer zu vermeiden.
Die Züchtung hatte schnell großen Erfolg, heute hat Pinotage einen festen Platz im Rebensortiment Südafrikas und der Anteil steigt, aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage wird immer mehr Pinotage gepflanzt. Bei entsprechender Pflege und Mengenbeschränkung pro ha ergibt diese Rebe Weine, die an gute Burgunder erinnern können.
Wie gesagt: können, denn die meisten Pinotage-Abfüllungen, die man bei uns kaufen kann, sind minderwertig. Zu hohe Erträge und falsche Vinifikation sind dafür oft die Gründe. Unserer erster Pinotage aus dem Supermarkt landete gleich im Abfluss, er roch widerlich nach Azeton. Der zweite war gerade noch so trinkbar. Schon nach dem ersten Schluck bekommt ein einfacher Pinotage einen bitteren Nachgeschmack, was als sehr störend empfunden wird.
Wirklich geschmeckt hat uns noch bisher kaum einer der von uns probierten reinen Pinotage, unserem Geschmack am nächsten kam noch der Tukulu aus Darling an der West Coast, der von einem schwarzen Winemaker hergestellt wird. Aber die Geschmäcker sind ja beklanntlich verschieden, wir lieben eher Shiraz aus dem Swartland.
Lange Lagerzeiten sind in Südafrika weitgehend unbekannt, obwohl der Pinotage seinen vollen Geschmack meist erst nach mindestens zehn Jahren Flaschenlagerung erreicht.
Seit 1997 verabstaltet die ABSA-Bank einen Pinotage-Wettbewerb an dem mittlerweile alle Top-Erzeuger teilnehmen. Gelobt werden unter anderem die Pinotage von den Weingütern Kanonkop, Diemersfontein, Fairview Estate, Neethlingshof, Delheim, Lanzerac, Avontuur, Beyerskloof, Eikendal und Groot Constantia. Sie sind Garant für gute Qualität.
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