Archiv : Infos und Bilder aus 1998
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Mit mittlerweile ca. 65.000 Einwohnern ist das 180 km südlich von Bangkok in der Provinz Prachuap Khiri Khan gelegene Hua Hin nicht nur das älteste Seebad, sondern auch der bekannteste Badeort neben Pattaya, das auf der anderen Seite des Golf von Thailand liegt. Doch Pattaya geriet mit den amerikanischen Soldaten, die hier Fronturlaub vom Vietnamkrieg hatten, irgendwie auf die schiefe Bahn zum gesichtslosen Vergnügungspark. Hua Hin hat sich dagegen neben viel historischem Flair auch seine Ursprünglichkeit bewahrt.
Leider scheint dieses idyllische Bild keine Zukunft zu haben. Auch in Hua Hin wird mit Beton geklotzt: An einigen Stellen hat man gigantische Wohnanlagen mit Appartments in die Landschaft gesetzt, ähnlich unpassend und überzogen wie in Phuket. Schön sind diese Hochhäuser nicht, und sie verschandeln die ganze Küste bis nach Cha Am. Sechs Kilometer lang ist hier der feine Sandstrand, im Oktober tummelten sich allerdings viele Quallen im Wasser.
Wer sich für einen Urlaub in Hua Hin entscheidet, den empfängt abseits des internationalen Massenauftriebs die angenehm entspannende Atmosphäre einer typisch thailändischen Kleinstadt. Hier machen viele Thai selbst Urlaub, hier wird noch mehr Thai als Englisch gesprochen, man sieht im Umland auch nicht viele Schilder, die für uns Touristen noch lesbar wären. Wer die Ruhe sucht, der erträgt mit erleichterter, quasi buddhistischer Gelassenheit den Mangel an "Fun" und "Action". Abends beim Bummel bekommt man unversehends Einblicke bis in die offenen Wohnzimmer und das Leben spielt sich hauptsächlich auf der Straße ab.
Ursprünglich nur ein aufstrebender Fischerort wandelte sich Hua Hin Anfang des 20. Jahrhunderts. Verschiedene Quellen sind sich nicht einig, ob es 1910 war oder 1911, ob der Prinz nun Chakrabongse oder Chulachakrabongse hieß oder ob es gar Prinz Purachatra oder Prinz Nares waren. Aber eigentlich ist es auch egal, wer den ersten Schritt tat, und ob der erste herrschaftliche Sommerpalast in Hua Hin nun Saem Samran House oder Klai Klangwon hieß. Resultat der häufigen Jagdausflüge des Adels in diese Provinz Siams war eine zunehmende Begeisterung für das Land, das Meer und das milde sommerliche Klima, und bis in die zwanziger Jahre hinein zog es mehr und mehr Mitglieder des Hofes hierhin.
Der weitere Aufstieg Hua Hins war eng mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Bangkok nach Singapur verbunden. 1921 waren die Sommerresidenzen plötzlich nur noch eine bequeme Tagesreise von Bangkok entfernt. Der Zustrom erholungssuchender reicher Städter nahm stark zu, die Küste zwischen Hua Hin und Cha Am wurde zur "französischen Riviera" Thailands - wenngleich auf Kleinstadtniveau. Als das imposante Railway-Hotel errichtet wurde, war es zuerst nur für die Fahrgäste gedacht. Aber im Grunde hatte damit die touristische Ära Hua Hins begonnen. Auch den König selbst zieht es nun im Sommer hierher, auf dem Bild sieht man das wunderschöne und gut erhaltene königliche Wartehäuschen am Bahnhof von Hua Hin, welches streng getrennt von dem Banhofsgebäude für Normalsterbliche errichtet wurde und auch heute noch von König Bhumiphol Adulyadej benutzt wird.
Am 24. Juni 1932 war Hua Hin Zeitzeuge eines eigentlich unvorstellbaren Vorgangs: König Prajadhipok (Rama VII.) ist hier gerade in seiner 1926 errichteten Sommerfrische, als die Siamesische Volkspartei - bis dahin eine Untergrundorganisation der westlich gebildeten Elite - in Bangkok einen Staatsstreich durchführt. Große Teile des Hofstaats, viele Prinzen und wichtige Beamte werden als Geiseln genommen und der König bekommt eine Botschaft überbracht, in dem ultimativ seine Mitarbeit an einer neuen Verfassung für eine konstitutionelle Monarchie gefordert wird. Innerhalb einer Stunde gibt Prajadhipok - alt, krank und amtsmüde - seine Zustimmung, um unnötige Opfer bei diesem überfälligen Schritt in der Entwicklung Siams zu verhindern.
Die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Königshaus beeinflußt auch heute noch die Atmosphäre in Hua Hin: Es gibt eine Bannmeile um den königlichen Palast, eine Verbotszone für motorgetriebene Wasserfahrzeuge. Die Leute sind stolz darauf, daß der König regelmäßig hier ist, und dies bewirkt eine ganz eigene Ruhe und Gelassenheit.
Solange wir uns in der Nähe des Strandes und des Ortszentrums aufhielten fiel die Orientierung in Hua Hin leicht. Es gibt nur ein paar Straßen, die alle zum Hafen führen und die von Bars und Restaurants gesäumt sind.
Landeinwärts auf der anderen Seite der großen Durchgangsstraße wurde am Abend der Nachtmarkt zum Mittelpunkt der städtischen Lebens. Mit zunehmender Dunkelheit wandelte sich der Charakter der wichtigen Dechanuchit-Road vom Verkehrsweg zu einer Mischung aus Fressmeile und Basar. Von Hand gezogene Karren oder mopedbetriebene Dreiräder wurden am Straßenrand aufgebaut und boten als Garküche, Holzkohlegrill oder Saftbar ein reiches Angebot der bei den Thai so beliebten kleinen Happen. Jeder Stand war dabei spezialisiert auf eine kleine Anzahl Variationen seines Grundgerichts. Dazwischen entstanden aus einfachen Hockern und Holzbänken rustikale Restaurants unter freiem Himmel. Die Essensdüfte lockten von weither sowohl Thailänder als auch Touristen an, die dem improvisierten und doch professionellen Treiben zwar etwas skeptisch gegenüberstanden, aber die frischen Produkte so einer winzigen mobilen Küche sind schon aus gutem Grund so gefragt - einfach mal probieren.
An der nächsten Ecke bildeten fliegende Händler eine Gasse mit Non-Food-Angeboten: die üblichen kopierten Fila- oder Lacoste-Hemden konkurrierten mit Uhren-Imtitaten und Handtaschen vorgeblich nobler Herkunft. Bei der Jugend besonders beliebt waren natürlich die Stände mit Musikcasseten und CDs, heutzutage findet sich dort vermutlich nicht anders als in Bangkok oder Puket auch viel selbstgebranntes, vom lokalen Bands bis hin zu MS-Office-XP.
Das Meer hat Hua Hin nicht nur schöne Strände geschenkt, es liefert auch eine Menge Fische. Die zweitgrößte Fischereiflotte Thailands ist hier beheimatet, somit ist sowohl der Hafen als auch das riesige, quirlige Hafenpier eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten. Man sollte einmal im Urlaub wirklich früh aufzustehen, damit man die Rückker der in der Nacht ausgefahrenen Fischerboote und den folgenden Handel beobachten kann.
Im Licht großer Scheinwerfer, die auf dem Meer die Fische anlocken, wird mit großem Hallo der Fang in den Laderäumen sortiert und für den Fischmarkt in Kisten gepackt. Überall sind am Pier Leinen gespannt, auf denen kleine Tintenfische getrocknet werden - eine knusprige Leckerei wie bei uns eine Tüte Kartoffelchips.
Wie das Hafenpier selbst sind südlich davon auch Teile der Altstadt als Pfahlbauten errichtet, oben auf dem Bild zu sehen. In den engen Gassen mit antiken oder auf antik getrimmten Holzhäusern und Schuppen finden sich hier einige einfache, urige Restaurants, wo das Hauptangebot natürlich aus Fisch besteht. Wie überall in den thailändischen Küstenorten liegen Krebse, Garnelen und Muscheln, Red Snapper, Tintenfische und urtümlich aussehende Panzertiere auf Eis oder in Seewasserbecken direkt vor der Tür und verführen zum Besuch des Lokals. Wenn man irgendwo wirklich frische Ware bekommt, dann hier.
In Hua Hin gibt es ähnlich wie in anderen Urlaubsorten Thailands eine beachtliche Aussteiger-Gemeinde von Deutschen, Schweizern und Österreichern, die hier besonders den etwas gemächlicheren Lauf der Dinge schätzen. Und weil es ein relativ einfaches Geschäft zu sein scheint betätigen sich wie überall in Thailand die meisten davon in der Gastronomie. Immer wieder entdeckten wir deutschsprachige Namensschilder: "Rolfs Aelpli-Bar" zum Beispiel wurde gerade gebaut und bei seinem schweizerischen Nachbarn sind wir immer versackt. Weitere Namen sind mir von 1993 nicht im Gedächnis geblieben, es gab aber noch mehr davon...
Die Barszene ist recht überschaubar und in keiner Weise mit der in den anderen Touristenorten in Thailand zu vergleichen. Ich bin meist in einer kleinen Bar versackt. Die Gasse lag direkt gegenüber vom Haupteingang des Hotel Melia. Die Mädels waren sehr nett, auf meinem Bild sieht man die hübsche They, die für mich eine Mottenspirale anzündet. Gegen die Kakerlaken hat auch das nichts genützt. Bier trinkt man eisgekühlt mit Styropormantel direkt aus der Flasche und unterhält sich angeregt mit den gelangweilten Mädchen.
Mein damaliges Lieblingsrestaurant gehört einem Franzosen und seiner agilen Thai-Frau und hieß "Le Chablis". Auf der Karte stand zwar hauptsächlich französische Küche, aber das Thai Food auf der letzten Seite war einfach empfehlenswert.
Das Bild unten - den Abzug bekam ich vom Besitzer geschenkt - wurde direkt nach der Eröffnung gemacht und ich sitze in einem weißen T-Shirt mit dem Rücken zum Ausgang. Die Großausgabe dieses Bildes hängt nach Aussagen einger Freunde auch heute noch in dem Restaurant - vielleicht gehst Du ja mal gucken, wenn Du vorbeikommst, ob ich noch da hänge.:-)
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