Archiv : Infos und Bilder aus 1998
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Bangkok drohte regelrecht an Staus und Smog zu ersticken. Für viele Reisende war die Stadt jahrelang der Horror schlechthin. Die Menschen sind hier zum großen Teil motorisiert. Zu den sechs Millionen Einwohnern kommen zusätzlich drei Millionen Pendler aus dem Umland, die eine Alternative zu den schnellen Booten und Fähren auf dem Chao-Phraya-Fluss brauchen. Also brauchte Bangkok wie jede andere Großstadt der Welt ein funktionierendes, modernes Nahverkehrssystem.
82% aller täglichen Fahrten werden mit Bus, Auto, Motorrad oder Taxi zurückgelegt. Verkehrsstaus gehören zum täglichen Straßenbild. In der Innenstadt beträgt die Fortbewegungsgeschwindigkeit im Allgemeinen weniger als 10 km/h. Wer es sich leisten kann hat einen Wagen mit Fahrer, aber wer kann das schon? Unmengen an Lebenszeit und wirtschaftlicher Kraft werden im Stau vergeudet, die negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf dem Bevölkerung sind nur schlecht zu schätzen.
So setzte sich in den letzten Jahren, wenn auch langsam, die Erkenntnis durch, dass es auch aus Umweltschutzgründen so nicht weiter gehen kann und nur der schnelle Aufbau eines effizienten Nahverkehrsnetzes einen Ausweg bietet.
Anfang der neunziger Jahre beschloss die Stadtverwaltung die ersten Schritte in Richtung des modernen Nahverkehrs. Nun hat sie sich zusätzlich zur Hochbahn auch zum Bau eines echten U-Bahn-Rings in Bangkok entschlossen, überall wird schon kräftig an den Tunnels gebaut. Die U-Bahn ist vollautomatisch, entspricht der in U-Bahn in Vancouver und soll Ende 2003 fertiggestellt werden. Bis vor kurzem waren U-Bahn Pläne immer an den Kosten und am sumpfigen Boden der "schwimmenden Stadt" gescheitert. Wer also in einigen Jahren nach Bangkok reist, wird dann wieder neue Annehmlichkeiten im öffentlichen Nahverkehr vorfinden.
Am 4. Juli 1995 wurde der Bauauftrag für das BTS von der privaten Bangkok Mass Transit System Corporation Ltd. (BTSC) an das Konsortium Siemens AG / Italian Thai Development (ITD) vergeben. Geplant waren zwei Metrolinien, die auf einer ca. 12 Meter hohen Trasse durch die City von Bangkok geführt werden. Wir waren zur Bauphase in Bangkok und haben die Bauarbeiten erlebt, am Tag und vor allem in der Nacht wurde an der Trasse gearbeitet. Lärm und Dreckbelästigung, zum Beispiel auf der Sukhumvit Road, waren Alltag.
Die Finanzierung hing öfters an einem seidenen Faden, Hoehepunkt war die Asienkrise im Jahr 1997. Sie trieb den Hauptfinanzier Tanayong und BTSC an den Rand des finanziellen Ruins. Die Kosten explodierten, am Ende kostete das ganze Projekt satte 2,6 Milliarden Mark. Erst nach 6-8 Jahren wird hier mit schwarzen Zahlen gerechnet.
Die komplette Systemplanung und Koordination lagen in der Hand des Konsortiums unter der Führung von Siemens, die Planung der Trassen, der Gleis- und Signalanlagen, der Central Station und auch die komplette Planung und technische Ausrüstung des Depots in Mo Chit. Das Betriebskonzept wurde erstellt, die Fahrpläne ausgearbeitet und das thailändische Personal in Europa und vor Ort geschult. Das Auftragsvolumen für Siemens betrug ca. 1,5 Mrd. DM.
Gebaut wurden die Wagen in Wien, die Fahrwerke im Porsche-Design stammen aus Graz. Sie sind ein Nachfolgemodell der Metro in Singapore.
Auf der Sukhumvit Line können heute bis zu 22.000 Fahrgäste pro Stunde in jeder Richtung transportiert werden, auf der Silom Line sind es immerhin 13.500. Rund 30.000 Fahrgäste soll das zu 100% privat finanzierte Nahverkehrsprojekt pro Stunde befördern.
Meist sind die Wagen allerdings nur locker gefüllt, die Bevölkerung von Bangkok scheint das neue Transportsystem noch nicht voll in ihren Alltag integriert zu haben. Auf meinem Bild links ist es schon gut besetzt, allerdings war das nicht zur Rush Hour. Vielleicht sind Fahrpreise von 10-40 Baht für die meisten zu teuer, der ursprünglich geplante Einheitspreis von 15 Baht ließ sich auf Grund der explodierten Kosten nicht verwirklichen. Für 10 Baht kann man schon über eine Stunde bis zur Endhaltestelle mit den Expressbooten auf dem Chao Phraya fahren. Wenn die Straßen nicht verstopft sind, dann haben Personengruppen unter Umständen sogar einen Preisvorteil, wenn sie zusammen ein Taxi nehmen. Im Skytrain wird ja immer pro Person bezahlt und Taximeter machen das Taxi in Bangkok relativ preiswert.
Das neue Massentransportmittel erstreckt sich zur Zeit über zwei Linien. Die Sukhumvit Line (auf dem Bild hellgrün) erstreckt sich über 16,8 Kilometer von On Nut zum Busbahnhof Mo Chit und verfügt über 17 Stationen. Entlang der 6,3 Kilometer langen Silom Line (auf dem Bild dunkelgrün) vom Nationalstadion zur Sathorn-Brücke gibt es sieben Stationen. Die Linien begegnen sich kreuzungsfrei in 2 Ebenen am Siam Square, hier kann man bequem umsteigen. Die Silom-Line endet zur Zeit am Nationalstadion, direkt neben dem MBK-Einkaufszentrum. Geplant ist für die Zukunft ein Ausbau in Richtung Chinatown. Die Verlängerung der Strecke wird aber wohl erst realisiert, wenn sich der Deal für die privaten Betreiber rechnet. An zwei Stellen im Streckenplan sind zudem noch weitere Haltestellen für die schon bestehenden Linien geplant. Diese Ausbaupläne lassen die Siemens-Manager auf Nachfolgeaufträge hoffen.
Die feste Fahrbahn mit elastischer Schienenbefestigung erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit der Züge von bis zu 80 Stundenkilometern. In Spitzenzeiten fahren sie im Abstand von 2 bis 3 Minuten. Um bei dieser dichten Taktfolge einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, wird die Anlage von einer hochmodernen Zugbeeinflussungseinrichtung automatisch überwacht und dirigiert. Das Kontrollzentrum, in dem alle ausgewerteten Daten zusammenlaufen, befindet sich in der Hauptverwaltung, im Depot Mo Chit am nördlichen Ende der Sukhumvit Line. Hier ist auch die Werkstatt zur Wartung und Instandhaltung der Wagen.
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